Die Liebesfalle
Hyacinth sah Celeste mit tränenerfüllten Augen an. »Nun, und letzte Nacht hat er sogar mit Ihnen geflirtet!«
»Naja, ja, das hat er.« Betreten sah Celeste alles Mögliche an, nur nicht Hyacinth. »Er flirtet so gedankenlos, wie er atmet. Es hat nichts zu bedeuten.« Nur wenn er mit
ihr
flirtete, hatte es etwas zu bedeuten. Das
hatte
es.
»Aber mit mir flirtet er nicht.« Hyacinth fing wieder an zu weinen, und diesmal heulte sie wie ein Baby, unkontrolliert keuchte sie in großen, erstickten Schluchzern.
Celeste wäre überall lieber gewesen als hier und führte sie zum Sofa.
»Groß … lang … schlaksig«, schluchzte Hyacinth.
Celeste nahm an, Hyacinth sprach von sich. Sie ging zu einer exotischen Teakholztruhe hinüber, öffnete sie und nahm eine der gewobenen Wolldecken heraus.
»Ungeschickt … kann nicht tanzen …«
Celeste kehrte zu Hyacinth zurück und legte ihr die Decke um die Schultern.
Hyacinth kauerte sich zitternd zusammen. »Nie gelernt, wie man Konversation macht… verlegen… Flecken im Gesicht … schrecklich.«
Beunruhigt von der bläulichen Farbe, die Hyacinths Teint annahm, wies Celeste sie an: »Atmen Sie durch.«
Hyacinth gehorchte mit einem langen, bebenden Keuchen und brachte mit Müh und Not hervor: »Vater hat mir den bestaussehenden Mann in England gekauft, und ich bin schrecklich in Ellery verliebt, und ich kann ihn nicht… für mich… interessieren.« Das letzte Wort kam mit einem Wehklagen aus ihr heraus.
Ihr Taschentuch in Hyacinths Hand stopfend, sagte Celeste: »Ich bin sicher, dass das nicht stimmt.«
»Sie wissen sehr gut, dass es stimmt.« Hyacinth wischte sich die Augen. »Sehen Sie mich an. Viel zu lang. Nichts als Arme und Beine. Ellery wird sich fragen, ob ich ihn in einem fairen Wettkampf besiegen könnte.«
»Na, aber sicher können Sie das, wenn man Ihnen ein gutes Gewehr und Gelegenheit zu zielen gibt.« Celeste probierte es mit einem Lächeln bei der verwirrten Hyacinth.
»Das ist etwas anderes! Sie können schießen und doch hält Sie jedermann für eine Dame, aber wenn ich anfange, über meine Griechischstudien zu sprechen, tun alle so, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.« Hyacinth sah Celeste mit gelähmter Resignation an. »Warum können Sie sich der Missbilligung entziehen und ich nicht?«
»Weil die meisten Männer auf dem Grunde ihres Herzens überzeugt davon sind, dass ich versagen würde, wenn ich eine Waffe zum Angriff oder zur Verteidigung gebrauchen müsste.« Celeste versuchte Hyacinth dazu zu bewegen, ihr Grinsen zu erwidern. »Es fällt ihnen ein wenig schwer, sich von einer Frau eines Besseren belehren zu lassen, deren Verstand dem ihren gleichkommt oder, Gott bewahre, überlegen ist.«
»Oh.« Hyacinth erwiderte das Grinsen etwas schmerzlich. »Aber ich bin es langsam leid, mich dümmer zu geben, als ich bin. Werde ich denn nie wieder mit jemandem die griechische Klassik auf Griechisch diskutieren?«
»Sie können es ja mit mir versuchen, aber ich fürchte, sie werden meinen Akzent komisch und meine Ansichten langwellig finden, weil ich nur zusammen mit den Dien -« Celeste unterbrach sich. Fast hätte sie sich verplappert. Fast hätte sie ihre Herkunft preisgegeben, dabei hatte sie die Befragung letzte Nacht doch zu erfolgreich gemeistert, als dass sie jetzt ihre Geheimnisse verraten würde. »Ich bezweifelte, dass meine Ausbildung der Ihren ebenbürtig ist.«
»Aber das ist großartig!« Hyacinths Augen leuchteten vor Freude. »Ich denke, wir werden die besten Freundinnen, wenn nicht sogar Schwestern werden.«
Celeste zuckte zurück.
Mit aufgerissenen Augen legte Hyacinth die Hand vor den Mund. »Es tut mir Leid. Das war vorlaut und taktlos. Ich habe nur gestern Nacht gesehen, wie Throckmorton Sie beobachtete, und ich konnte sehen… dass er Sie sehr verehrt.«
Throckmorton hatte sie auch heute Morgen beobachtet und seine Verehrung hinter einem finsteren Blick und einem klopfenden Federhalter verborgen. »Ich sollte jetzt gehen -«
»Warten Sie!«
Die Panik in Hyacinths Stimme hielt Celeste davon ab, sich zurückzuziehen.
Hyacinth hielt den Kopf gesenkt. Sie zupfte an der Stickerei auf dem Taschentuch herum. Der Regen troff an den großen Südfenstern herunter, und der Raum war trist, schummrig und lautlos.
Celeste betete um Erlösung.
Stattdessen sagte Hyacinth im hastigen Ton von jemandem, der eine Zurückweisung er-wartet: »Bitte. jedermann verehrt Sie. Ellery verehrt Sie. Könnten Sie mir nicht zeigen, wie
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