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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elspeth Cooper
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ihr habt eine davon gebrochen; das stimmt. Aber so etwas erlangt nur selten die Zustimmung einfacher Sterblicher. Ihr beide hattet den Segen der Göttin, und eine höhere Macht gibt es nicht.«
    Gair hatte sich ein wenig beruhigt. Er richtete sich auf und holte tief Luft. »Danke.« Er atmete ein zweites Mal durch, fuhr sich mit der Hand übers Haar und betastete den silbernen Zirin, der noch immer seinen Pferdeschwanz zusammenhielt. Dann wischte er sich vorsorglich die Augen und zwang die Erinnerungen zurück hinter die Wand, die er in seinem Inneren errichtet hatte.
    »Fertig?«, fragte der alte Mann.
    »Wie nie zuvor.«
    Alderans Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln, das sowohl zärtlich als auch traurig war. »Dann sollten wir gehen und Abschied nehmen, nicht wahr?«
    Das Kapitelhaus hielt den Atem an, als sie hindurchschritten. Eigentlich hätten Fußgetrappel, Türenschlagen und ein geschäftiges Gesumm wie in einem Bienenstock zu vernehmen sein müssen, doch die einzigen Laute kamen von Gairs und Alderans Stiefeln. Die Treppen, die Gänge und sogar der Haupthof waren leer und still. Sie gingen durch das Tor und stiegen auf den Hügel, von dem aus das Gehöft und die Straße nach Pencruik zu sehen waren. Der Sund von Pensaeca schimmerte wie Zinn, und der Wind peitschte Gischtkronen auf die Wellen. Hoch über ihnen verschleierten dünne Wolken den blassen Himmel.
    Die gesamte Bewohnerschaft des Kapitelhauses hatte sich in einem lockeren Kreis um die drei Scheiterhaufen versammelt. Die Bediensteten trugen ihre Alltagskleidung, die Meister und Adepten ihre Mäntel, die in der ungestümen Brise flatterten. Alle Gesichter zeigten großen Ernst, und sogar die kleinsten Kinder, die scheu hinter den Beinen ihrer Eltern hervorspähten, wussten, dass etwas Wichtiges geschah, und waren still. Gair und Alderan begaben sich zu der Stelle des Kreises, an der ein Kohlenbecken flammte.
    Der Kaplan Verenas wartete auf sie. Seine schneeweißen Roben bauschten sich im Wind, und in den Händen hielt er das Buch Eador.
    Jeder Scheiterhaufen war mannshoch und glänzte vor Öl. Auf ihnen lagen die in Leinen gewickelten Leichen so anonym wie Reisigbündel. Wo war Aysha? Gair konnte es nicht sagen. Die Leichentücher gaben nicht einmal einen Hinweis darauf, ob sie einen Mann oder eine Frau bedeckten, allerdings waren die kleineren Umrisse der Kinder unangenehm deutlich zu erkennen.
    Gair hörte kaum zu, wie Verenas die Totenmesse las. Er beteiligte sich am Wechselgesang wie die übrigen Trauernden und kniete zum Segen nieder, aber seine Gedanken waren anderswo. In seiner Fantasie flog er durch den Himmel und spürte die frische Luft zwischen seinen Federn, während ein zweiter Adler jede seiner Bewegungen nachmachte.
    Als das letzte Amen verklungen war, hielt Alderan eine Fackel an das Kohlenbecken. Er dauerte einen Augenblick, bis sie Feuer fing, denn die Flammen tanzten rastlos hin und her. Dann drehte sich der alte Mann um und bot die Fackel Gair dar.
    Gair rief sich Ayshas Farben in Erinnerung, so leuchtend wie das Bleiglasfenster einer Kapelle, wenn die Sonne dahinter stand. Die Luft bei den Scheiterhaufen war schwer vor gewürztem Öl. Es war sehr viel davon benutzt worden, denn das saftige junge Holz würde nicht leicht brennen. Der Geruch erfüllte seine Lunge und machte ihm das Atmen schwer.
    Geh mit der Göttin, Carianh .
    Dann hielt er die Fackel an den Scheiterhaufen. Nach wenigen Augenblicken stiegen die Flammen brüllend in die Luft, und die Hitze traf sein Gesicht wie ein Schlag.
    Carianh . Geliebte. Er wünschte, er hätte es öfter gesagt. Er hätte es ihr jedes Mal sagen sollen, wenn das Wort in seinem Herzen erklungen war – als sie ihm Gimraeli-Gedichte vor dem brennenden Kamin vorgelesen hatte oder als sie schweigend nebeneinandergelegen und die Finger ineinander verschlungen hatten. Jedes einzelne Mal.
    Funken stoben auf und drehten sich spiralförmig um die Feuersäule. Gair breitete die Arme aus und zog den Sang in sich hinein. Die Melodie kam von irgendwo hinter der weißen Hitze des Feuers und war so scharf wie die Klinge eines Schwertes. Es war der Klang der Schmiede des Himmels, in der die Sterne erschaffen wurden. Silberne Flecken erschienen in dem Inferno vor ihm und breiteten sich dann auch über die Scheiterhaufen rechts und links aus. Allmählich ersetzte das Silber das Orange und Gold, dann wurde es stählern und schließlich blau.
    Nun trieb ihn die Hitze zurück, einen Schritt nach dem

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