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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht, welch wertvolle Fracht mit ihnen flog. Sie hatten sich nur gewundert, daß eine Frau, eine Zivilistin, in die Militär-Boeing durfte. Wahrscheinlich war's die Gattin eines Generals, daher auch die reservierten Plätze in der ersten Reihe.
    In New York wartete bereits eine große dunkle Limousine auf dem Flugfeld. Oberst Phil Boone war selbst aus Washington gekommen, um Bubrow in Empfang zu nehmen. Während alle anderen Passagiere das Flugzeug durch die Hinterausgänge verlassen mußten, führten Cohagen und Irene den stockbetrunkenen Bubrow die vordere steile Gangway hinab. Mit stierem Blick sah er um sich, aber es war anzunehmen, daß er gar nicht erkannte, wer um ihn herum war. Boone kam ihnen auf der Treppe entgegen, löste Irene ab und führte Bubrow die letzte Stufe hinunter.
    »Nun sind Sie wirklich auf amerikanischem Boden«, sagte Boone und küßte Irene die Hand, was Cohagen mit Verwunderung sah. Auf diesen Einfall wäre er nie gekommen. »Ich heiße Sie willkommen. Wie war der Flug?«
    »Sie sehen es ja.« Irene nickte zu Bubrow, der sich schwankend auf Cohagen stützte. »Er ist völlig fertig.«
    »Morgen ist er wieder ganz bei sich!« Boone trat zu Bubrow und ergriff seine schlaffe Hand. »Boris Alexandrowitsch, Sie sind in Sicherheit.«
    Bubrow starrte Boone an, grinste breit und legte den Arm um Cohagens Schulter.
    »Wissen Sie das genau?« lallte er. »Haben Sie Sulfi Iwanowitsch beseitigt?«
    »Er meint Oberst Ussatjuk vom KGB«, erklärte Cohagen denn verständnislos dreinblickenden Boone. »Sein unmittelbarer Vorgesetzter und Lehrmeister.«
    »Hier sind Sie auch sicher vor Oberst Ussatjuk!« sagte Boone. »Wir sorgen dafür.«
    »Ihr sorglosen Amerikaner!« Bubrow lehnte den Kopf an Cohagens Schulter und schloß die Augen. Er schwankte gefährlich, auch Irene eilte zu Hilfe und hielt ihn unter den Achseln fest. »Oh, ihr verflucht sorglosen Amerikaner!«
    Sie wohnten in einem Zimmer des CIA-Gebäudes, ganz oben unter dem Dach. Das war der sicherste Platz, denn über Lifte und Treppen konnte niemand ungesehen nach oben kommen, und es war nicht anzunehmen, daß Ussatjuks Jäger mit einem Hubschrauber neben den Schornsteinen landen würden.
    Bubrow schlief zwanzig Stunden. Wie tot lag er da, mit flachem Atem und erschlafften Muskeln. Irene fühlte ihm jede halbe Stunde den Puls, später hörte sie seinen Herzschlag ab, nachdem Cohagen ihr ein Membranstethoskop aus der nächsten Apotheke besorgt hatte.
    »Sie brauchen nicht zu fürchten, daß er eine Alkoholvergiftung bekommt«, sagte Cohagen, als Irene ihn wieder losschickte, um ein Kreislaufmittel und mehrere Einwegspritzen zu holen. »Von einer Flasche Whisky fällt kein Russe in den Abgrund!«
    »Sie vergessen seine psychische Verfassung. Boris ist ein gebrochener Mann.«
    »Bis morgen. Ich garantiere Ihnen: Morgen ist er wieder ganz der alte Bubrow, der seine neue Umwelt angeht wie ein Holzfäller einen Riesenbaum in der Taiga. Borja ist der Typ, der zwar mal schwanken kann, aber nie fällt.«
    Auch Irene schlief ein paar Stunden. Als sie aufgestanden war und sich geduscht hatte, saß Cohagen auf der Couch. Er hatte frische Sandwiches mitgebracht. Aus einer Thermoskanne duftete starker Kaffee.
    »Ich habe versucht, Borja ein paar Schlucke einzuflößen. Es ist gelungen. Der Brave ist auf dem Rückweg zur Wirklichkeit. Kommen Sie, Irene, Sie müssen etwas essen. Sie haben seit vierzehn Stunden nichts im Magen.«
    Sie aßen und tranken, lauschten ab und zu, ob sich im Schlafzimmer etwas rührte, und blätterten in den Papieren, die Cohagen mitgebracht hatte. Obwohl der Fall Bubrow bevorzugt behandelt wurde, gab es eine Menge Schreibarbeit zu bewältigen.
    »Ich möchte so schnell wie möglich wieder als Ärztin arbeiten«, sagte Irene. »Ganz gleich, wo. Am besten in einer großen Klinik, in einem guten Team. An eine eigene Praxis wird wohl kaum zu denken sein.«
    »In absehbarer Zeit doch. Aber ich halte es für besser, wenn Sie erst das völlig anders gelagerte amerikanische Gesundheitswesen kennenlernen. Wir haben hier vor allem das Spezialistentum.«
    »Ich kenne es.« Irene lächelte schwach. »Ich habe ein halbes Jahr in Cleveland hospitiert. Damals war ich schöne sechsundzwanzig Jahre alt und wußte noch nicht, wohin ich tendiere. Fasziniert hat mich immer die Neurochirurgie, aber in Cleveland habe ich gelernt, daß ich dazu nicht die Nerven habe.«
    »Daß Sie in Cleveland waren, wußte ich nicht. Dieses halbe Jahr wird Ihnen viel

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