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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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gezwungen. Das Motto hieß Vernichtung durch Arbeit. Hier überall entlang der Donau wurden in den Jahren des Naziregimes unliebsame Menschen getötet. Nicht weit von hier ist das Schloss Hartheim. Dort vergasten die Nazis behinderte Menschen, Alte und Unliebsame. All das geschah in der Idylle dieser im Sommer zweifellos schönen Gegend. Aber eben auch inmitten ihrer Einwohner. Nach 1945 wollte es keiner gewusst haben oder gar daran beteiligt gewesen sein. Man stilisierte sich zum ersten Opfervolk der Nazis. Aber das ist natürlich der reinste Hohn. Kaum einer der Täter wurde je von der Justiz belangt. Ärzte, die nachweislich furchtbare Experimentean Häftlingen durchführten, praktizierten noch bis weit in die siebziger Jahre hier in der Gegend oder in Deutschland. Sie hatten Benzin in Herzen gespritzt, Häftlinge Meerwasser trinken lassen und ihnen beim Sterben zugesehen. Und natürlich die Führer selbst: Zwei Drittel aller KZ -Kommandanten der Nazis stammten aus Österreich. Der SD -Chef und SS -Mann Kaltenbrunner, sein Mitarbeiter Eichmann und 70 Prozent seiner Mitarbeiter kamen aus diesem kleinen Land.«
    Keiner widersprach. Regina fuhr mit hohem Tempo rücksichtslos durch den Feierabendverkehr von Linz und überquerte auf einer großen Brücke die zugefrorene Donau.
    »Ein mächtiger Fluss, es muss wirklich sehr kalt sein«, kommentierte Faruk beeindruckt.
    Links und rechts der Straße türmten sich Schneeberge, die die Räumdienste kontinuierlich aufstapelten. Nun kamen ihnen immer weniger Fahrzeuge entgegen. Die Nacht schluckte jede Kontur der Landschaft, und erst als Regina tonlos »Wir sind gleich da« sagte, erkannte Faruk wieder den Fluss auf der rechten Seite. Sie verließen die Bundesstraße, die die Ansiedlung teilte, in einer langgezogenen Rechtskurve und fuhren im Schritttempo in das fast dunkel am Ufer des Flusses liegende Zentrum des Dorfes. Setner schwieg, und Regina murmelte: »Hier gibt es eine Pension mit dem Namen ›Viehbacher‹, so stand es jedenfalls im Internet.«
    Gemeinsam suchten sie nach Hinweisschildern und hätten dabei fast eine alte Frau mit Krücken übersehen, die am Straßenrand stand. Regina bremste abrupt. Faruk schleuderte nach vorn, aber der Gurt straffte sich. Strafend sah er zu Regina, die nur die Schultern zuckte.
    »Wäre ja kein guter Beginn der Recherche, gleich eine örtliche Oma umzufahren, oder?«
    Faruk verdrehte die Augen.
    »Da vorn ist es«, rief Setner von hinten, und tatsächlich leuchtete rechter Hand schwach ein Schild mit dem Namen Viehbacher.
    »Ich gehe schnell rein und frage nach drei Zimmern für uns.« Regina sprang heraus.
    »Sie schlafen nicht in einem Zimmer?«, fragte Setner spitz von hinten.
    Da war es wieder, dachte Faruk. Keine Distanz. Er hätte sich eher die Zunge abgebissen, als solch private Dinge zu erfragen.
    »Nein, wir sind …«
    Regina kam wieder heraus und hob den Daumen. Sofort sprang Faruk aus dem Auto, öffnete den Kofferraum und nahm die Taschen. Sie bezogen ihre einfachen, aber sehr sauberen Zimmer und trafen sich kurze Zeit später im Wirtsraum. Regina wies den Wirt darauf hin, dass die Heizung in ihrem Zimmer ausgefallen war, und er versprach, sich gleich darum zu kümmern.
    Im Sommer war diese Pension, wie so viele entlang der Donau, ein typischer Anlaufpunkt für Radfahrer, die den Fluss entlang stromabwärts fuhren. Die Strecke von Passau nach Wien hatte, wie Regina zu berichten wusste, »speziell für ältere Herrschaften ihren Reiz. Auf ihren fast 400 Kilometern gibt es kaum heftige Berganstiege, dafür eine bezaubernde Flusslandschaft mit Sehenswürdigkeiten an jeder Ecke.«
    »Du fährst Rad?«, fragte Faruk erstaunt.
    »Nein, in meiner Zeit bei der Polizei hatten wir einen Sommer lang hier zu tun«, antwortete sie ausweichend.
    Setner hakte spitz nach. »Sie haben bestimmt die Bremsen und das Licht kontrolliert, oder?«
    Regina lächelte. »Nein, wir suchten den Omafreund.«
    Setner verstummte.
    »Ein Mann, der speziell Rentnern auflauerte, den Männern in den Kopf schoss, die alten Damen vergewaltigte und sie dann an Seilen befestigt in die Donau warf, wo ihre Körper sich in Schiffsschrauben verfingen. Kein hübscher Anblick, wenn die Überreste aus den Stauwerken herausgezogen wurden.«
    Der Wirt kam an den Tisch. Regina sah immer noch lächelnd zu ihm: »Ich nehme das Kutschergulasch.«
    Nur noch vier ältere Männer saßen an einem Tisch in der Ecke und spielten mit gedämpften Stimmen Karten, als sich Regina

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