Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Sie stoppte, schien nachzudenken. Wieder lief ein Schwall Blut aus ihrem Mund. »Gehen Sie … wo die … Toten sind …«
Elijah schrie fast. »Wo ist das?«
»Wer ist sie ? Wie heißt sie? «, fragte Jan leise, aber bestimmt.
»Sie haben sie schon einmal beschützt … wissen Sie … Gehen Sie …« Ihr Kopf sackte zur Seite. Sie war ausgeblutet.
»Was hat sie gesagt?«, fragte Elijah hektisch. »Wir sollen nach München fahren. Dort irgendwo sei das Antiserum. Eine Frau mit Zwillingen wisse mehr.«
Sie kamen tatsächlich aus dem Bunkereingang heraus. Markus hatte sie über feuchte und stinkende Röhren und Gänge zum Heizwerk des Komplexes geführt und war dann wieder darin verschwunden. Andrea, Jan und Elijah sahen sich vorsichtig um. Überall wurde noch geschossen, Leichen und Schwerverletzte lagen in den Straßen und Gärten der Häuser. Aber in diesem Bereich schienen die Soldaten schon vorgerückt zu sein. Jan sah ihn zuerst. Ein weißgestrichener Sanitätswagen mit einem roten Kreuz auf der Fahrertür, wie ihn die Bundeswehr benutzte. Soldaten luden gerade einen Verletzten in den Rückraum.
Er zeigte mit dem Finger darauf. »So kommen wir raus.«
Elijah nickte. »Der Kranke muss noch warten«, flüsterte Elijah und lief über einen Vorgarten zum Wagen, als sich einer der Soldaten umdrehte und Elijah sah. Sofort ließ er die Trage mit seinem Kameraden fallen, griff nach seinem Gewehr, das er auf dem Rücken trug, und wollte feuern. Elijah hob seine Waffe, drückte ab, aber nichts passierte. »Jetzt werde ich getroffen«, dachte er instinktiv. Er spannte seine Muskeln an, erwartete den Treffer, aber statt von vorn knatterte von links eine Salve. Die beiden Soldaten prallten von der Wucht gegen den Wagen und sackten dort zusammen. Elijah drehte sich blitzschnell um und sah den Sohn des alten Pfarrers, der mit hasserfülltem Gesicht ein Gewehr im Anschlag hielt.
»Fahren Sie, ich werde hier noch ein paar mitnehmen.«
Andrea trat vorsichtig vor.
»Warum?«, fragte sie nur.
»Sie haben mir meine letzte Hoffnung genommen«, schrie er.
Speichel rann ihm aus dem blutverschmierten Mund. Andrea streckte ihre Hand aus. Jan wollte sie zurückhalten, aber sie ging einen Schritt auf ihn zu. Sofort zielte er auf sie. Sie wich kaum zurück und sprach dennoch weiter.
»Waren Sie in der Halle?«
Sie zeigte auf die brennende Ruine, aus der Flammen schlugen. Er nickte wortlos. Wieder streckte sie ihre Hand aus.
»Kommen Sie mit uns. Sie können uns bestimmt helfen, statt hier zu töten.«
Er sah sie an.
»Ich weiß, was Sie fühlen. Auch ich habe meine Hoffnung verloren.«
Er schüttelte den Kopf, drehte sich und rannte den Hang hinunter. Dann verschwand sein Körper in der Explosion einer Granate.
Wenig später rumpelten sie über einen heruntergezogenen Zaun. Sie wollten auf das Feld. Denn dort lagerte in einem Autowrack noch Elijahs Equipment, das Satellitentelefon, aber vor allem schlief dort hoffentlich noch Jans Nichte. Niemand stoppte sie, als sie aus dem Chaos herausfuhren und den Wohnwagen des Pfarrers erreichten.
Er trug sein Ornat und stand vor seinem Wagen, während sich am Horizont das erste Licht zeigte.
»Ihr lebt, was für eine Freude.«
Neben ihm stand Jans Nichte. Andrea schrie auf, als sie das Mädchen erkannte. Sofort rannte sie auf sie zu und schloss das übermüdete Mädchen in die Arme. Der Pfarrer riss sie von Martha fort. Jan hob beschwichtigend die Hand.
»Sie ist meine Exfrau, alles okay. Sie war sozusagen in geheimer Mission dort drüben.«
Der Pfarrer verstand nicht, ließ aber von ihr ab. Er sah Jan hilfesuchend an.
»Ich wollte gerade hinüber zur Siedlung, meinen Sohn suchen und den Sterbenden Trost zusprechen und mit ihnen beten.«
Wie er da so stand, dachte Jan, wirkte er wie die Reinkarnation Martin Luthers. Furchtlos und dickköpfig. Trotz seiner katholischen Herkunft war Jan das Nüchterne und Geradlinige der Protestanten sympathischer. Aber was er dem Gottesmann jetzt sagen musste, war grausam.
»Haben Sie ihn gesehen, wie geht es ihm? Er ist doch noch so schwach, wissen Sie?«
Jan antwortete tonlos. »Er ist mit den anderen gegangen. All seine Hoffnungen, dass diese Prophetin ihn von seinen Dämonen befreit, sind heute Nacht von ihm gewichen. Er half uns und rannte dann in den Tod.«
Der Pfarrer blieb stehen, Tränen rannen über seine dicken Wangen. Sein massiger Körper wankte. Aber er fiel nicht. Er blieb in seinem langen schwarzen Mantel einfach stehen und
Weitere Kostenlose Bücher