Die Liebeshandlung
zusammen!»
«Ich will nicht mit der Kellnerin zusammen sein, Madeleine. Ich will mit dir zusammen sein. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr.»
Das waren genau die Worte, die Madeleine hören wollte. Ihre Intelligenz empfahl ihr, ihnen zu misstrauen, aber etwas anderes, Schwächeres in ihr war beglückt.
«Du darfst mich nie wieder so behandeln», sagte sie, immer noch krampfhaft schluchzend.
«Werde ich nicht. Niemals.»
«Wenn doch, ist es das Ende.»
Er legte die Arme um sie und drückte sein Gesicht in ihre Haare. «Es wird nie wieder vorkommen», flüsterte er. «Ich liebe dich. Es tut mir leid.»
Zum Frühstück gingen sie in ein Café. Leonard zeigte sich von seiner besten Seite, zog den Stuhl für sie heraus, kaufte ihr am Zeitungskiosk eine
Paris Match
, bot ihr eine Brioche aus dem Körbchen an.
Die nächsten zwei Tage verliefen gut. Das Wetter in Nizza war bewölkt, die Strände lagen voller Kieselsteine. In der Hoffnung, das Ergebnis ihrer vorhochzeitlichen Diät voll zur Geltung zu bringen, hatte Madeleine einen Bikini dabei, der nach Côte-d’Azur-Maßstäben züchtig, nach ihren eigenen aber gewagt war. Doch es war ein wenig zu kalt zum Baden. Sie benutzten die von ihrem Hotel für sie reservierten Liegestühle nur einmal ein paar Stunden lang, bevor Regenwolken sie vertrieben.
Leonard blieb aufmerksam und lieb, und Madeleine hoffte, dass ihre Streitigkeiten beendet waren.
Sie hatten geplant, die letzten zwei Tage in Monaco zu verbringen, bevor sie den Zug nach Paris nahmen, um von dort zurückzufliegen. An einem wolkenlosen Spätnachmittag, dem ersten wirklich warmen, sonnigen ihrer Reise, stiegen sie in den Zug für die zwanzigminütige Fahrt. Gerade eben noch fuhren sie an Zypressen und glitzernden Buchten vorbei, dann kamen sie in die zu dicht bebauten, überteuerten Bezirke von Monte Carlo.
Ein Mercedes-Taxi brachte sie eine Corniche hinauf zu ihrem Hotel hoch über der Stadt und dem Hafen.
Der Empfangschef, der eine Ascotkrawatte trug, sagte, sie hätten Glück, dass sie zu diesem Zeitpunkt kämen. In der nächsten Woche werde der Grand Prix stattfinden und das Hotel sei völlig ausgebucht. Jetzt sei es jedoch noch relativ ruhig, perfekt für ein Paar auf Hochzeitsreise.
«Ist Grace Kelly da?», fragte Leonard aus heiterem Himmel.
Madeleine drehte sich zu ihm um. Er grinste breit, seine Augen waren wieder glasig.
«Die Fürstin ist voriges Jahr verstorben, Monsieur», entgegnete der Empfangschef.
«Das hatte ich vergessen», sagte Leonard. «Ihnen und Ihren Landsleuten mein aufrichtiges Beileid.»
«Danke, Monsieur.»
«Das hier ist aber kein richtiges Land, oder?»
«Wie bitte, Monsieur?»
«Es ist kein Königreich. Es ist bloß ein Fürstentum.»
«Wir sind eine unabhängige Nation, Monsieur», sagte der Empfangschef schon etwas steifer.
«Weil ich mich gerade gefragt habe, wie viel Grace Kellyüber Monaco wusste, als sie Fürst Rainier geheiratet hat. Ich meine, sie hat sich wahrscheinlich vorgestellt, er wäre der Herrscher über ein richtiges Land.»
Die Miene des Empfangschefs war jetzt undurchdringlich. Er holte den Zimmerschlüssel hervor. «Madame, Monsieur. Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt.»
Kaum waren sie im Aufzug, sagte Madeleine: «Was ist mit dir los?»
«Warum?»
«Das war so rüpelhaft!»
«Ich habe ihn ein bisschen hochgenommen», sagte Leonard mit einem fratzenhaften Lächeln. «Hast du je die Filme von Grace Kellys Hochzeit gesehen? Fürst Rainier in einer Militäruniform, als hätte er ein großes Reich zu verteidigen. Dann kommst du hierher, und dir geht auf, dass das ganze Land in den Superdome passen würde. Es ist eine Bühnendekoration. Kein Wunder, dass er eine Schauspielerin geheiratet hat.»
«Das war so peinlich!»
«Weißt du, was auch ein Witz ist?», fuhr Leonard fort, als hätte er sie nicht gehört. «Dass sie sich selbst Monegassen nennen. Sie mussten sich einen besonderen, etwas längeren Namen für sich einfallen lassen, weil ihr Land so winzig ist.»
Leonard stürmte in ihr Zimmer und warf seinen Koffer aufs Bett. Er ging auf den Balkon hinaus, kam aber im Nu wieder zurück. «Willst du Champagner?», sagte er.
«Nein», antwortete Madeleine.
Er ging zum Telefon und wählte die Nummer des Zimmerservice. Er funktionierte tadellos. Die Eigenschaften, die er hervorkehrte – Extrovertiertheit, Vitalität, Kühnheit –, waren diejenigen, die Madeleine ursprünglich zu ihm hingezogen hatten. Nur waren sie jetzt
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