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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Broadheath zu ziehen und dort in feudalen, jedoch wenig Zerstreuung bietenden Umständen alt zu werden.
    Oder … Langsam holte sie Luft und ließ den Blick über die rußigen Wände des Burgsaals gleiten … Oder sie blieb hier und richtete sich als Herrin von Clifford häuslich ein.
    „Wenn du Ralph de Morgan heiraten würdest, bräuchtest du hier nicht zu hausen, Rose.“ Petronillas Hinweis kam zwar zögerlich, traf aber den Punkt.
    „Würdest du dich denn freiwillig dessen Schweißpfoten aussetzen?“
    „Nein.“ Die Countess lächelte ihre Tochter an.
    Rosamund drückte das Kreuz durch. Auch wenn der Zustand der Burg erbärmlich war – sie würde auf Clifford bleiben. Nur musste sich einiges ändern. Unverzüglich und nicht zu knapp und alles ausgerichtet nach ihrem Gutdünken. Clifford sollte ihr Zuhause werden. Schließlich war sie die unangefochtene Herrin hier, oder? Heiter lächelnd wandte sie sich wieder der Countess und einem argwöhnischen Sir Thomas zu.
    Rosamund legte düster die Stirn in Falten.
    „Einiges ändern? Nach meinem Gutdünken?“, stieß sie laut und zu sich selbst hervor und blieb, eben noch wütend hin und her laufend, abrupt stehen. Eine bittere Wahrheit, gepaart mit kaltem Grausen, überlagerte die Erinnerungen. „Was habe ich mir eigentlich eingebildet? Mir ist doch gerade erst jeglicher Herrschaftsanspruch abgesprochen worden! Mit vorgehaltener Klinge!“
    Kaum dass sie beschlossen hatte, zu bleiben und das Beste aus der Situation zu machen, was war da geschehen? Da rückte dieser Rüpel an und behauptete, die Burg sei sein Eigentum – ihre Mitgift, ihr einziger Schutz vor Ralph de Morgan! Gerade hatte sie sich mit ihrem neuen Zuhause und all seinen Unzulänglichkeiten abgefunden, hatte gelernt, die abfälligen Bemerkungen des Burgwehrhauptmanns zu überhören, und zudem akzeptiert, dass noch viel Arbeit vor ihr lag. Und nun wollte dieser Flegel von einem Ritter ihr weismachen, sie sei gar nicht die rechtmäßige Besitzerin dieses Kastells!
    „Hast du das eben mitbekommen? Was der gesagt hat? So eine Unverschämtheit! Und das mir! Von diesem … diesem Gauner!“ Rosamund fuhr herum und wandte sich an ihre Mutter, die gerade den Burgsaal betrat.
    „Allerdings, das Gespräch war nicht gerade leise.“ Lady Petronilla machte einen Schritt auf Rosamund zu und hob dabei beschwichtigend die Hände.
    „Das Kastell gehöre ihm, sagt er, und ich solle gefälligst seine Truppe verpflegen!“ Rosamund fuhr sich aufgewühlt mit den Fingern durch die rotbraunen Haare. „Dabei habe ich die Besitzurkunde! Verbrieft und besiegelt! Das kann er doch nicht mit mir machen!“
    „Hat er aber, fürchte ich.“
    An der Unterlippe nagend, starrte Rosamund ihre unbeeindruckt wirkende Mutter an. „Du findest es offenbar nicht sonderlich bedrohlich, dass dieser Mann beabsichtigt, unser Hab und Gut zu rauben.“ In letzter Zeit schien die Countess die Unwägbarkeiten des Lebens eher resigniert hinzunehmen – eine besorgniserregende Entwicklung, aber jetzt war nicht die rechte Situation, darüber zu streiten. „Mit so einem setzte ich mich jedenfalls nicht an einen Tisch.“
    „Verhungern können wir aber auch nicht, Rose. Im Übrigen: Hunger ist ein schlechter Ratgeber, und hier ist kühler Kopf gefragt, Rosamund, wenn es darum geht, was zu tun ist.“ Sie schaute der Tochter in das vor Wut gerötete Gesicht. „Was gedenkst du nun zu tun?“
    „Das weiß ich nicht.“ Rosamund erwachte aus ihrer Erstarrung.
    „Dann wollen wir den beiden Rittern lieber etwas anbieten und sie mit angemessener Höflichkeit wie Gäste behandeln. Mal sehen, was daraus wird.“
    Nickend beugte sich Rosamund dem weisen Ratschlag ihrer Mutter. Anderenfalls hätte sie sich tatsächlich so pöbelhaft benommen wie der Kerl, der ihr vorhin die blanke Klinge vor die Brust gehalten hatte. Doch vor ihm kuschen wollte sie keinesfalls, das würde er schon bald erfahren. „Einverstanden, ich werde ihn bewirten. Aber eins merk dir: Meinen Wohnsitz kriegt der nicht, dieser hinterwäldlerische Markgraf – oder wie er sich sonst nennen mag. Jedenfalls nicht kampflos.“
    „Nein, liebe Rose. Selbstverständlich nicht. Nur wäre es möglicherweise unklug, ihn sich zum Feind zu machen.“
    Falls Gervase Fitz Osbern überhaupt einen Gedanken auf sein heikles Zusammentreffen mit der de Longspey-Erbin verschwendete, so ließ er es sich nicht anmerken, auch wenn enge Bekannte wohl gesagt hätten, er verhalte sich etwas schweigsamer

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