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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Was tat sie hier? Sie konnte sich doch bloß blamieren, so oder so. Sich nicht zeigen und sich später, wenn der sture Jäger gegangen war, zu Tode fürchten oder zu Tode erkälten. Oder sich zeigen und sein Hohngelächter ernten. Ein junges Mädchen aus bestem Hause! Die Wendevogel würde kündigen. Hermann … in dieser Hinsicht kannte er gar keinen Spaß. Nein, es war entsetzlich. Unüberlegt hatte sie gehandelt.
    Eine Art Panik überkam sie. Schon wollte sie aus dem Gebüsch springen und über die im Mondschein liegende Wiese zu ihm hin rennen, da passierte es …
    Wilhelm v. Pluttkorten war denkbar schlechter Laune, als er auf dem Hochstand saß und über die Wiese in den schweigenden Wald blickte. Die Sache mit der Einladung ging ihm nicht aus dem Sinn. Vor allem dachte er an die Kommentare, die dort nun zu seinem Fernbleiben gegeben wurden. Ihm wurde siedendheiß und furchtbar unbehaglich. Und Hermann würde noch richtig genußfreudig einstimmen, nicht zu reden von dieser kleinen Krabbe, der Amélie, die ihn plötzlich immer so sonderbar von der Seite ansah, daß er ganz verlegen wurde. Da blickte er lieber gar nicht erst hin. Ein Mann durfte sich nichts vergeben. Irgendwann würde er eine passende Partie ins Auge fassen, seine Werbung anbringen und seine Pflicht als Pluttkorten erfüllen. Aber das hatte wohl noch reichlich Zeit. Bisher waren die Liebesfreuden, die er genossen hatte, recht düster und irgendwie unappetitlich gewesen. Scheußliche Personen weiblichen Geschlechts. Ein Ehrenmann machte sich nicht an anständige Frauen heran, wenn er keine wirklich ernsten Absichten hatte.
    Da! Er hielt den Atem an. Alles andere war vergessen.
    Über die Wiese, von der links liegenden Schonung her kommend, schlich ein Schatten. Langsam hob Wilhelm das Nachtglas und lächelte zufrieden. Da war er. Zwar nur ein Achter, aber doch ganz passabel. Das linke Geweih etwas verkümmert und reif zum Abschießen. Der gute Jäger hegte sein Wild, der knallte nicht drauflos. Langsam hob Wilhelm den Drilling und zielte. Jetzt wendete der Hirsch, stand genau mit dem Blatt zur Kanzel. Alle seine Vorfahren sahen Wilhelm im Geiste über die Schulter. Jäger waren sie gewesen von jeher. Dieser Instinkt – Zielen und Treffen – saß ganz tief in ihm. Er drückte ab und sah zufrieden, wie das Wild schweißend in das nahe Unterholz einbrach.
    Doch im gleichen Augenblick gellte ein Schrei durch die Nacht. Eine Gestalt wankte auf die Wiese, lief schwankend noch ein paar Schritte, warf dann die Arme empor und stürzte ins Gras.
    Ihm trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Dieses Umsichwerfen der Arme, das hatte er doch schon gesehen. Ja, so fiel ein Mensch zu Boden, der getroffen war. Wilhelm raste die steile Leiter der Kanzel hinab und hastete keuchend über die Wiese. Als er bei der regungslosen Gestalt war und sich zu ihr niederbeugte, begann er zu zittern. Er kniete nieder. Sie atmete flach. Gott sei Dank! Sie lebt. Ich bin kein Mörder. Er sah ihr ins Gesicht. »Amélie!« stöhnte er, »Himmel, wie kommen Sie denn bloß hierher? Sie müssen doch auf dem albernen Fest sein. Amélie! Bitte!!! Sagen Sie etwas!«
    Amélie war wirklich fast ohnmächtig vor Angst. Auf was hatte sie sich bloß eingelassen? Irgendwann würde er merken, daß sie sich verstellt hatte. Sie war doch gar nicht getroffen. Und nun öffnete er die kleinen Kugelknöpfe vorn an ihrem süßen rosa Kleid und schob wahrhaftig seine Hand hinein. Ganz warm, nein, glühend heiß lag sie auf ihrer linken Brust. Ströme von Hitze breiteten sich von dort her in ihrem ganzen Körper aus. Jetzt nahm er die Hand fort und legte seinen Kopf auf ihre Brust. Sie bemühte sich, die Augen fest geschlossen zu lassen und nicht mit den Lidern zu zucken. Als Kind, wenn sie ihren Mittagsschlaf halten sollte und sich nur schlafend stellte, hatte ihre Gouvernante, Frau Wendevogel, das sofort bemerkt. »Rolle nur nicht so mit den Augen«, hatte sie dann gesagt. »Du schläfst ja gar nicht, Amélie.«
    Wilhelm richtete sich plötzlich auf und fauchte laut durch die Nase. Dann lachte er dröhnend. Ihr wurde ganz bange zumute. Der Kerl war doch nicht etwa übergeschnappt!?
    Plötzlich fühlte sie sich emporgehoben, ziemlich unsanft für ein armes Mädchen, das gerade von einem Amateurjäger getroffen worden war, und mit einem Schwung flog sie über seine Schulter. Ihre Beine baumelten vor Wilhelms Brust, der Kopf lag an seinem Rücken. Er riß sein Gewehr vom Boden hoch und stapfte los.
    Das war

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