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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Weltrevolution aufgegeben haben und ständig daran arbeiten, mit allen Mitteln und allen Tricks. Wo in der Welt Unruhe ist, finden Sie auch sowjetische Berater. Ich weiß das genau, ich war selbst öfter Kontrollorgan in Krisengebieten. Unsere Menschheit hat aus keinem Vernichtungskrieg gelernt. Aber die Menschheit wird ja auch nicht gefragt. Diese Milliardenherde wird von einigen fanatischen Politikern und ihren Ideologien regiert, belogen, betrogen und geopfert! – Es war eine Utopie, zu glauben oder zu hoffen, daß sich das ändern könnte. Eine Handvoll Ehrgeizlinge, die sich einbilden, einen ›Auftrag‹ zu haben, wird es immer wieder schaffen, die Massen zu bewegen – die Massen, die so beeinflußbar sind, weil sie – Überbleibsel unserer Abstammung! – ein Leittier haben müssen! Der mit der größten Schnauze blökt – und alle blöken mit. So werden Proteste gemacht, Revolutionen, Kriege, Völkervernichtung. Bricht dann etwas zusammen, heißt es: die Sowjets … Die blökende Herde wird verurteilt, nicht das Leittier. Wer hat über die Jahrhunderte hinweg die Kaiser und Könige verurteilt, die ihr ganzes Leben mit Eroberungskriegen verbrachten? In den Geschichtsbüchern stehen sie, auf Denkmälern kann man sie anstarren, Balladen sind über sie gedichtet worden. Man nennt sie die ›Großen‹. Und so wird es immer sein. Auch unsere heutigen ›Größen‹ sind nicht anders.«
    »Sind wir hier, um eine politische Philippika anzuhören?« sagte Oberst Behrends säuerlich. »Herr Bubrow, was soll das alles? Wie jedes Ding, hat auch Geschichte ihre zwei Seiten. Es bleibt jedem unbenommen, sich eine Seite auszusuchen. Was hat das mit Ihnen zu tun?«
    »Alles!« Bubrow sah Cohagen an. Er ahnte, daß er einer der wenigen war, der ihn verstand. »Ich will einen kleinen Beitrag leisten zur Flucht aus diesem Wahnsinn.«
    »Ausgerechnet als Spion!« sagte Major Assendorff vom MAD sarkastisch.
    »Ja. Ich räume jetzt einen Winkel in der Dunkelheit auf.« Bubrow hob das zerknüllte Blatt Papier. Er hörte, wie neben ihm Cohagen hüstelte. »Ich übergebe Ihnen hiermit eine fast vollständige Liste der wichtigsten Agenten des KGB in Deutschland und den Benelux-Staaten. Auch ein Name im NATO-Hauptquartier ist enthalten.«
    »Amen!« sagte Cohagen in die lähmende Stille hinein, die Bubrows Worten folgte. »Wird das ein schöner Tag!«
    »Nicht zu früh jubeln!« Bubrow reichte das Papier an Cohagen weiter, der es anfaßte, als sei es zerbrechlich. »Es ist wie bei einem Fußballspiel: Auf ein Tor folgt der Gegenstoß!« Er dachte an Peter Hämmerling und seine ersten Gespräche mit ihm. Damals war Hämmerling noch sehr zutraulich gewesen. »Ich nehme an, daß bereits jetzt schon sieben V-Männer des BND und zwei von der CIA in der Sowjetunion verhaftet worden sind. Die Namen sind gestern abend von Brüssel aus nach Moskau gemeldet worden.«
    »Sie sind mir ja ein schönes Schwein, Bubrow!« sagte Oberst Behrends gepreßt und bitter.
    »Und was wäre ich, wenn ich ohne Gegenleistung übergelaufen wäre?«
    »Ein bekehrter Freund.«
    »Ein Riesenschwein!« sagte Bubrow laut. »Verstehen Sie doch: Ich bin Russe und liebe trotz allem meine schöne, unvergängliche Heimat.«
    Am frühen Morgen wurden Bubrow und Irene nach Frankfurt geflogen. Ein Hubschrauber der US-Army, eine Sikorski, wie sie auch bei der Bergung von Raumkapseln eingesetzt wird, ratterte mit ihnen in das fahle Morgenrot hinein. Cohagen und Dan Paddington begleiteten sie. Sie waren froh, diese Nacht hinter sich zu haben.
    Es hatte – das war vorauszusehen – noch Komplikationen gegeben.
    Nach dem Vortrag Bubrows und der Übergabe der Agentenliste, die nebenan gleich mehrfach fotokopiert wurde, forderte der Leiter der Abteilung VIII des Landeskriminalamtes Bayern unvermutet die Freigabe Bubrows für die deutsche Strafverfolgung.
    Paddington, der die Asylgenehmigung aus Bonn mitgebracht hatte, starrte den deutschen Beamten irritiert an.
    »Mr. Bubrow untersteht dem Schutz der USA!« sagte er in seinem kauenden Deutsch. »Was wollen Sie denn mit ihm?«
    »Nach eigener Aussage hat er sieben deutsche Staatsbürger dem KGB ausgeliefert!«
    »Von uns zwei!« erwiderte Cohagen trocken.
    »Da haben wir eine Majorität von fünf!«
    »Ich setze voraus, daß unsere beiden Kameraden wichtiger sind als Ihre sieben!« Das klang sehr arrogant. Der deutsche Beamte setzte eine starre Miene auf. »Außerdem befindet sich Mr. Bubrow auf US-Gebiet und hat auch nicht die

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