Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
nützen.« Cohagen rührte in seiner Kaffeetasse. »Ich befürchte aber, daß Sie für eine längere Zeit Pensionär unserer Regierung sein werden.«
    »Was heißt das?« Irene ließ ihr Sandwich auf den Teller zurückfallen. »Ist das eine saloppe Umschreibung für Inhaftierung?«
    »O Gott, nein. Ich habe mich anscheinend saudumm ausgedrückt. Aus Deutschland wird in den nächsten Tagen alles herüberkommen, was wichtig ist: Ihr Bankkonto wird auf ein hiesiges Konto überwiesen, zunächst nur auf eine Nummer, bis Ihr Paß in Ordnung ist. Aber Sie können über den Betrag sofort verfügen. Wenn Borja nach dem Erwachen in guter Verfassung ist, geht's sofort zum Fotografen, für die Paßbilder. Sie und Borja werden einen Paß auf den Namen Mr. und Mrs. John Bruce erhalten. Aber dieser Paß ist nur Spielmaterial, wie wir in unserer Branche sagen. In den USA leben werden Sie unter einem ganz anderen Namen. Aber das besprechen wir nachher alles mit Borja. An ihm allein liegt es. Er muß eine große, alles verändernde Entscheidung treffen.« Cohagen hielt seine Kaffeetasse unverhältnismäßig lange an den Mund. Er gewann damit Zeit, sich von diesem Thema zu entfernen. Es reichte, was nachher kommen würde; einen Vorsturm zu entfesseln, zerrte nur unnütz an den Nerven.
    »Wie lange?« fragte Irene, als Cohagen sich endlich von seiner Kaffeetasse trennte.
    »Was meinen Sie?«
    »Wie lange bleiben wir Frühpensionäre der Vereinigten Staaten?«
    »Das hängt von Borjas Heilfleisch ab.«
    »Von was, bitte?«
    »Warten wir damit, bis Borja wieder voll da ist«, sagte Cohagen ausweichend. »Auf jeden Fall brauchen wir eines: Geduld! Es hat keinen Sinn, auf den Kalender zu starren. Wir haben es mit Ussatjuk zu tun. Und der hat unbegrenzt Zeit. Daran müssen wir immer denken.«
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Bubrow nach einem kalten Bad und drei Tassen starken Kaffees einigermaßen munter war.
    Cohagen klopfte Bubrow auf den Oberschenkel. »Junge. Sie sind nicht mehr trainiert. Ein Russe, der nach ein paar Glas Whisky umklappt? Sie enttäuschen Ihren Ussatjuk aber auch auf breitester Linie! Brummschädel?«
    »Nein. Nur Hunger.« Bubrow griff nach den beiden letzten Sandwiches. »Keiner denkt an mich. Alles aufgefressen!«
    »Wir hauen uns nachher ein saftiges Steak in den Magen«, sagte Cohagen fröhlich. »Mag Amerika auch tausend Fehler haben, von Steaks versteht man hier was! Borja, Sie haben Boone ganz schön verwirrt.«
    »Wer ist Boone?« fragte Bubrow kauend.
    »Phil Boone, der Mann, der Sie betreuen wird. Abteilungsleiter bei der CIA. So eine Art Gegenstück zu Ussatjuk.«
    »Boone betreut mich also? Und welche Funktion haben Sie, Ronny?«
    »Ich verschwinde aus Ihrem Blickfeld, wenn alle Arbeit getan ist.«
    »Schade drum. Ich fang an, mich an Sie zu gewöhnen.«
    »Mein Job!« Cohagen hob die Schultern. »Ihr Russen laßt mir keine Ruhe. Überall habt ihr die Finger drin, und wo ihr seid, muß auch ich sein! Das Gleichgewicht der Kräfte. Ist schon ein beschissenes Leben, ich gebe es zu. Es wäre einfacher, wenn die Präsidenten mit Knüppeln aufeinander losgingen, wie früher die Stammesoberhäupter. Ich glaube, die Welt sähe dann ganz anders aus, und auf den unteren Ebenen gäb's nur noch freundliche Händeschüttler. Jimmy Carter mit einem Knüppel gegen Breschnew – zu schön!« Cohagen goß neuen Kaffee ein. »Borja, möchten Sie Jefferson heißen? Anthony Jefferson?«
    »Warum? Soll ich neuer Präsident der USA werden? Jefferson II.?«
    »Und Sie würden Mabel heißen, Irene. Mabel Jefferson. Klingt nicht schlecht.«
    »Ich denke, wir heißen Mr. und Mrs. John Bruce?«
    »Im Augenblick noch. Sie können nicht namenlos herumlaufen. Jefferson wird Ihr endgültiger Name sein. Wenn Borja alles hinter sich hat.«
    »Was soll ich hinter mich bringen?« Bubrow fixierte Cohagen. Vorsicht und Abwehr lagen in seinem Blick. Sie waren nun in Amerika, aber ihm war klar, daß die Freiheit einen höheren Preis besaß als den, den er bereits gezahlt hatte.
    »Ich habe mir Gedanken über Ihren Satz gemacht: Ich will ein neuer Mensch sein. – Ich glaube, das ist auch notwendig, wenn man einen Ussatjuk zum Feind hat. In Moskau weiß man jetzt genau, daß Sie nicht in Deutschland untergetaucht sind, sondern von den Amerikanern übernommen wurden. Das trifft Ussatjuks Nerv. Auch ich bin der Meinung, daß es keinen Bubrow mehr geben darf. Auch äußerlich nicht!« Cohagen sah Irene an. Was jetzt kam, ging vor allem sie als

Weitere Kostenlose Bücher