Die Liebeslist
bange, denn er hatte es gar nicht mehr so eilig mit der Rückkehr.
„Mylord bittet Euch, die Vorteile einer Einigung lieber genau zu prüfen“, bekundete er.
„Diese ausweglose Lage lässt sich nur dann aufheben, wenn dein Herr seine Zelte abbricht und mit seinen Leuten nach Monmouth abrückt“, erwiderte sie.
Damit war das Gespräch für sie beendet. Sie schaute Owen nicht einmal mehr nach, sondern kehrte nachdenklich zurück zum Palas, begleitet von ihrer Mutter, die ebenso grüblerisch und stumm den Wortwechsel verfolgt hatte. Ein paarmal hatte sie gar überlegt, ob sie sich nicht einmischen sollte.
Schließlich wurde die Stille unerträglich. Rosamund blieb abrupt stehen. „Los, heraus damit!“, forderte sie Petronilla auf. „Ich weiß sowieso, was du denkst.“
„Glaube ich nicht, Rose. Ich wollte, Lord Hugh würde mir ein solches Geschenk schicken. Ein herrliches Stück“, antwortete Petronilla milde und keineswegs erpicht darauf, ihrer Tochter die Meinung zu sagen, wusste sie doch, dass Rosamund ganz offenbar ziemlich gereizt war. Sie sah auch davon ab, das Schreiben zu erwähnen, das einer aus der Eskorte ihr heimlich zugesteckt hatte – ein sehnlich erwarteter Brief, den sie nunmehr unter ihrem Mantel verborgen hielt und später zu lesen gedachte. Ihr kamen die Tage ebenso lang und aufreibend vor wie ihrer Tochter. Und jetzt, da Lord Hugh so nahe und doch für jegliche Unterhaltung zu fern war, da wäre sie am liebsten kurzerhand durchs Tor geschritten, um sich mit ihm zu treffen. Doch genug davon! Erst einmal musste sie Ordnung in diese mittlerweile schon viel zu lang anhaltende Brautwerbung ihrer Tochter bringen. Denn eine Brautwerbung war es ohne jeden Zweifel, auch wenn Rose es starrsinnig als einen Versuch der Bestechung abtat.
„Alles nur Schau, damit er seinen Willen durchsetzt!“ Alles, was recht war – auf jeden Fall war ihre Tochter leicht zu durchschauen.
„Ja, denke ich auch.“ Petronilla lachte leise, was ihr einen bitterbösen Seitenblick ihrer Tochter einbrachte. Wer hätte gedacht, dass der Lord of Monmouth zu solch liebevollen Gesten der Zuneigung fähig war? Leider war der Moment nicht besonders günstig, um ihr wütendes Fräulein Tochter darauf aufmerksam zu machen. Es war nicht zu übersehen, dass Rosamunds Herz entzweibrach. Aber auch das hätte sie vermutlich abgestritten.
„Der Knappe ist schon wieder da, Mylady!“, meldete der Burgwehrhauptmann. Mürrisch stapfte er davon, wobei er sich etwas von den „seltsamen Marotten des Adels“ in den Bart brummte.
Rosamund spürte, wie ihr Herz einen dumpfen Trommelwirbel anschlug. Sie hätte vorgeben können, sie sei beschäftigt, rannte aber sofort in nicht sehr damenhafter Eile hinaus und über den Burghof. Dabei nahm sie sich gerade noch die Zeit, ihre Kleidung zu ordnen, vergaß jedoch ihren Mantel.
Was mag er heute dabeihaben? War es wohl ungebührlich, diese Augenblicke zu genießen? Sich auf das zu freuen, was Gervase ihr überbringen ließ – und es dann gar nicht anzunehmen? Allmählich fragte sie sich, was wohl geschehen mochte, falls er seinen sorgsam geplanten Überredungsfeldzug aufgab. „Irgendein exotisches Kleinod aus dem Morgenland?“ Mit strahlenden Augen schaute sie auf zu Owen, der gerade zum Tor hereingeritten war und noch im Sattel saß. „Wieder ein Schmuckstück? Oder einen Ballen Seide? Oder vielleicht sogar einen Papagei?“
„Nein, Mylady. Nichts dergleichen. Dieses Geschenk stammt von den Gütern meines Herrn in Monmouth.“ Feierlich stieg er ab, verneigte sich tief und reichte ihr die Zügel, die er in der Hand hielt.
Sie gehörten zu einer wunderschönen kleinen Fuchsstute mit glänzender Decke und sanften Augen. Schnaubend warf das Tier den Kopf zurück und tänzelte verspielt zur Seite, als sei es sich seiner Bedeutung und Schönheit sehr wohl gewahr.
„Nein …“ Was für ein Geschenk! Und das sollte sie ablehnen?
„Eine Nachricht überbringe ich diesmal nicht, Mylady. Mylord meint, die Stute spricht für sich.“
Wie magisch angezogen, fuhr Rose der Stute mit der Hand über den seidigen Hals, tätschelte ihr die elegant gerundete Kruppe – und verliebte sich Hals über Kopf in das Tier.
„Ich kann dich nicht behalten“, wisperte sie, die Stirn an den warmen Hals gebettet, sodass sich ihr Haar mit der rauen Mähne vermengte. „Dieser Schuft! Mir solch ein Geschenk zu machen! Das kann ich ja kaum zurückweisen … Ich bin ja jetzt schon vernarrt in dich, aber ich
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