Die Liebesverschwörung
gleich.«
»Laura?«
»Vielleicht habe ich nichts zu gewinnen, aber bestimmt auch nichts zu verlieren. Also: Beide Punkte Ja.«
»Herr Kringel?«
»Bißchen unangenehm ist mir die Sache schon. Aber da ich weiß, welche Freuden Eberhardt entgehen, und da meine geliebte Schwester sozusagen der Preis ist, meine ich, daß es immerhin in Erwägung gezogen werden müßte …«
Frau v. Pluttkorten unterbrach ihn: »Also, ja oder nein?«
»Ja.«
»Renate, mein Kind?«
»Großmutter, eure Geschichte war so entzückend, daß es mir viel Spaß machen würde, wenn wir auch nur einen schwachen Abklatsch zuwege brächten. Also dafür.«
»Ich fühle mich plötzlich wie zwanzig«, sagte Amélie Pluttkorten. »Wir müssen natürlich ungeheuer geschickt zuwege gehen, sonst verderben wir alles.«
»Geschieht ihm recht. Mir ist es auch nicht besser ergangen«, brummelte Wilhelm Pluttkorten vergnügt.
Renate und Kringel riefen gleichzeitig: »Aber wie?«
»Vielleicht sollten wir doch erst den Schluß Ihrer Geschichte hören?« schlug Laura vor, »wenn es Ihnen nicht zu anstrengend ist?«
Amélie Pluttkorten lächelte. »Im allgemeinen habe ich eher Sorge, die Zuhörer zu langweilen. Hier finde ich zu meinem Entzücken ein eingestimmtes Publikum.«
Als sie wieder um den Kamin versammelt waren, der die Kühle des Raumes milde durchwärmte und einen heimeligen Schein über Menschen und Möbel warf, erfuhren sie, wie es weiterging, damals, als Großmutter Pluttkorten den Großvater nahm …
Ja, das Leben auf Pluttkorten ging den vertrauten Gang, und doch hatte sich für den Gutsherrn irgend etwas verändert. Es lag nicht in den äußeren Umständen, sondern war tief in seinem Herzen verborgen. Wenn er früher die einsamen Abende mit seiner Jagdzeitung oder einem Band Fontane, manchmal auch am Radio genossen hatte, bei kräftigem Knaster und einem ordentlichen Schluck, so mußte er nun plötzlich feststellen, daß er sich ein bißchen langweilte. Er überlegte, daß erst in drei Tagen wieder ein deftiger Männerabend mit Hermann fällig war und spürte eine sonderbare, quälende Rastlosigkeit. Was war es nur? Einsamkeit? Etwa gar Sehnsucht?! Wilhelm schüttelte ganz für sich den Kopf. Das kam doch gar nicht in Frage für einen waschechten Kerl, wie er einer war.
Ein richtiger Mann brauchte einen guten Freund, doch er war kein Weiberknecht. Das fehlte noch.
Ach was, es ist das schlechte Gewissen, entschied er dann. Du hast die Amélie Ritter erschreckt mit der Ballerei, warst wohl auch nicht besonders freundlich. Jedenfalls nicht direkt charmant. Und nun steckt dir das Gefühl in den Knochen, du müßtest da etwas wiedergutmachen.
Jawohl, so ist es. Und dagegen läßt sich ja etwas unternehmen. Ist doch ganz einfach. Dabei vergibt man sich auch nichts.
So ließ er den schnittigen Einspänner anschirren und fuhr nach Engenstedt.
Er steuerte stracks die Drogerie vom alten Fiebig an, aber der stand nicht persönlich hinterm Tresen. Hatte es wohl nicht mehr nötig. Diese Stadtleute waren erschreckend verweichlicht. Ein niedliches Fräulein, das ihm bekannt vorkam, fragte höflich: »Bitte, was darf es sein?«
Nun ja, da mußt du durch, Wilhelm, redete er sich gut zu. Er räusperte sich und fragte dann betont laut: »Haben Sie so ein Parfüm, das nach Blumen riecht, also wie ein Sommergarten, aber frisch, wie nach 'nem Regen … so ähnlich«, schloß er lahm.
»Da kämen wohl mehrere in Frage«, überlegte das niedliche Fräulein.
»Ich will's verschenken«, unterbrach Wilhelm ihre Meditation, weil ihm siedendheiß einfiel, sie könne denken, er selber trüge sich mit dem Plan, duftend durch die Gegend zu marschieren.
»Für eine junge oder für eine ältere Dame?« fragte sie eifrig.
»Sehr jung, jung und lebhaft. Und hübsch.« Er wurde zwar rot, aber das mußte doch mal gesagt werden.
»Blumen … ein Garten nach dem Regen … hmhm … oh, ich glaube es zu wissen …« Sie zauberte ein Flakon hervor und nahm ohne weiteres seine Hand. Dann sprühte sie ihm etwas auf den Handrücken. Lieber Himmel, war das peinlich. Er hätte in diesem Augenblick auch Maschinenöl gekauft, um bloß schnell wieder aus dem Laden rauszukommen. Als er jedoch kurz daran schnupperte, überfiel ihn förmlich eine sehr verwirrende Erinnerung. Fast hätte er aufgestöhnt. Das mußte es gewesen sein!
»Packen Sie mir eine große Flasche ein«, kommandierte er forsch.
»Es ist ›Quelques Fleurs‹ von Houbigant«, sagte sie so stolz, als ob
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