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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nun aber überhaupt nicht einkalkuliert! Einen Schrecken hatte sie ihm einjagen wollen, damit er sie künftig nie wieder übersah. Und ein bißchen bestrafen hatte sie ihn auch wollen für seine Absage der Einladung, mit der sie sich ja einige Mühe gemacht hatte. Schon die Sache mit dem Aufknöpfen und seiner Hand … nun, für ein großes Ziel mußten kleine Opfer gebracht werden.
    Brummend stapfte Wilhelm durch den Wald, mit seinem seltsamen Wildbret über der Schulter. Als die Blockhütte näher kam, wollte Amélie ›Erwachen‹ spielen, doch er nahm keine Notiz davon, sondern verdoppelte sein Tempo. Und sie hatte gedacht, er würde sich auf der Lichtung über sie beugen wie der Prinz über das schlafende Dornröschen …
    Sie zupfte an seinem Lodenrock. Er blieb erstaunt stehen.
    »Nanu, sind Sie wach?«
    »Es sieht doch wohl so aus. Würde ich sonst zupfen?«
    Er ließ sie von der Schulter gleiten – Kraft hatte er wirklich! Als sie auf den Beinen stand, brauchte sie einen leichten Schwindel und eine Art Seemannsgang gar nicht zu mimen. Er sah sie an. Seine Augen glitzerten gefährlich. »Sie sind doch gar nicht verletzt«, sagte er.
    »Es muß der Schreck gewesen sein. Ich glaube, ich war ohnmächtig. Sie haben auf mich geschossen«, behauptete sie kühn.
    »Papperlapapp. Ich schieße nicht auf kleine Mädchen. Was, bitte schön, hattest du überhaupt auf meiner Wiese zu suchen?«
    »Ich … ich brauchte frische Luft … mir war übel geworden unterwegs. Und da … also, da wollte ich noch ein wenig spazierengehen. Ja, das wollte ich.«
    »Nachts?!«
    Sie merkte selber, wie fadenscheinig sich das alles anhörte. Ach du Schreck, jetzt fing sie auch noch an zu weinen, genau das dumme Ding, das dieser Wilhelm Pluttkorten jetzt zu allem Unheil auch noch duzte.
    »Wieso läßt Hermann dich hier nachts rumstrolchen?« fragte er streng. »Komm jetzt in die Hütte. Ich werde den Förster und seine Frau herholen, die kann sich um dich kümmern.«
    Sie wurde aus dem Stand wütend. »Wieso schießen Sie auf junge Mädchen anstatt auf Hirsche?« rief sie laut und glaubte beinahe selber, was sie sagte.
    Er zog die Luft scharf ein. Das hatte gesessen, deshalb fügte sie schnell noch hinzu: »Ich werde es meinem großen Bruder sagen!«
    Er zog sie an einer Hand in die Hütte und nötigte sie auf die schwere, hölzerne Eckbank, machte die Petroleumlampe an, beugte sich zu ihr hinunter und sah ihr aus zwanzig Zentimeter Entfernung in die Augen. Ihr wurde mulmig.
    Er sah blaß aus. »Ich habe einen Achtender gesehen und auch getroffen. Bestimmt! Er muß jetzt verendet im Busch liegen. Er hatte ein verkümmertes Geweih.«
    Sie erhob sich und sagte: »Sehe ich wie ein verkümmerter Achtender aus?«
    Wilhelm war wütend. Auf sie, auf sich und auch auf diesen Lümmel Hermann, der jetzt bestimmt in Möllndorf Süßholz raspelte und Erdnüsse knabberte. Diese süße Krabbe führte irgend etwas im Schilde, wer kannte sich mit den Weibern aus? Und kein Mensch beschützte Wilhelm Pluttkorten vor ihren Machenschaften. 'nem Mann, der an den Geruch von herzhaftem Knöseltabak und Leder und Stallmist gewöhnt war, wurde doch allein von diesem Parfüm ganz schwummrig. Obwohl es, zugegebenermaßen, nicht übel roch. Aber eben sinnverwirrend. Wie die ganze kleine Person, die ihm jetzt plötzlich die Arme um den Hals warf und hauchte: »Ach, Wilhelm!«, und sie brachte den Himbeermund ganz dicht vor seinen Mund, und da war es auch schon geschehen.
    Es überkam Wilhelm wie ein Sturmwind. Er riß sie an sich und drückte seine Lippen fest auf diesen nahen Mund. Ah, das war aufregender als jedes Jagdfieber. Von seinen bisherigen Erfahrungen mit Frauen gar nicht zu reden.
    Er nahm sich mühsam zusammen, schob sie an den Schultern ein Stück von sich und brummte nur: »Ich hole Frau Knöbel.« Frau Knöbel war die Förstersfrau. Und schon stapfte er aus der Tür. Amélie setzte sich verdattert mit einem Ruck. Was jetzt? Nichts wie nach Hause, bevor es einen Skandal gab! Sie sah an sich hinunter. Das Kleid schien in Ordnung zu sein. Aber ihren Umhang hatte sie verloren. Peinlich, doch nicht zu ändern. Sie beugte sich hinunter und küßte den dicken Eichentisch dort, wo Wilhelm vorhin seine Hand aufgestützt hatte. Etwas sprang sie an, glühend, begehrend. Unter der Maske der guten Erziehung gab es eine Amélie, die sich dem Kampf um die Erfüllung ihrer Liebe gewachsen fühlte.
    Sie schraubte den Docht der Lampe ganz herunter und schlüpfte aus

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