Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
dem Schützen«, sagte ich. »Ein Mann mit Sonnenbrille und zwei Jugendliche in unserem Alter. Der Mann kannte meinen Namen. Er kannte den Namen meiner Mutter und Taylors Namen. Er wusste von meinen Kräften.«
Ostin kratzte sich am Kopf. »Wie konnte er das alles wissen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Waren das seine Kinder?«
»Ich glaube nicht. Außerdem hatten sie auch elektrische Kräfte. Zumindest einer von ihnen. Der Mann hat ihn Zeus genannt. Er hat meiner Mutter einen Stromschlag verpasst.«
»Er konnte Leuten so wie du Stromschläge verpassen?«
»So ähnlich. Bei ihm war es so, dass der Strom seinen Körper verließ. Wie ein Blitz. Er musste mich nicht berühren.« Ich beugte mich vor. »Da ist noch etwas, woran ich mich erinnere. Er schien Angst vor dem Mädchen zu haben.«
»Was hat sie getan?«
»Ich weiß es nicht. Aber je näher sie kam, desto schwindliger wurde mir. Bis ich ohnmächtig wurde.« Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht. »Sie werden meine Mom nicht wiederfinden.«
»Sag so was nicht.«
»Hast du was von Taylor gehört?«
»Nein, noch nicht.«
Ich legte mich wieder hin. »Wenigstens ist sie sicher. Zum Glück ist sie nicht bei uns gewesen.«
TEIL ZWEI
18
Entführt
T aylor saß zitternd vor Angst auf dem Rücksitz des Vans. Ihr Kopf schmerzte noch immer, genauso wie ihre Hände, die mit Kabelbindern gefesselt in ihrem Schoß lagen. Sie fühlte sich wie unter Drogen gesetzt. Ein Lederriemen war fest um ihre Taille geschnürt und drückte sie in den Sitz, und um ihre Knöchel waren Lederfesseln gebunden, die am Boden befestigt waren. Der Van schien speziell für diesen Zweck, den Transport von Gefangenen, gebaut worden zu sein. Zu allem Übel kam hinzu, dass ihr beim Autofahren schlecht wurde und sie jeden Moment hätte brechen können.
Es war alles so schnell passiert. Das Cheerleadertraining hatte erst vor ein paar Minuten begonnen, als sie sich schon wegen schrecklicher Kopfschmerzen hinsetzen musste. Als es nach zehn Minuten immer noch nicht besser wurde, schickte Mrs Shaw sie nach Hause. Und genau in diesem Moment bemerkte Taylor zum ersten Mal dieses gruselige Mädchen, das sie von der Tür der Turnhalle aus zu beobachten schien. Sie ging nach draußen, setzte sich auf die Betontreppe und wartete auf Michael, in der Hoffnung, die Schmerzen würden verschwinden. Sie bemerkte, dass das gruselige Mädchen ihr in einem gewissen Abstand folgte.
Allmählich wurde der Schmerz so stark, dass Taylor wusste, dass sie nicht länger warten konnte. Sie beschloss, nach Hause zu gehen und überquerte den Parkplatz hinter der Schule. Plötzlich hielt ein weißer Lieferwagen neben ihr – der Van, in dem sie nun gefangen gehalten wurde. Zuerst dachte Taylor, der Wagen gehöre zum Lieferservice der Schulcafeteria, und beachtete ihn nicht weiter, bis er plötzlich neben ihr hielt, die Schiebetür an der Seite aufschwang und das unheimlich aussehende Mädchen, dasselbe, das nun im Van vor ihr saß, heraustrat. Taylors erster Gedanke war: Warum trägt das Mädchen ein Hundehalsband? Augenblicklich verschlimmerten sich ihre Kopfschmerzen, bis sie schließlich zuerst auf die Knie, dann auf die Hände fiel, schwindelig und völlig desorientiert.
»Keine Panik!«, rief jemand. Ein Mann stieg vorne aus dem Wagen und stellte sich neben sie. »Bist du okay?«
»Ich glaube nicht«, sagte Taylor.
»Lass mich dir helfen.«
In ihrem Kopf drehte sich alles, und das Summen in ihren Ohren war so laut, dass sie keinen Widerstand leistete, als die beiden Männer sie hochhoben, in den Van trugen, ihr die Augen verbanden und sie an den Rücksitz fesselten.
Kurz darauf spürte sie, wie ihr irgendjemand etwas über Mund und Nase hielt. Das war das Letzte, woran sie sich erinnerte. Sie fragte sich, ob irgendjemand gesehen hatte, wie sie entführt wurde, und die Polizei gerufen hatte. Vielleicht suchte ja jetzt gerade ihr Vater nach ihr. Sie hoffte es voller Verzweiflung, bezweifelte es aber zugleich. Das Ganze hatte weniger als dreißig Sekunden gedauert, und sie hatte es ohne einen Ton über sich ergehen lassen.
Aus der Fahrerkabine des Vans war harte Rockmusik zu hören. Kurz zuvor hatten ihre Entführer darüber gestritten, ob sie Rock oder Rap hören wollten. Sie warfen eine Münze, um es zu entscheiden. Der Rock hatte gewonnen, und Aerosmith spielte, was ihre Kopfschmerzen noch verschlimmerte.
Das gruselige Mädchen saß allein auf dem Beifahrersitz vor ihr. Sie war in ihrem Alter, obwohl sie
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