Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
Vom Netzwerk:
feindlicher Schläge. Diese Waffe kann ein angreifendes Pferd aufhalten, einer Lanze die Spitze abschlagen und in eine Rüstung eindringen. Dazu ist es da. Diese Klinge, meine Herren, ist nicht zum Duellieren und auch nicht zum Zerteilen von Seidentaschentüchern in der Luft da, womit ihr die Damen gern beeindruckt. Sorchal din Urse, glaube nicht, dass ich nicht weiß, was du abends im Roten Drachen treibst.«
    Einige Schüler kicherten, und ein dunkelhäutiger dünner Mann, der hinter dem Waffenmeister stand, nahm das Lachen mit einer geschmeidigen Verneigung entgegen.
    »Diese Klinge ist für nichts dergleichen da. Sie besitzt nur eine einzige Funktion: Sie soll den Feind in feinstes Hundefutter verwandeln.« Haral wandte sich an Gair und hielt ihm den Griff entgegen. »Zeig uns, was du bei den Rittern gelernt hast.«
    Mit dem Schwert in der Hand machte Gair ein paar Schritte nach rechts, weg von der Gruppe der Zuschauer. Haral holte sich eine ähnliche Waffe aus der Rüstkammer und trat auf Gair zu, während sich dieser breitbeinig und bequem hinstellte und sich entspannte, bis sich Ruhe in seinem Kopf ausbreitete. Automatisch grüßte er den Gegner mit dem Langschwert, dann nahm er wieder Kampfstellung ein. Selenas wäre stolz auf ihn gewesen.
    Haral erwiderte den Salut, nahm eine Angriffshaltung ein und sprang plötzlich vor. Gair riss die Klinge herum, parierte und griff seinerseits an, was den Waffenmeister zwang, seinen Schlag abzufangen. Stahl hämmerte gegen Stahl, bald griff der eine an, bald der andere, und dabei umkreisten sie sich.
    Gair erkannte fast sofort, dass Haral ein so guter Schwertkämpfer wie Selenas und möglicherweise ein noch besserer Taktiker war, der ihn dazu zwang, in die Sonne zu blicken. Das war eine List, die der Schwertmeister eines Ritters für unwürdig erachtet hätte. Als Haral erneut vorstürzte, sprang Gair beiseite und schlug beidhändig mit seinem Langschwert zu. Dieser Hieb sollte dem Waffenmeister die Klinge aus der Hand reißen, aber Haral zuckte nur zusammen, wirbelte herum und schabte mit seinem Schwert an Gairs Waffe entlang. Funken flogen auf die trockene Erde.
    Der stämmige Syfrier grinste. »Gut gemacht! Wie ich sehe, kennst du die klassischen Haltungen. Und jetzt wollen wir herausfinden, wie gut du sie kombinieren kannst.«
    Mit diesen Worten griff er abermals an und schwang sein schweres Langschwert mit der Kraft eines Schmieds und der Gewandtheit eines Duellanten. Gair fühlte sich in den Hof des Mutterhauses zurückversetzt. Obwohl Haral sich von Selenas unterschied wie ein Steak von einem Streifen gekochten Leders, besaßen sie beide dieselbe Zuversicht und dasselbe Gespür für Körper und Klinge.
    Gair konnte parieren, aber er hatte kaum eine Möglichkeit für einen Gegenangriff, und wenn sich eine ergab, schien Haral seine Gedanken lesen zu können. Er hielt stand, aber das war auch schon alles.
    Gair biss die Zähne zusammen, griff noch einmal an und machte einen Fuß oder zwei gut, aber er konnte seinen Vorteil nicht halten. Der ältere Mann war einfach erfahrener. Ein letzter Versuch glitt harmlos an ihm ab, dann hob Haral sein Schwert und trat zurück. Der schwer atmende Gair tat das Gleiche.
    »Nicht schlecht, gar nicht schlecht. Du könntest fast einer meiner eigenen Schüler sein.«
    Das rief bei den meisten anderen Schülern ein Lächeln, bei einem großen, allzu schönen Jüngling mit der dunklen Haut eines Tylaners aber nur einen herablassenden Blick hervor. Gair fragte sich, ob der Tylaner einer derjenigen war, die in Ermangelung eines guten Kampfes gelangweilt waren.
    »Gair wurde im suvaenonischen Mutterhaus in der Heiligen Stadt Dremen ausgebildet«, sagte Haral zu der Gruppe. »Er hat zwar einen anderen, aber keinen weniger gründlichen Unterricht als ihr genossen. Ihr könnt einiges voneinander lernen. Und jetzt macht euch zu zweit bereit, und zeigt mir, was ihr in der letzten Woche gelernt habt. Gair, du arbeitest mit Arlin.«
    Der Tylaner hieß also Arlin. Gair streckte ihm die Hand entgegen. »Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte er, aber Arlin hob nur sein Übungsschwert auf, ging davon und hieb damit nach links und nach rechts, als er einen freien Platz zwischen den Schülerpaaren gefunden hatte. Gair steckte sein Langschwert in die Scheide und stellte es auf die Treppe zur Rüstkammer. Arlin hatte keinen Grund, so unhöflich zu sein, aber vielleicht war das einfach seine Art. Gair nahm sich Zeit, eine Übungswaffe vom Gestell vor

Weitere Kostenlose Bücher