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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Irene Walther!« Butajew schnalzte mit der Zunge. »Sie ist der Schlüssel zu dieser Katastrophe!«
    »Auch das kapiere ich nicht. Wenn man weiß, was für Frauen Bubrow schon im Bett hatte … Unbegreiflich!«
    »Ein Weib zieht mehr als zehn Ochsen, sagen die Mongolen. Alle Dinge komplizieren sich zwangsläufig, wenn ein Weib mitspielt.« Butajew trank den dünnen Tee, verzog die Miene, griff zur Wodkaflasche und goß sich einen Schwung in die Tasse. Alkoholdunst umwehte Ussatjuk – ihm wurde fast übel, so gern er sonst Wodka roch. »Was wird nun aus Bubrow?«
    »Er wird in New York von der CIA durch die Mangel gedreht werden.«
    »Und dabei tropft allerhand heraus, was?«
    »Ich hoffe, daß er hart bleibt.«
    »Sulfi Iwanowitsch, Sie hoffen noch immer?! Sie sind ja verblendet, wenn es um Bubrow geht!« Butajew schlug sich auf die Schenkel. »Ist bei Bubrow noch viel drin?«
    »Leider. Sein Wissen ist enorm.«
    »Man sollte für Sie eine Kerze anzünden, Genosse Ussatjuk.«
    »Vielleicht.« Ussatjuk blickte starr gegen die Wand. »Aber erst lassen Sie mich handeln.«
    »Was verstehen Sie darunter?«
    »Ich werde Bubrow in New York oder Washington oder Dallas oder San Francisco aufspüren, ganz gleich, wo er sich in den USA versteckt. Ich werde ihn finden. Soviel Zeit soll man mir noch lassen.«
    »Und dann?« Butajew sah Ussatjuk starr an. Plötzlich begriff er, daß ihm ein anderer, veränderter Sulfi Iwanowitsch gegenübersaß. Ein erschreckend Fremder.
    »Ich habe Bubrow gemacht«, sagte Ussatjuk und faltete die Hände, als bete er. »Er ist mein Schüler, mein Werk. Und deshalb nehme ich mir auch das Recht, ihn zu vernichten.«
    Der Flug nach New York verlief anders, als Cohagen es sich vorgestellt hatte. Es begann schon damit, daß Bubrow zu Dan Paddington sagte, als dieser mit einer gründlichen Befragung einsetzen wollte: »Bitte lassen Sie mich in Ruhe! Sie fragen in die Luft hinein, denn ich bin Luft, ich fühle mich als Nichts, verstehen Sie das?«
    Cohagen gab Paddington einen versteckten Wink, und dieser stellte das Verhör vorerst ein. Sie saßen in einem abgelegenem Raum der US-Air-Basis in Frankfurt, bis das Flugzeug nach New York startklar war, und sprachen von allem, nur nicht von den letzten Stunden. Kurz vor dem Abflug fragte Bubrow:
    »Nehmen Sie ein paar Flaschen mit, Ronny?«
    »Es ist verboten, in Militärflugzeugen Alkohol zu transportieren.«
    »Ich bin kein Militär.«
    Dagegen war nichts zu sagen. Cohagen besorgte drei Flaschen Whisky, einen guten, alten Bourbon, und Bubrow legte sie in den kleinen Koffer, den ihm Irene gepackt hatte – für zwei Tage Baustellenbesichtigung … Er enthielt ein Hemd zum Wechseln, eine Unterhose, eine Strickjacke, vier Taschentücher, einen Schlafanzug, Rasierzeug, ein Paar Strümpfe und ein Bild von Irene in einem Lederrahmen.
    Bubrow legte die drei Flaschen obenauf und lächelte Cohagen schief an.
    »Das ist alles, was mir geblieben ist. Wenigstens ein Hemd zum Wechseln.«
    »Man wird Sie in New York sofort mit allem versorgen. Außerdem werden Sie aus Deutschland alles nachholen können, was Sie wollen – sofern es sich überhaupt lohnt.«
    »Wir werden also zunächst von den Almosen der CIA leben, das heißt, vom amerikanischen Staat!« Bubrow schloß den kleinen Koffer. »Was erwartet man als Gegenleistung?«
    »Sie haben schon Ihren Einstand gegeben. Aufgrund Ihrer Liste sind bereits alle zuständigen Behörden in ganz Mitteleuropa alarmiert. Ich nehme an, daß Oberst Orlowskij und sein Stab schon verhaftet sind. Bei den Herren mit diplomatischem Status wird es zumindest einen bösen Vormittag geben.« Cohagen tippte auf den geschlossenen Koffer. »Wir werden dafür sorgen, daß bald wieder normale Verhältnisse herrschen.« Er sah hinüber zu Irene. Sie saß still, die Hände in den Schoß gelegt, vor dem Fenster mit den zugezogenen Übergardinen. Sie hatte nichts bei sich als ihre Handtasche, trug graue Hosen, eine weiße Bluse und einen grünen Pulli mit Silberstreifen, so, wie sie in das Auto gestiegen war, das sie in Steinebach abgeholt hatte. »Wir bringen Sie zu Herrn Bubrow!« hatte man ihr gesagt, und sie hatte alles liegenlassen und nur seinen Brief mitgenommen, den sie bei ihrer Rückkehr vom Labor im Briefkasten gefunden hatte. Sie hatte ihn gelesen und im Augenblick nur begriffen, daß Boris sich bei den Amerikanern befand und behauptete, ein sowjetischer Spion zu sein. Es war ein Schock, unter dessen Wirkung sie noch stand, als der

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