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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Endzeitsekte bei der Verwirklichung ihrer Ideen helfen könnte.«
    »Aha, und da glauben Sie als Arzt, der der Wissenschaft und der Aufklärung verbunden ist, diese Irren besorgen sich über dunkle Kanäle Viren, verbreiten sie in Deutschland und behaupten hinterher: Das haben wir schon lange vorhergesehen. In etwa so, Herr Jan?«
    Jan hob die Schultern. »Die Idee ist ja nicht neu, das haben Ihre Sektenkollegen in Japan schließlich auch schon angedacht und ausgeführt.«
    Birghid lächelte wieder. »Herr Jan, wir sind eine Gruppe Gläubiger, zweifellos mit einer sehr schnell wachsenden Anhängerschaft. Aber wir sind keine Terrorgruppe. Wir leben von der Hoffnung, nicht von Hass und Zerstörung. Aber Ihr Zorn nagt in Ihnen. Und dennoch habe ich Sie empfangen. Sie haben in Ihrem Leben bereits Großes erreicht. Sie haben Menschen gerettet, die es verdient haben. Auch deswegen sollen Sie das Wunder …«
    Einer der Wächter schob sich durch die Tischreihen, stellte sich hinter die Prophetin und wartete, bis diese eine harsche Handbewegung vollführte. Noch ehe Jan antworten konnte, flüsterte der Wächter mit ernstem Gesicht etwas in Birghids Ohr. Jan blieb auf seiner Replik sitzen, denn mit einem Händeklatschen beendete Birghid den Abend.
    Sie erhob sich, sah in die Runde und sagte nur einen Satz: »Das Ende ist da.«
    Stühle quietschten, die Anwesenden wirkten ernst, aber sehr gefasst. Jan und Elijah sahen sich verwirrt um. Man ignorierte sie. Keiner wollte sie wegführen, alle waren mit sich selbst beschäftigt. In kurzer Zeit war der eben noch gut gefüllte Raum bis auf Jan, Andrea und Elijah leer.
    »Und wo gehen wir jetzt hin?«, fragte Jan gerade, als plötzlich ein ohrenbetäubender Lärm die Erde erzittern ließ. Instinktiv warfen sich Jan und Elijah auf den Boden, im Fallen riss Jan auch seine Exfrau mit. Er drückte sie unter eine der massivenHolzbänke. Elijah robbte auf allen vieren zum Fenster. Und das, was er sah, erschien ihm so unglaublich, dass er nur noch den Kopf schütteln konnte.
    »Da draußen stehen die Menschen und beten.«
    »Und?«, rief Jan entsetzt. »Das ist doch nicht alles.«
    Elijah drehte sich zu ihnen um. »Sie werden reihenweise abgeknallt. Das Lager wird gerade gestürmt.«

Schlagalm/Tegernsee, Deutschland, 22. 12., 09.20 Uhr
    Heinrich Köhn würde bald sterben. So, wie er da saß, auf seiner beheizten Terrasse, in seinem Rollstuhl, das dünne blonde Haar wirr vom Kopf abstehend, sah er aus wie einer der vielen alten Menschen dort unten im Tal des Tegernsees. Sie alle waren, nach einem mehr oder weniger mühsamen Arbeitsleben, hierher in die für sie so schöne Bergwelt gezogen und warteten – auf den Tod. Das Land hier war satt und konservativ. Im Sommer grün, im Winter garantiert schneebedeckt. Und man war unter sich. Niemand störte sich daran, dass Köhn vor Jahrzehnten mit Billigung des Ministerpräsidenten hier sein Domizil auf über 1000 Metern Höhe aufbauen durfte. Und diese beheizte Terrasse war seine größte Freude. Dank Bodenheizungen und Heizstrahlern herrschte genau bis zu einem Meter vor dem Geländer eine angenehme Wärme. Erst dahinter lag der Schnee, lauerte die Kälte des Winters. Aber Margot, die gute Seele, hatte ihn in die Wärme geschoben.
    Heinrich Köhn atmete schwer. Er besaß nur noch einen Lungenflügel, der andere war, schwarz vor Krebsgeschwüren, vor vier Jahren entfernt worden. Seine Hände zitterten. Die Medikamente unterdrückten nur ansatzweise seine Parkinsonerkrankung. Auf der roten Kaschmirdecke lagen zwei Bilder. Das eine war eine Reproduktion von einem Teil eines Bosch-Gemäldes. Es gehörte einst zum »Narrenschiff«, einem Werk, das im Louvrehängt. Diesen Teil besaß die Yale University in Connecticut, USA . Zumindest glaubte man es dort. Köhn hatte es heimlich austauschen lassen. Nun lagerte es in einem seiner Tresore, tief unter ihm im Gestein der Bayerischen Voralpen. Das zweite Bild war ein altes Foto, mit gelben gewellten Rändern. Es zeigte einen Jungen, kaum älter als 13 Jahre alt. Der Junge lächelte. Er saß auf einem Koffer im Schnee. Im Hintergrund konnte man den Eingang einer Schule erkennen. Es war Arwed Köhn, sein einziger Sohn. Das Foto war von einem Lehrer aufgenommen worden. Arwed sah fröhlich aus, denn die Winterferien hatten gerade begonnen. Die für ihn so schlimme Zeit in der Schule in Österreich war zumindest für einige Wochen vorbei. Dort sollte er die nötige Strenge lernen, die für seinen späteren

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