Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
Lebensweg so wichtig sein würde. Das dachte Heinrich Köhn damals. An Klugheit hatte es seinem Sohn ja nicht gemangelt. Die Schönheit hatte er von seiner Mutter geerbt. Katharina Bohrer war Heinrich Köhns Sekretärin gewesen und bald darauf auch die Mutter seines Sohnes. Er hatte sie geliebt. Sie war sicher nicht klug, aber sie hatte ihm den Sohn, den er sich so sehr gewünscht hatte, geschenkt. Seine Gedanken gingen an diesen Tag zurück, an dem er sie und wohl auf eine gewisse Weise auch Arwed verloren hatte. An diesem Tag, an dem das Foto geschossen wurde. Arwed war aufgeregt gewesen. Seine Mutter würde ihn abholen. Der Vater hatte den Fahrer dafür nicht losschicken wollen. Sie war keine gute Fahrerin, hatte Angst. Auf der Rückfahrt passierte es. In einer langgestreckten Kurve mitten in einem Wald, nicht weit von der Schule entfernt, überholte die Mutter einen LKW , geriet auf glattes Eis, stürzte die Böschung hinab und prallte gegen einen Baum. Die Lenkstange bohrte sich in ihren Unterleib. Arwed saß neben ihr, eingeklemmt. Er konnte sich nicht befreien und musste den qualvollen Tod seiner Mutter mitansehen. Sie musste geschrien haben. Aber niemand außer ihm hörte sie. Die Maschinen eines wenige Meter entfernten Kieswerks machten einen ohrenbetäubenden Lärm. Erst Suchtrupps, die Köhn kurze Zeit später losgeschickt hatte, fanden die beiden.
    Nie hatte der Junge darüber gesprochen. Erst unter einer vonseinem Vater zwangsweise angeordneten Hypnose hatte sein Unterbewusstsein sich von der Erinnerung befreit – scheinbar. Er absolvierte danach alle Abschlüsse mit Bravour, aber das Verhältnis zu seinem Vater war gestört. Heinrich wusste von Arweds Obsessionen, aber niemals ahnte er, dass sein Sohn weitergehen würde. Mit seiner Bedingung, dass er das verschollene Bild des Hieronymus Bosch finden musste, wollte er ihn zurückbringen – zu sich, zu den normalen Dingen. Aber jetzt offenbarte sich sein Sohn als ein Monster. Er hatte ihm den Kontakt nach Russland vermittelt, nicht um das Virus zu holen, sondern um mehr von den Gegenmitteln zu finden, die er und Fischer einst dort unten in der Steppe des Ostens gefunden hatten. Er hatte nichts von Arweds Plan gewusst. Sollte sein Lebenswerk jetzt zerstört werden? Und das so kurz vor seinem Tod, den er spürte, der da war, den er überall roch und sah. Sollte der Tod jetzt triumphieren? Wie gern hätte er dieses Werk von Bosch gesehen. Und sicher stimmte diese Legende, dass nur ein Blick genügen würde … nur ein einziger.
    »Hallo, hier draußen ist es aber kalt.«
    Der alte Köhn zuckte zusammen. Er versuchte sich herumzudrehen und drückte seinen zitternden Arm gegen die Lehne. Was er sah, ließ ihn erstarren. Margot stand an der Terrassentür, ihre Hände stützten sich an dem Glas ab. Ihre Augen hatte sie weit aufgerissen. Die Kehle war von einer Seite bis zur anderen durchtrennt worden. Das Blut schoss in Schüben an das schusssichere Glas. Dann rutschte sie herunter. Neben ihm stand sein Sohn.
    »Komm, Vater, ich schiebe dich ein wenig an die frische Luft.«

Rottershausen, Deutschland, 23. 12., 01.35 Uhr
    Die Prophetin sah ihn mit traurigen Augen an.
    »Ich hätte gerne geantwortet, Sie in Ihrer Wut getröstet. Aber dafür ist jetzt keine Zeit mehr. Wir sind verraten worden.«
    Jan nickte stumm. Man hatte ihm einen Notarztkoffer gegebenund mit Mühe hatte er die Wunde verbinden können. Aber Birghid verlor zu schnell zu viel Blut. Eine Handgranate hatte sie trotz ihrer Leibwächter getroffen. Die hatten sie, als der Angriff begann, von allen Seiten abgeschirmt. Aber Birghid hatte sich aus dem menschlichen Schutzwall herausgewunden, um zu ihren »Schülern«, wie sagte, zu gehen und sie zu schützen. Sie war zurück in das Gebäude getorkelt, trug ihren linken abgerissenen Arm in der Hand.
    »Der lag am Eingang, aber es ist wohl zu spät«, hatte sie unter Schock gerufen, ehe Jan sie auf den Boden gedrückt und notdürftig versorgt hatte. Kurze Zeit später wurden sie von überlebenden Wächtern in einen Kellerraum gebracht. Dort lagen sie nun und hörten auf die dumpfen Schüsse und Explosionen über ihnen. Andrea lehnte neben Elijah, der sich die Waffe eines getöteten Sicherheitsmanns genommen hatte, an der Wand. Sie saßen wie in einer Mausefalle.
    »Das war keine Polizeiaktion. Das ist klar kalkulierte Vernichtung«, rief er Jan zu.
    Der sah nur zu Birghid, die etwas sagen wollte und tief Luft holte. Sie musste unsagbare Schmerzen haben,

Weitere Kostenlose Bücher