Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Wagen des CIA sie abholte.
    »Haben Sie einen vertrauenswürdigen Bekannten oder einen Verwandten, der in Ihrem Auftrag in Steinebach alles abwickeln kann?« fragte Cohagen. Irene nickte mehrmals, als sei sie eine Puppe, die nach dem Einwurf von zehn Pfennig fünfmal nicken mußte.
    »Das wäre Dr. Ewingk«, sagte sie leise.
    »An den würde ich zuletzt denken. Dr. Ewingk wird wegen Ihnen Ärger genug bekommen.«
    »Mein Gott, ja!« Sie sah Cohagen entsetzt an. Erst jetzt kam ihr zu Bewußtsein, welche Folgen ihre überstürzte Abreise haben konnte. »Das wird entsetzlich!«
    »Wir werden mit dem deutschen Verteidigungsministerium klärende Gespräche aufnehmen. Außerdem werden Sie versichern, daß Sie sich nach wie vor an Ihren Eid gebunden fühlen und eine Mitarbeit bei der CIA ablehnen.«
    »Das schlagen Sie mir vor, Mr. Cohagen?« Irene sah ihn fassungslos an. »Sie sind an unseren Forschungen nicht interessiert?«
    »Kaum.« Cohagen lächelte mokant. »Erstens sind wir in den USA immer ein paar Schritte voraus, auch in der B- und C-Forschung, und zweitens besteht Erfahrungsaustausch unter den NATO-Partnern. Wenn Ihre Superbakterie einsatzreif ist, erfahren wir das ohnedies. Die Gefahr kommt von Osten!« Er zeigte auf Bubrow. »Was dort in den Labors gezüchtet wird, wissen wir nicht. Noch nicht.«
    »Ich habe eine Tante in Augsburg, die sich um meine Angelegenheiten kümmern könnte«, sagte Irene.
    »Wundervoll. Dann beauftragen wir Tantchen, Ihren Haushalt in Deutschland aufzulösen.«
    »Soll das heißen: wir kommen nie mehr nach Deutschland zurück?« Sie blickte hinüber zu Bubrow, der unruhig an einer Zigarette sog. »Nie mehr?«
    »Die ersten Jahre nicht!« sagte Cohagen.
    »Warum?«
    »Ich möchte nicht, daß Sie oder Borja verunglücken, beim Starten des Motors in die Luft fliegen, aus dem Hinterhalt beschossen oder – wie der arme Forster – mit einer Giftpistole geimpft werden. Beliebt sind auch Päckchen oder Briefe mit Sprengladungen oder Kontaktgiften. Die Phantasie der Geheimdienstleute ist unerschöpflich – fragen Sie Borja! Es wird lange dauern, bis Moskau diesen Schlag verkraftet. Bis dahin möchte ich Sie aus der Gefahrenzone heraushalten.«
    »Wir sind also gefährdet?« fragte sie.
    »Wie kaum ein anderer.« Cohagen nickte. »Irene, sagen wir es in aller Deutlichkeit: Sie und Borja werden eine lange Zeit im Untergrund leben müssen. Sie tauchen nicht nur unter, sondern Sie werden auch nie wieder auftauchen!«
    »Also: immer auf der Flucht sein?«
    »Aber nein! Sie werden irgendwo ganz friedlich leben – aber als völlig neue Menschen. Sobald wir in New York sind, werden unsere Spezialisten Ihnen Vorschläge machen. Bei uns wird unkonventionell gearbeitet und äußerst schnell. Für eine Behörde erstaunlich schnell.«
    Im Flugzeug einer Boeing der US Air-Force setzte sich Bubrow an ein Fenster, streckte die Beine weit aus und nahm eine Flasche Whisky aus dem Koffer. Er entkorkte sie, setzte sie an den Mund und trank. Irene wollte aufspringen und sie ihm wegreißen, aber Cohagen hielt sie am Pullover zurück.
    »Lassen Sie ihn, Irene«, sagte er leise. »Wir sollten ihn jetzt nicht mehr ansprechen. Er kommt von allein zurück. Lassen Sie ihn saufen, wenn er sich dabei glücklicher fühlt. Vielleicht spült er damit alles hinunter, was von dem alten Bubrow übriggeblieben ist. Das ist sein Kreuz, das er tragen muß: Er ist für den Geheimdienst viel zu anständig! Bis jetzt hat er das selbst nicht gewußt. Nun muß er es durchkauen und runterschlucken!«
    »Man sollte ihm dabei helfen, Mr. Cohagen.«
    »Später! Sie haben noch Zeit genug dazu, viel Zeit. Und die werden Sie auch brauchen. Ein Russe, das erstaunt mich immer wieder, empfindet anders als wir. Wir können in der ganzen Welt zu Hause sein, wir fühlen uns wohl auf Neuseeland und auch auf Jamaika, wenn wir dort gut leben können. Ein Russe aber hat immer Heimweh. Wo er auch ist, so gut es ihm auch in der Fremde geht – es bleibt für ihn die Fremde. Er träumt von Rußland. Bubrow ist da keine Ausnahme – im Gegenteil! Und deshalb: lassen Sie ihn saufen, Irene!«
    Es war vorauszusehen: Bubrow schaffte die Whiskyflasche nicht. Mit glasigen Augen rutschte er immer tiefer in den Sitz, Cohagen nahm ihm die Flasche aus den verkrampften Fingern und breitete eine Decke über ihn. Die 123 Offiziere und Mannschaften, die hinter ihnen dösten, lasen, Karten spielten oder auf die Filmleinwand starrten, wo ein Western lief, wußten gar

Weitere Kostenlose Bücher