Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
und rotgoldene Flügel flatterten in sein Blickfeld. Der Feueradler schlug mit Schnabel und Krallen zu und riss überall Fetzen aus den Dämonen. Das Tier war hell wie die Sonne – großartig und tödlich. Gelbes Blut regnete auf den Wehrgang, und doch wurde jeder zerfetzte Dämon sofort ersetzt. Einige flogen auf den Adler zu, wichen seinen mächtigen Schwingen aus und kratzten und bissen ihn. Bald war mehr Rot als Gold in seinem Gefieder, und Panik quoll in Gair auf. Er konnte Aysha nicht helfen. Verzweifelt rief er nach mehr Sang, als er jemals zuvor gewagt hatte.
Wildwassermusik strömte durch sein Bewusstsein. Sie versengte ihn wie eine Flamme und schimmerte wie der Atem des Winters. Jede Faser seines Körpers war davon erfüllt. So ähnlich war es an jenem Tag gewesen, als er auf der Straße gegen Gorans Ritter gekämpft hatte, doch jetzt war es tausendmal stärker. Allerdings wusste er nun auch, was er zu tun hatte.
Blauweiße Blitze zuckten von Dämon zu Dämon und zerschmetterten ihnen die Schädel, als ob es Eierschalen wären. Regen fiel in silbernen Kaskaden aus dem gequälten Himmel, bis ihm die Kleidung an der Haut klebte, und dampfte dort auf, wo Blitze in die Wassermassen fuhren.
Noch immer schwärmten die Dämonen um Aysha herum, und goldene Federn segelten durch die Luft, während schwarze Klauen an ihr rissen. Wieder und wieder hackte sie mit ihrem Schnabel nach ihnen und riss Fleischstücke aus ihren Feinden, aber zu viele Dämonen hingen nun an ihr, und unter ihrem Gewicht taumelte sie durch die Luft. Blut spritzte, und ihre Flügel verloren den Aufwind. Sie kreischte kurz auf, und strahlend helle Farben schossen durch Gairs Gedanken …
… und waren verschwunden.
Gair antwortete mit einem eigenen wortlosen, wütenden, verzweifelten Schrei. Der Schild über dem Kapitelhaus erbebte unter seinem Schmerz und flog in Fetzen.
Er sah nicht, wo sie niederfiel. Er nahm nichts mehr wahr außer dem Verlangen nach Rache, und als der Sturm losbrach, griff Gair nach jedem bisschen Ungerechtigkeit, das er noch spürte. Der Sang tobte in ihm, und die Dämonen wurden von unsichtbaren Händen zerschmettert und wie Zweige zerbrochen. Verstümmelte Körper übersäten die Wege um das Kapitelhaus herum und lagen auf den Feldern verstreut.
Einige flohen in die geisterhaft hellen Wolken, wo sich der Zugang zu ihrer eigenen Welt allmählich schloss. Keiner von ihnen erreichte ihn rechtzeitig.
Im Hafen setzten die schwarzen Schiffe alle Segel und fuhren an den brennenden Sandbooten vorbei aufs offene Meer hinaus. Gair griff auch nach ihnen, aber sie waren zu weit entfernt, und er war fast am Ende seiner Kräfte. Er konnte nur noch ihre Heckflaggen in Brand setzen, damit sie von den Flammen nordwärts getrieben wurden.
Zu viel . Erschöpft sackte er gegen die Mauer. Seine Hände hatten sich an dem Stein so festgekrallt, dass er seine Fingerspitzen nicht mehr spürte, auch wenn die Finger selbst in Krämpfen aufschrien. Helfende Hände legten sich um ihn, aber er hatte jetzt nur noch ein Ziel und taumelte weg von ihnen.
Gair fand Aysha gegen die Treppe gelehnt, die vom Wehrgang hinunterführte. Tanith war bei ihr; sie hatte ihren Heilermantel wie ein Laken über die Meisterin gebreitet, damit er sie nicht sehen musste. Zu spät . Es war so viel Blut auf den Steinen, dass es nur zu spät sein konnte.
Er kniete neben Aysha nieder. Ihre zimtfarbene Haut war bereits geistergrau geworden. Sie atmete schnell und flach; ihre Augen waren blauschwarz wie Blutergüsse. Alle Tränen gingen im Regen auf ihrem Gesicht unter.
»Ich bin hier, Carianh «, sagte er. Mit einem einzigen Gedanken spannte er einen kleinen Schirm über ihr auf und hielt den Regen von ihr ab. Er hielt den Sang weiterhin fest, damit die Alpträume ihn nicht überfielen. »Was hast du dir nur bei diesem Angriff gedacht? Du hättest getötet werden können.«
»Ich musste etwas tun, Gair«, flüsterte sie. »Die Adepten wären sonst überrannt worden.«
»Und ich hatte geglaubt, du kommst, um mich zu retten.« Gair zwang sich, trotz der schrecklichen Schmerzen in seiner Brust Luft zu holen.
»Wollte meine Kräfte nicht verschwenden. Du kannst auf dich selbst aufpassen.« Sie versuchte zu lachen, aber es kam nur ein Schluchzen heraus. »Göttin, es tut so weh!«
Sie packte ihn am Ärmel. Ihre Finger verkrallten sich in dem Stoff und waren knochenweiß.
»Ruh dich aus. Tanith ist hier und kümmert sich um dich.«
»Sie kann jetzt nichts mehr für
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