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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Münchener Kriminaldirektion II, da man auch ein einfaches Erpressungsdelikt für möglich hielt.
    »Der Text ist typisch!« wiederholte der Leitende Kriminaldirektor bei einer Besprechung. »Er hat genau den Ton einer Nachrichtenübermittlung, wie wir ihn bei Agententätigkeit gewöhnt sind. Ich bin gespannt, ob Franz-Josef und Tante Emmy schon aktenkundig sind.«
    Sie waren es nicht. Es waren neue Namen. Von allen nun beteiligten Ämtern kam eine Null-Meldung. Ein völlig unbekanntes Team arbeitete im Raum München.
    Der ›tote Briefkasten‹ war nun uninteressant geworden. Von dort würden keine neuen Erkenntnisse mehr kommen. Die große Chance, Sender und Empfänger der Nachrichten zu observieren und damit in den Kreis dieser Agentengruppe vorzudringen, war vertan.
    »Wer denkt denn auch an so was?!« sagte der Reviervorsteher gekränkt, als der Polizeipräsident ihm versteckt, aber deutlich genug zu verstehen gab, daß er einen großen Bock geschossen hatte. »Ich kann doch nicht jeden Mann, der sich im Wald bückt, als Spion verfolgen! Die haben jetzt gut reden in München …«
    Das Dezernat 14 ließ nach den Polizistenbeschreibungen zwei Zeichnungen anfertigen und an die anderen Ämter schicken. Man sah Observantenfotos durch, ein kluger Computer wurde befragt, auch er mußte passen. Auf keinen bekannten Agenten trafen die Zeichnungen zu.
    Ein neuer Mann. Wo ansetzen, wo nachfragen, wo forschen? Die V-Männer und Doppelagenten, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln in der Gegenspionage eingesetzt waren, meldeten ebenfalls: Völlig unbekannt.
    »Das kann ein ganz kleiner Fisch, kann aber auch ein Riesending sein!« sagte der Leiter des Dezernats 14, nachdem alle negativen Ermittlungen zusammengefaßt waren. »Ich glaube nicht an eine einfache Erpressersache. Dazu war der Bursche viel zu clever. Soviel Kaltblütigkeit – da juckt es mir immer unter der Haut.«
    Peter Hämmerling setzte sich zunächst ab. Er flog nach Ischia, bezog dort in einem mittleren Hotel ein Zimmer mit Meerblick und Balkon und war überzeugt, daß man hier auf ein Phantombild in deutschen Zeitungen nicht achten würde, falls dergleichen überhaupt publiziert wurde.
    Er meldete seine Ankunft nach Brüssel und erfuhr von Mijnher Harrelmans, daß der gesamte deutsche Spionageabwehrapparat in Bewegung geraten sei.
    »Du lieber Himmel!« Hämmerling war ehrlich betroffen. »Wieso denn das? Es lagen doch gar keine Anzeichen dafür vor.«
    »Sie haben einen Zettel vergessen«, sagte Harrelmans tadelnd. »Mit einer Aufforderung an Franz-Josef.«
    »Oh, Scheiße!«
    »Ein gutes Wort! Mein Informant war auch entsetzt. Ein Glück, daß nur drei Menschen wissen, wer Franz-Josef ist.«
    »Was soll ich tun?« fragte Hämmerling ziemlich kleinlaut. Ein Versagen in diesem Metier ist immer kritisch. In Moskau gilt nur der Erfolg.
    »Bleiben Sie vorerst in Italien«, sagte Harrelmans ziemlich kühl. »Sie hören noch von mir. Haben Sie genug Geld?«
    »Ja.«
    »Das ist gut. Von mir hätten Sie auch keins mehr bekommen.«
    Mit bebenden Händen legte Hämmerling auf. Der letzte Satz hatte voll getroffen. Er spürte, wie die Poren seine Angst ausschwitzten.
    Einen Augenblick dachte er daran, Bubrow anzurufen und ihn zu warnen, aber dazu war es vielleicht schon zu spät. Wie er Harrelmans kannte, hatte dieser bereits ein Netz um Bubrow gezogen und neue, auch ihm unbekannte Männer um ihn herum postiert. Sogar die Telefonleitung konnte angezapft sein, und bei der Baubehörde wollte Hämmerling auf keinen Fall mehr anrufen. War auch nur der leiseste Verdacht auf Bubrow gefallen, wurde er bereits überwacht. Hämmerling hatte kein Interesse, die Spur nach Ischia zu verlängern.
    In diesen Tagen sagte Bubrow beiläufig zu Irene, als sie am Sonnabend nach langer Zeit wieder einmal in einem Schwabinger Feinschmeckerlokal saßen:
    »Ich habe da einen interessanten Mann kennengelernt. Waschmittelvertreter oder Firmenbeauftragter oder dergleichen in einem amerikanischen Konzern. Ein reiner Zufall. In meinen Benzintank hatten Lausebengel Zucker geschüttet, und in der Werkstatt kamen wir ins Gespräch. Er hat einen Ford, gut gepflegt, ich könnte ihn billig kaufen. Ich habe eine Probefahrt gemacht, während ich auf die Reparatur warten mußte.«
    »Möchtest du gern ein Auto, Liebling?« fragte sie.
    »Es war nur so eine Idee.« Bubrow löffelte sein Dessert, heiße Kiwis auf Vanilleeis mit Cointreau, und stocherte in der großen Glasschale herum. »Er hat

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