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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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säße ich jetzt nicht hier.«
    Die meisten Menschen empfinden Schicksal als Demütigung. Ussatjuk nahm sie als Herausforderung. Drei Tage trommelten die KGB-Spitze, die Leitung der GRU und das Politbüro auf ihm herum, als sei er ein aufgespanntes Kalbfell. Dann war der erste Schock vorbei, und man sprach wieder vernünftig und menschlich miteinander.
    Da Boris Alexandrowitsch Bubrow als Hauptmann der Militärgerichtsbarkeit unterstand, trat ein Sondergericht der Roten Armee zusammen, hörte die Anklage, die ein Major vertrat, und vernahm Ussatjuk, der – unter Aussparung der allzu großen Geheimnisse – Bubrows Verrat schilderte. Im Schnellverfahren fällte das Gericht das erwartete Urteil.
    Bubrow wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
    Das bedeutete, daß sowjetische Agenten die Pflicht hatten, Bubrow zu töten, wo sie ihn auch trafen. Es war selbstverständlich, daß der Verräter liquidiert werden mußte.
    Nach der Gerichtsverhandlung und dem Urteil galt Ussatjuk als einigermaßen rehabilitiert. Das Politbüro und alle Vorgesetzten hatten eingesehen, daß Sulfi Iwanowitsch mit Bubrow tatsächlich den besten Mann für diese delikate Aufgabe angesetzt hatte, und daß keiner hatte ahnen können, daß Bubrow so völlig unter den Einfluß dieser Frau geraten würde. Man konnte Ussatjuk kein Versagen ankreiden, es sei denn, man warf ihm vor, er habe zu lange gewartet und hätte eher merken müssen, was da in München gebraut wurde.
    Am glücklichsten fühlte sich Peter Hämmerling auf Ischia. Er nannte sich einen wahren Glückspilz. Auch er hatte auf Bubrows Liste gestanden, ganz obenan; die Polizei war im Morgengrauen bei ihm vorgefahren, hatte seine Wohnungstür aufgebrochen und alles durchsucht. Das hatte ihm ein Freund geschrieben, an eine Hoteladresse in Meran. Das Hotel wiederum schickte den Brief nach Rom, postlagernd. Und in Rom holte jemand die Post ab und sandte sie nach Ischia. Kam die Polizei diesem Kurierweg auf die Schliche, so allenfalls bis Rom. Vom Postfach aus gab es keine Spuren mehr.
    In Hämmerlings Wohnung wurde das Dezernat 14 allerdings fündig. Dort stellte man zweierlei sicher: Das Papier, auf das die Aufforderung an Franz-Josef geschrieben worden war, und den Kugelschreiber. Eine kleine Lücke war damit geschlossen: Hämmerling war der Unbekannte, der damals die beiden Polizeibeamten so trickreich ausgeschaltet hatte. Und Franz-Josef mußte der Deckname des sowjetischen Spions Bubrow sein. Wer Tante Emmy war, bedurfte keiner Frage mehr.
    »Jetzt sehen wir klar!« sagte der ermittelnde Kommissar bei der Frühbesprechung.
    »Aber Wochen zu spät!« antwortete der Leitende Kriminaldirektor säuerlich. »Jetzt haben die Amis das Paradiesvögelchen.«
    Mit seiner Enttäuschung nicht fertig wurde Dr. Ewingk. Ihn holte man aus dem Bett, als Bubrow und Irene bereits mit einem Hubschrauber zur US Air-Base nach Frankfurt flogen. Als sich über die Haussprechanlage ein ›Kommissar Burgstaller vom 14. Dezernat‹ meldete, kam das Dr. Ewingk wie eine Falle vor. Er rief sofort das nächste Polizeirevier an und bat um Schutz.
    Erst als ein Streifenwagen mit Sirenengeheul vor seinem Haus hielt, kam er hinunter in die Diele und öffnete die Tür. Kommissar Burgstaller wirkte angegriffen. Die Polizisten hatten ihn soeben gründlich kontrolliert. In diesen Zeiten des politischen Terrors galt auch eine Erkennungsmarke der Kripo nicht mehr als Beweis. Erst per Funktelefon wurde bestätigt, daß es wirklich einen Kommissar Burgstaller beim Dezernat 14 gab.
    »Darf ich jetzt hereinkommen?« fragte Burgstaller. »Zum Papst zu kommen, ist leichter.«
    »Der hat auch nicht mit den Dingen zu tun, für die ich verantwortlich bin.« Dr. Ewingk bedankte sich bei den Polizisten, ließ Burgstaller ins Haus und schloß die Tür. »Um diese Zeit pflegt kein Besuch zu kommen.« Er wischte sich über das Gesicht. Fünf Uhr morgens. Da mußte ein ganz dicker Hund los sein. »Was ist los, Herr Kommissar?«
    »Bei Ihnen arbeitet doch eine Irene Walther …«
    »Ja. Ein Juwel! Mein Gott, ist ihr etwas zugestoßen?!« Dr. Ewingk wurde bleich. »Ein Unfall?! Bestimmt ein Unfall, nicht wahr?«
    »Wie man's nimmt.« Burgstaller lächelte dünn. »Sie ist mit einem Herrn Bubrow in einem amerikanischen Militär-Hubschrauber auf dem Weg nach Frankfurt.«
    »Was ist sie?« fragte Dr. Ewingk verständnislos.
    »Bubrow ist sowjetischer Agent.«
    »O Gott!« Dr. Ewingk sank auf den nächsten Stuhl, der in der Diele stand, ein

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