Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
sehr gerngehabt und streichelte ihm den Kopf und zupfte ihm an den Ohren, während Alderan in der Herberge mit einem Mitglied der Pferdehändlergilde um den Kaufpreis feilschte. Danach schulterten sie ihre Satteltaschen und begaben sich im rosigen Licht des frühen Morgens hinunter zum Hafen.
Der Kapitän der Händlerrose war ein windig aussehender Kerl mit nur einem Auge und einer kurzen Tonpfeife, die er sich in den Mundwinkel geklemmt hatte. Zur Gesellschaft hatte er einen schwarz-weißen Hund unbestimmbarer Rasse und eine Katze, die sich um die Ratten kümmerte.
»Ratten?«, meinte Gair und schaute sich auf dem sauber gestrichenen Deck um.
»Dieses Schiff befördert Getreide, und das zieht diese Mistviecher an.« Der sonnengegerbte Schiffer lachte. »Brauchst aber keine Angst um dich zu haben. Ich hab schon seit drei Tagen keine mehr gesehn, und der alte Reuben ist so fett wie Butter.«
Er kratzte sich am Hintern, ging zurück zum Steuerhaus und holte eine schwarze Lederflasche hervor, aus der er einen tiefen Schluck nahm.
Gair betrachtete die fleckige Kleidung des Mannes und sein stoppeliges Kinn. »Ist er zuverlässig?«, fragte er Alderan, als sie ihre Habseligkeiten gegen die Reling lehnten.
»Skeff? Mehr oder weniger. Ich bin schon früher mit ihm gereist. Außerdem habe ich in so kurzer Zeit keinen anderen gefunden.«
»Was ist, wenn wir überfallen werden?«
»Unwahrscheinlich. Für gewöhnlich lassen die Räuber Skeff in Ruhe. Sie wissen, dass sie bei ihm kaum Beute machen. Er vertrinkt alles, was er verdient.«
»Das erhöht nicht gerade mein Vertrauen in ihn.«
Ein Hafenarbeiter löste die Leinen und warf sie auf das Deck der Händlerrose . Toby, der Hund, bellte die Köter auf den anderen Schiffen aufgeregt an, als Wind und Strömung das Boot ergriffen, und sobald es flussabwärts unterwegs war, nahm er hechelnd seine Position am Bug ein, fast wie eine Galionsfigur. Reuben beobachtete ihn abfällig vom Deckel einer Seilkiste aus und schlang sich den Schwanz um die Nase.
Der Kater schien ein fähiger Jäger zu sein, denn die erste Nacht an Bord wurde nicht einmal vom geringsten Quieken gestört. Als seine nächtliche Arbeit beendet war, setzte er sich an den Bug und machte sich an seine Morgenwäsche. Er war groß, orangefarben getigert und hatte weiße Pfoten, die er nun sorgfältig leckte, bevor er sich mit ihnen um die Ohren fuhr. Manchmal hielt er inne und sah Gair mit seinen gelben Schlitzaugen an, bevor er sich wieder an seine Toilette machte.
»Frühstück ist fertig.« Alderan kam aus der winzigen Kombüse unter Deck und stellte zwei Teller auf den Lukendeckel vor Gair. Sie waren voll mit dampfendem Speck und frischem Brot aus den Vorräten.
»Es sieht so aus, als bekommen wir wieder einen schönen Tag«, fügte er hinzu und blinzelte in den blassen Himmel. Die Sonne stand als helle goldene Scheibe im Dunst, und Nebelschwaden hingen über dem Wasser vor dem Lastkahn. Dort, wo das Sonnenlicht durchdrang, glitzerte Tau auf dem Gras am Flussufer. Die Luft roch nach feuchter Erde und frisch gemähten Wiesen. »Hast du gut geschlafen?«
»Sehr gut.« Gair bediente sich von seinem Teller. »Besser als seit geraumer Zeit.«
»Keine schlechten Träume?«
Er schüttelte den Kopf. Wenn er ehrlich war, hatte er einige gehabt, aber von keinem war er so schweißgebadet aufgewacht wie in seinen ersten Nächten außerhalb des Mutterhauses.
»Und die Musik?«
»Ich kann sie nicht hören.«
Alderan holte einen Tontopf mit Gewürz aus seiner Satteltasche und streute es großzügig auf seinen Speck. Anscheinend besaß er unerschöpfliche Vorräte davon. »Was ist mit unserem Freund da hinten?« Er deutete ungefähr in nordöstliche Richtung.
»Nichts. Glaubt Ihr, er hat die Spur verloren?«
Alderan sah nachdenklich drein. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Wir werden sehen. Sag mir Bescheid, wenn du ihn wieder spürst.«
Beim Essen versuchte Gair Reuben mit einer Scheibe Speck zu bestechen, aber der Kater war zu sehr mit der Pflege seines Bauches beschäftigt. Allerdings stürmte Toby auf Gair zu und kam schlitternd und mit wedelndem Schwanz vor seinen Füßen zum Stillstand.
»Also gut«, lachte Gair und warf ihm den Speck zu. Der Hund schlang ihn herunter und bettelte sogleich um mehr.
»Tut mir leid, das war alles.«
Toby jaulte. Gair beugte sich zu ihm herunter, streichelte ihm über das Fell und wurde mit einer inbrünstigen Gesichtswaschung belohnt. Reuben bedachte die beiden von
Weitere Kostenlose Bücher