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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte. Sein Erscheinen war wichtig: Er brachte die telegrafisch von Washington ausgestellte Asylbescheinigung mit.
    In der Ecke des Zimmers, in einem tiefen Ledersessel, bleich und mit geröteten Augen, saß Irene und sah Bubrow starr an, als begreife sie das alles noch nicht. Sie war betrogen worden, abermals von einem Mann betrogen worden, von dem Mann, den sie zum Mittelpunkt ihres Lebens gemacht hatte, dem sie geglaubt hatte wie der Sonne, daß sie morgens aufgehe und abends versinke. Sie hatte sein Geständnis gehört, sie hatte ihn weinen sehen wie ein Kind, und sie hatte gedacht: Er ist nach Sotschi gekommen mit dem Befehl, mich zu lieben. Alles Glück war nichts als ein abgekartetes Spiel. Die Bootsfahrten, die Ausflüge nach Krasnaja Poljana, zum Rizasee, nach Suchumi und Noworossisk – alles Lug und Trug! Die unvergeßlichen Nächte in seinen Armen, alle Worte, alle Zärtlichkeiten – bestellt vom KGB! Mißbraucht worden bin ich, geschändet, zum Werkzeug erniedrigt! Und dann dieses große Welttheater mit der Flugzeugentführung!
    Boris, verlangst du, daß ich das verkrafte?!
    Bubrow griff in die Innentasche seines Jacketts und holte ein Blatt Papier hervor. Cohagen starrte es fasziniert an. Bisher hatte er keine Ahnung gehabt, daß Bubrow das vielleicht wichtigste Dokument der Geheimdienste der letzten Jahre so einfach im Rock mit sich führte.
    Noch einmal blickte Bubrow auf seine Uhr.
    Jetzt ist Orlowskij längst wieder über die Grenze in Brüssel, dachte er. Der Mikrofilm ist in Sicherheit. Ich habe meinem Vaterland einen großen Dienst erwiesen – aber es war anzunehmen, daß man in Moskau darunter nur eine Selbstverständlichkeit verstand.
    Er atmete tief aus, verkrampfte die Finger um den Bogen Papier und blickte Cohagen an, der ihm ermunternd zunickte und plötzlich ein gerötetes Gesicht hatte.
    »Für die Herren, die es noch nicht wissen«, sagte Bubrow mit deutlicher Stimme in deutscher Sprache, »möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Boris Alexandrowitsch Bubrow. Hauptmann im KGB Moskau, Mitglied der kommunistischen Partei, Delegierter der sowjetischen Ingenieur-Verbände, Träger von vier Verdienstorden und Medaillen, Verdienter Aufbauschaffender der Sowjetunion. Innerhalb des KGB bin ich Sonderbeauftragter der Abteilung Ha unter Oberst Sulfi Iwanowitsch Ussatjuk. Mir wurden von der Zentrale besonders wichtige Einsätze übertragen, Einsätze in aller Welt. Ich werde noch darüber sprechen. Mein letzter Auftrag hieß, über Frau Dr. Walther an die Pläne oder die Forschungsberichte der deutschen B-Waffen-Entwicklung heranzukommen. Dieser Plan wurde kurzfristig in der Zentrale entworfen, nachdem bekanntgeworden war – durch die Visa-Abteilung unserer Botschaft in Bonn –, daß Irene Walther einen Urlaub in Sotschi verbringen würde.«
    »Eine gewaltige Sauerei!« sagte Oberst Behrends vom MAD laut. »Man hätte von unserer Seite diesen Urlaub niemals erlauben dürfen! Jeder kleine Leutnant hat Schwierigkeiten, seine Großmutter in Dresden zu besuchen, weil er als Geheimnisträger gilt – aber eine so einmalige Schlüsselfigur wie Frau Dr. Walther läßt man nach Sotschi fahren! Das wird noch Folgen haben …«
    »Was haben Sie nach Moskau gemeldet?« fragte der Mann vom BND nüchtern. Versäumtes zu beklagen, half jetzt nicht weiter.
    »Nichts.« Bubrow lächelte schwach. »Ich weiß, man glaubt mir das nicht. Da ist einer der Topmänner des KGB ein Jahr in Deutschland und hat noch nichts Wissenswertes erfahren! Das ist unmöglich. Dieser Ansicht ist auch Oberst Ussatjuk und hat mich deshalb nach Moskau zurückgerufen. Ich bitte aber, mir das zu glauben: Irene Walther war als Auskunftsquelle über ihre Arbeiten absolut trocken. Sie hat nichts erzählt über das hinaus, was man allgemein von der B-Forschung weiß. Sie hat immer betont: Meine Arbeit soll nicht unser Leben belasten. Ich habe dann auch nicht mehr gefragt, weil ich mich innerlich von meinem Auftrag gelöst hatte. Aus dem Befehl: ›Mach Liebe, Genosse!‹ ist eine echte, tiefe Liebe geworden, die mein Leben verändert hat. Darum stehe ich jetzt vor Ihnen. Ich trenne mich in diesen Minuten völlig von meiner Vergangenheit. Das hat nicht nur mit Politik zu tun. Meine Regierung besteht nicht aus Engeln, aber auch der westliche Imperialismus wird nicht von Heiligen dirigiert! Ich habe hier im Westen vieles gesehen, was ich zum Kotzen finde, ebenso wie mir klar ist, daß wir Kommunisten nie die Idee der vollkommenen

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