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Die Liebeshandlung

Die Liebeshandlung

Titel: Die Liebeshandlung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Eugenides
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eine Projektion von Leonards Manie, ein Ort des Jammers voll albtraumartiger Reicher, die mechanisch den Mund aufrissen, um auf Dinge zu setzen oder nach Alkohol zu schreien. Madeleine verspürte den Drang, sich umzudrehen und zu fliehen. Ein Schritt weiter, und ihr Leben würde immer gleich ablaufen: sich Sorgen um Leonard machen, ihn ständig im Auge behalten, sich fragen, was geschehen war, wenn er eine halbe Stunde zu spät nach Hause kam. Alles, was sie tun musste, war, sich umzudrehen und zu gehen. Niemand würde ihr Vorwürfe machen.
    Und dann, natürlich, tat sie den Schritt. Sie ging hin und stellte sich still hinter Leonards Sessel.
    Ein halbes Dutzend andere Spieler, lauter Männer, saßen rings um den Tisch.
    Sie bewegte sich in sein Blickfeld und sagte: «Schatz?»
    Leonard blickte zur Seite. Er schien nicht überrascht, sie zu sehen. «Na, du», sagte er und richtete sein Augenmerk wieder auf die Karten. «Tut mir leid, dass ich einfach so abgehauen bin. Aber ich hatte Angst, du würdest mich nicht spielen lassen. Bist du mir böse?»
    «Nein», sagte Madeleine besänftigend. «Ich bin nicht böse.»
    «Gut. Denn ich spüre, dass ich heute Nacht Glück habe.» Er zwinkerte ihr zu.
    «Schatz, du musst jetzt mit mir mitgehen.»
    Leonard warf einen Einsatz hin. Wieder beugte er sich vor und konzentrierte sich auf den Croupier. Zugleich sagte er: «Mir ist der Bond-Streifen eingefallen, in dem die Location hier vorkommt.
Sag niemals nie

    Der Croupier teilte die ersten zwei Karten aus.
    «Karte», sagte Leonard.
    Der Croupier bediente ihn.
    «Noch eine.»
    Die nächste Karte war zu viel. Der Croupier schaufelte Leonards Karten zusammen, und ein anderer raffte seine Chips weg.
    «Komm, wir gehen», sagte Madeleine.
    Leonard beugte sich verschwörerisch zu ihr. «Er benutzt zwei Päckchen. Die denken, mit zweien kriege ich das nicht hin, aber da irren sie sich.»
    Er warf noch einen Einsatz hin, und der Ablauf wiederholte sich. Der Croupier hatte siebzehn, und Leonard meinte, er könnte ihn schlagen. Bei dreizehn erbat er noch eine Karte und bekam einen Buben.
    Der Croupier strich seine letzten Chips ein.
    «Ich bin draußen», sagte Leonard.
    «Lass uns gehen, Schatz.»
    Er richtete seinen glasigen Blick auf sie. «Du würdest mir nicht ein bisschen Geld leihen, oder?»
    «Jetzt nicht.»
    «In guten wie in schlechten Zeiten», sagte er.
    Aber er stand von seinem Sessel auf.
    Madeleine führte ihn am Arm durch das Casino. Leonard ging bereitwillig mit. Als sie aber beinahe oben an der Treppe waren, blieb er stehen. Er hob das Kinn und machte ein komisches Gesicht. Mit englischem Akzent sagte er: «Mein Name ist Bond. James Bond.» Plötzlich hob er die Arme und hüllte sich in sein Cape wie Dracula. Bevor Madeleine reagieren konnte, machte er sich davon, sein Cape schlagend wie Flügel, mit vor Wonne verzücktem Gesicht, ausgelassen und selbstgewiss.
    Sie versuchte ihm nachzulaufen, aber ihre Stöckelschuhe hielten sie auf. Schließlich zog sie sie aus und lief barfuß aus dem Casino. Doch Leonard war nirgends zu sehen.
    Er kam die ganze Nacht nicht zurück.
    Und auch nicht am nächsten Tag.
    Mittlerweile stand sie in Verbindung mit Mark Walker vom Konsulat in Marseille. Über Baxter-Ehemalige hatte Alton es geschafft, persönlich mit dem amerikanischen Botschafter in Frankreich zu sprechen. Botschafter Galbraith hatte Madeleines Informationen notiert und an Walker weitergeleitet, der sie anrief, um ihr zu sagen, dass die Behörden in Monaco, Frankreich und Italien sämtlich über die Lage in Kenntnis gesetzt worden seien und er sich bei ihr melden werde, sobald er mehr wisse. Unterdessen war Phyllida auf direktem Weg zum Newark Airport gefahren und hatte einen Nachtflug nach Paris genommen. Am nächsten Morgen flog sie weiter nach Monaco und kam kurz nach Mittag in Madeleines Hotel an. In den achtzehn Stunden zwischen dem Anruf und Phyllidas Betreten ihres Zimmers durchlief Madeleine das ganze Spektrum von Gefühlen. In manchen Momenten war sie böse auf Leonard, weil er weggelaufen war, und in anderen geißelte sie sich selbst, weil sie nicht früher erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte. Sie war wütendauf die Schweizer Banker und, aus irgendeinem Grund, auf deren Freundinnen, weil sie Leonard aus dem Hotel gelockt hatten. Sie schwebte in tausend Ängsten, Leonard könnte sich verletzt haben oder festgenommen worden sein. Mitunter versank sie in Selbstmitleid, da sie wusste, dass sie in ihrem Leben

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