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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heute nacht noch eine Kuriermaschine nach New York. Sag nicht, heute fliegt keine mehr. Irgendeine Düse ist immer unterwegs, und in der brauche ich drei Plätze. Ja, in der Nacht. Dan, ich bin besoffen, aber vor Freude. Er ist da! Sitzt hier vor mir und trinkt Wodka. Nein, er kommt nicht nach Bonn zu euch, er fliegt sofort nach New York! Mir ist Wurscht, ob du Leiter Germany bist – ich habe alle Sondervollmachten von Phil Boone. Außerdem hat er noch nichts gesagt, und er spuckt auch nichts aus, bevor er in Sicherheit ist! Dabei ist er voll wie ein kochender Suppentopf. Dan, mach keinen Scheiß, ich brauche heute nacht drei Plätze Kurier nach New York! Ruf mich wieder an.« Er legte auf und nickte Bubrow, der interessiert zugehört hatte, lächelnd zu. »Der gute Dan! Joggt jetzt vor Aufregung aus seiner Unterhose! Wetten, daß er in drei Stunden hier ist? Der greift sich den nächsten Jäger! – Borja, ich bitte Sie …«
    »Glauben Sie, daß wir in New York sicher sind?«
    »Das beste Versteck ist die Großstadt. Sicherer als jeder Dschungel. Mein Gott, wir könnten Sie in Indiana verstecken oder in Delaware, in Missouri oder North Carolina, die Prärien sind auch heute noch unendlich genug, aber je kleiner der Ort, um so mehr fällt ein Russe auf.«
    »Ich spreche doch ein vorzügliches Englisch, nicht wahr?«
    »Zu vorzüglich!« Cohagen setzte sich wieder und griff nach dem Wodka. »Bis der erste Sturm vorüber ist, leben Sie in Manhattan am sichersten.«
    »Erwarten Sie eigentlich viel von mir, Ronny?«
    »Eine ganze Menge. Sie nannten vorhin den Namen Ussatjuk. Der ist für Ihre Qualität Ausweis genug.«
    »Sie kennen ihn?«
    »Wir sind uns ein paarmal auf der dunklen Ebene begegnet. Erinnern Sie sich an den Fall Swardowskij in Istanbul?«
    »Aber ja. Swardowskij ging mit vier Mann in die Falle.«
    »Die Falle war ich.« Cohagen lachte leise. »Und die Sache mit Mahmed Bougharem in Beirut …«
    »Die hätte Ussatjuk fast ein Magengeschwür eingebracht.« Bubrow starrte Cohagen an. »Ronny, Sie sind ein As und ein Aas!«
    »Und nun habe ich Bubrow, Ussatjuks besten Mann! Irre ich mich? Borja, Sie stehen doch ganz oben?«
    »Lassen Sie mir jetzt noch ein wenig Ruhe, Ronny.« Bubrow trank sein Glas leer. »So lange, bis Irina gekommen ist. Haben Sie ein Zimmer für mich? Ich möchte allein sein.«
    »Ein neuer Trick?«
    »Nein!« Bubrow senkte den Kopf. »Aber verstehen Sie mich doch: Ich verlasse mein Vaterland, ich verlasse meine Identität, ich verrate meine ehemaligen Freunde, ich gebe alles auf, was bisher mein Leben ausgemacht hat, ich schlage meiner Heimat ins Gesicht. Aber ich liebe mein Rußland. Ich möchte jetzt allein sein und weinen. Vielleicht kann das nur ein Russe verstehen.«
    Stumm, mit zusammengepreßten Lippen, erhob sich Cohagen. Er ging zu dem zusammengesunken sitzenden Bubrow, klopfte ihm auf die Schulter, strich ihm über das Haar und wandte sich dann zur Tür.
    »Sie können hierbleiben, Borja«, sagte er. »Niemand wird Sie stören. Ich werde erst wiederkommen, wenn Sie auf den grünen Knopf am Telefon drücken.« Borja nickte. Dann, als Cohagen die Tür hinter sich zugezogen hatte, legte er den Kopf weit in den Nacken und bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen.
    Orlowskij kam nach dem Mittagessen in einem Münchener Bräukeller beschwingt ins Hotel zurück. Die Ursache seiner Fröhlichkeit war allerdings weder die Leberknödelsuppe noch die glacierte Schweinshaxe, sondern Mai-theng, eine zierliche Thailänderin, die unter ›Erleben Sie asiatische Zärtlichkeit‹ in den Zeitungen annoncierte. Der Mittag bei Marion am Tag zuvor (zweimal klingeln) war eine Enttäuschung gewesen. Marion machte es ganz cool, kassierte im voraus und sagte zwischendurch, mit einem Blick auf den Wecker neben dem Bett: »Nun mach schon, Süßer!«
    Mai-theng, die zärtliche exotische Blume, entschädigte ihn für alle Unbill. Sie gab ihm das Gefühl, der Größte zu sein, der Stärkste, der Faszinierendste. Hinterher küßte sie seinen Nabel und bedankte sich demütig für diese Stunde. Dieses asiatische Erlebnis beschwingte Orlowskijs Seele.
    Um so ernüchternder war die Rückkehr in den Alltag, als ihm an der Rezeption des Hotels das kleine Päckchen ausgehändigt wurde.
    »Ein Bote des Wasserbauamtes hat es gebracht«, sagte der Portier.
    Orlowskij fuhr sofort auf sein Zimmer, riß die Verpackung auf und sah die winzige Filmkassette. Dann las er Bubrows Abschiedszettel und spürte, wie ihm

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