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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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Arlin hatte die Zuschauer bemerkt. Er zuckte die Achseln, als sei es ihm gleichgültig, ob Gair noch eine weitere Niederlage einstecken wollte oder nicht, und nahm Kampfhaltung an.
    Die ersten Schläge wehrte Gair zur Seite ab, ohne den Versuch eines Gegenangriffs zu machen. Er wollte wissen, wie müde Arlin war, aber das war schwer abzuschätzen. Sein Kopf fühlte sich geschwollen und so seltsam an, dass sich die Zeit zu dehnen schien. Blut rann ihm vom Haaransatz in den Augenwinkel; er musste es mit dem Arm abwischen, damit er einen klaren Blick behielt.
    Arlin machte eine rasche Finte und schoss auf Gair zu wie ein Falke auf einen Sperling. Die Holzschwerter schlugen gegeneinander, kratzten aneinander entlang und trennten sich wieder. Gair erholte sich rasch und startete nun einen eigenen Angriff. Arlin parierte, verlor aber an Boden. Gair nutzte diesen Vorteil aus und stellte mit seiner größeren Reichweite Arlins Verteidigung auf die Probe. Wieder zielte der Tylaner mit seinen Angriff auf links, machte aber vorher eine Finte nach rechts. Gair schlug hart zu und zwang seinen Gegner, unbeholfen zu parieren. Während Arlin kurz das Gleichgewicht verlor, schlug Gair wieder und wieder zu, trieb ihn auf das hintere Bein zurück, und schließlich musste Arlin einen halben Schritt rückwärts machen. Holz krachte gegen Holz, begleitet vom Geräusch ihrer Füße und einem angestrengten Ächzen. Ein Ausdruck der Besorgnis huschte über Arlins Gesicht. Sein Kontern wurde unsicherer, als die heftigen Schläge ihm bis in die Handgelenke fuhren und ihn zwangen, immer mehr Boden preiszugeben.
    In Gair wuchs ein grimmiges Hochgefühl. Nun musste er kaum mehr über seine Stöße und Hiebe nachdenken; sie kamen automatisch, als ob das abgenutzte Schwert eine Verlängerung seiner Arme wäre. Das Blut in seinem Augenwinkel war kaum mehr als ein kleines Ärgernis, das er nicht beachten musste. Sein ganzes Bewusstsein war darauf gerichtet, Arlin zu einem Fehler zu zwingen. Gair machte Finten nach rechts und links, und Arlin schwang seine Waffe zur Abwehr, aber er hielt sie zu hoch. Mit beiden Händen drosch Gair auf ihn ein, und das austarierte Holz schlug gegen die Seite des Tylaners.
    Arlin entwich der Atem aus der Lunge, und er krümmte sich über der Waffe wie ein Sack Mehl. Es gelang ihm, seinen Sturz mit einem Arm abzufangen; den anderen drückte er sich gegen die Rippen, während er röchelnd nach Luft rang.
    Einige Sekunden lang verspürte Gair nichts anderes als Jubel. Er hatte gewonnen. Doch dann traf ihn die Wirklichkeit mit aller Wucht. Er warf seine Waffe beiseite und ging neben Arlin auf die Knie, aber der Tylaner knurrte nur einen Fluch und stieß ihn beiseite. Dann schluchzte er und schlang sich die Arme um die Brust.
    »Lass mich mal sehen, mein Junge, lass mich mal sehen.« Haral war bei ihm, hob vorsichtig Arlins Hemd an und legte die Hand auf seine Rippen. Arlin schrie auf und fluchte abermals. Haral ließ das Hemd fallen und setzte sich auf die Fersen.
    »Ich glaube, es sind einige Rippen gebrochen. Es wird das Beste sein, wenn Saaron einen Blick auf dich wirft«, sagte er. »Gair, begleite ihn.«
    »Nein!« Arlin schüttelte Harals Arm ab, kämpfte sich auf die Beine und sah finster drein.
    »Unsinn, Junge«, sagte der Waffenmeister. »Du bist grau wie Haferschleim! Saaron wird es mir nie verzeihen, wenn du auf dem Gang ohnmächtig wirst und dir den Kopf anschlägst.« Er hob die Hand, als Arlin zu einem Einwand ansetzte. »Streite nicht mit mir. Geh einfach nur mit Gair auf die Krankenstation. Ihr beide habt einander für heute genug Schaden zugefügt.«
    Arlin zog vor Schmerzen die Schultern hoch und ging zu der Treppe, die vom Übungshof hoch führte.
    Gair folgte ihm im Abstand von einigen Schritten. Als sie in den Hof einbogen, an dem die Krankenstation lag, wagte er eine Entschuldigung. »Es tut mir leid, Arlin. Ich wollte dir nicht wehtun.«
    Na ja, vielleicht ein wenig. Aber vor allem hatte er gewinnen wollen.
    Arlin stapfte vor ihm weiter und ließ nicht erkennen, ob er Gair gehört hatte.
    Gair seufzte. Zumindest hatte er es versucht. Vorsichtig tupfte er sich das Gesicht mit dem Hemd ab. Die Blutung war fast gestillt, aber die Wunde schmerzte noch immer. Er konnte sich vorstellen, wie sie aussah.
    Am Eingang zur Krankenstation zog Arlin am Klingelseil, öffnete die Tür und ließ sie vor Gair wieder zufallen, der sie mit dem Arm abfangen musste.
    Gair schloss sie leise hinter sich. Das Wartezimmer

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