Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
auch wenn Jan ihr aus dem Notarztkoffer erhebliche schmerzstillende Mittel verabreicht hatte. Dennoch ließ sie es sich nicht anmerken.
»Er wird die Siedlung völlig vernichten. Er darf keine Zeugen haben.«
»Wer ist er ?« fragte Jan.
»Ihr Auftraggeber.«
Jan verstand nicht.
»Arwed Köhn. Er hat Sie und auch Andrea bezahlt, um mich und uns auszuspionieren.«
Andrea wollte widersprechen. Aber Birghid schloss nur die Augen, ehe sie weitersprach. »Ihre Vermutung, dass wir die Pocken verbreitet haben, teilen Sie mit – nennen wir es einmal halbstaatlichen Stellen. Sie sind gekommen, um uns zu vernichten. Sie werden uns auch die Schuld für die Apokalypse geben.«
Jan und Elijah verstanden nichts mehr.
»Ich wollte meine Freunde um mich sammeln und gemeinsammit ihnen hinaus in die Welt nach Berlin, dem neuen Babylon, gehen. Ich wollte Zeugnis ablegen, dass wir ohne Schuld sind, sondern statt des Todes das Leben bringen. Er versprach es mir …«
Elijah wurde ungeduldig. »Geht es etwas konkreter?«
Birghid sah ihn mit wässrigen Augen an. »Noch heute Nacht werde ich bei meinem Vater sein … Mir war schon lange klar, dass sich Köhn die Rettung des deutschen Volkes nicht entgehen lassen würde. Er will das Antiserum von meiner Schwester. Uns hat er nur benutzt. Unsere Jünger sollten die Krankheit verbreiten.«
Jan riss den Mund auf. »Wer hat ein Antiserum, das gegen diese Pockenform wirkt? Sie besitzen es nicht, obwohl Sie das behauptet haben? Sie sind ebenso schuldig …«
Sie schüttelte den Kopf. »Auch Sie besitzen es. Sie tragen es um den Hals. Es steckt darin, je mehr Sie schwitzen, desto stärker wirkt es.«
Elijah und Andrea starrten Jan an. Unwillkürlich griff er nach seinem Amulett, das ihm Regina zum Abschied bei Poch gegeben hatte. Es war eine unbeholfene Geste der Hoffnung gewesen. Sie hatte es ihm aus einer Laune heraus umgehängt und ihm gesagt, dass er es heil wieder mitbringen sollte. Jetzt war ihm einiges klar. Das Amulett hatte ihn die ganze Zeit vor den Pocken geschützt. Und nur einer konnte es den Menschen geschickt haben, die er so dringend brauchte.
»Das Amulett haben Sie von Köhn, nicht wahr? Er schickte es ihnen. Es ist aus dem Mittleren Osten und besteht aus gestampften Vakzinen, also einem trockenen Antiserum, das gegen die schlimmsten Formen immunisiert und auch bereits bestehende Erkrankungen lindert und sogar heilt. Köhn hat es von uns erhalten. Aber eben nur gerade so viel, dass wir seine Wirksamkeit beweisen konnten. Unser Vorrat reichte, um den Menschen hier vor Ort zu helfen. Mehr haben wir nicht mehr. Es ist alles aufgebraucht. Das wusste er. Wir wollten nach Berlin gehen. Als lebendes Beispiel dafür, dass man Sünde und Krankheit überwinden kann. So war es mit ihm vereinbart. Aber Köhn brach sein Wort. Jetzt will er das Antiserum einsammeln. Ihr müsst dasWerk suchen. Es wird euch mehr geben, als ihr euch vorstellen könnt. Glaubt es mir. Denn auch das Werk besitzt die Hinweise auf weitere Vakzine. Bosch hat es in Venedig …« Sie stöhnte auf.
Jan kam noch näher zu ihr. »Was? Was ist in Venedig? Wo ist das Bild, das Werk?«
Birghid schwitzte jetzt. Er konnte es riechen.
»Ich habe nur eine Kopie. Das Original liegt im Bett des Kaisers …« Blut sickerte auf den Boden. »… er wird, das weiß ich, uns die Epidemie in die Schuhe schieben. Aber noch hat er nicht gewonnen.«
Jan spürte, wie ihre Haut immer kälter wurde, das Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie hatte keine Chance, selbst wenn er jetzt operieren könnte, würde er Transfusionen benötigen. Er würde sie verlieren. Birghid schaute Jan intensiv an und winkte ihn mit ihrem gesunden Arm näher zu sich heran. Als Elijah dazukommen wollte, wies sie ihn ab.
»Sie können fliehen, Herr Markus wird Sie von hier über einen alten Tunnel hinausführen.« Ihre Stimme wurde immer leiser.
Jan beugte sich zu ihrem Mund. »Ich höre Sie.«
Sie nickte und lächelte ihn an. »Sie müssen mir helfen. Meine Schwester …«
»Ja, was ist mit ihr?«
»Er will auch sie töten. Aber sie hat das Antiserum. Es ist genug für eine Massenimpfung. Sie müssen sie vor ihm schützen. Er will dieses alte Gegenmittel um jeden Preis vernichten. Er darf nicht triumphieren. Sie und der Jude dort. Gehen Sie zu ihr, sie weiß, wo das Bild …« Ihre Augen schlossen sich. Jan kniff in ihre Wange und griff gleichzeitig nach einer Spritze mit einem Kreislaufmittel. »… sie wird morgen in München Zwillinge gebären.«
Weitere Kostenlose Bücher