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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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größte Landmacht Italiens. Der Doge Fascari wollte das noch erweitern, er wollte Venedig zu einer Weltmacht aufbauen. Man setzte ihn zwar 1457 ab, aber dennoch befand sich die Stadt auf ihrem Höhepunkt. Ihr einziger großer Feind war das Osmanische Reich. In dieser Zeit soll, und hier beginnen die Ungenauigkeiten, der Rat der Zehn, das offizielle Gremium oder quasi die Regierung, im Besitz eines unglaublichen Schatzes gewesen sein. Aber kein Gold oder Besitzurkunden.«
    »Lass mich raten: Das Wissen um die ewige Jugend?«
    Macanzone verdrehte die Augen. »Nein, auch nicht das Wissen um die perfekte Diät, mein Lieber …« Er wies auf den prallgefüllten Bauch seines Freundes, »… sondern schnöde Karten. Seekarten, die sie in dieser Zeit bei einer Seeschlacht von den Türken erbeutet haben sollen.«
    »Was hat das mit dem Bild zu tun? Du schweifst schon ab wie ein Italiener«, mahnte Poch und griff in das Schälchen, um sich gleich vier Oliven herauszunehmen. Genüsslich leckte er sich die öligen Finger einzeln ab.
    Macanzone ließ sich nicht beirren. »Im Sommer des Jahres 1505 soll ein Geheimbund diese Karte gestohlen haben. Manche meinen, dass es die Manichäer, eine gnostische Sekte, gewesen seien. Sie haben ein heiliges Buch, in dem sie jahrtausendealtes Wissen niederschrieben. Und da kommt dein Künstler ins Spiel. Bosch soll das Buch studiert und die Karten an sich genommen haben. Während meiner Zeit als Kurator im Dogenpalast forschte ich nach dieser Legende. Ich vermute, dieser Künstlerkreis wollte nicht, dass mit dem Wissen, welches diese Karten bargen, nur eine Macht oder ein Staat groß wurde.«
    Poch lächelte, als er eine kleine eingelegte Sardine verspeiste. »Gleichwohl vernichteten sie es nicht. Das wäre die einfachste Lösung des Problems gewesen.«
    Macanzone zuckte mit den Schultern. »Vielleicht brauchten sie ein Druckmittel. Jedenfalls wurde monatelang eine Hetzjagd auf alle vermeintlichen oder echten Mitglieder der diversen Geheimbünde und Logen dieser Stadt gemacht. Aber man fand nichts mehr. Besonders eine Seekarte soll von unschätzbarem Wert gewesen sein. Ich habe Aufzeichnungen aus den Ratssitzungen in der Biblioteca Marciana und in der Libreria Sansoviana gefunden, die diese Treibjagd belegen. Im Winter wurden mehrere Golddukaten auf die Festnahme eines flämischen Künstlers namens Aken, auch bekannt als Bosch, ausgelobt. Er verschwand aber spurlos aus der Stadt. Das war Bosch. Ob er im Besitz der Karten war, weiß ich nicht. Das Bild aber, welches er malte, muss tatsächlich spektakulär gewesen sein. Nur wenige Menschen durften es sehen: sein Freund da Vinci, der Auftraggeber, der später als Doge eine großartige Karriere machte, ein Onkel des Dogen und der deutsche Künstler Albrecht Dürer. Von ihm wissenwir, dass es ein Bild mit einer ganz besonderen, na, nennen wir es Ausstrahlung sein musste.«
    Poch verstand nicht. »Und wo hat Dürer diese Erkenntnis hinterlassen?«
    »Nun ja, Dürer schrieb 1505, im Jahr seiner zweiten Italienreise, einen Brief an seine Frau in Nürnberg. Dieser Brief wurde mit einer Kutsche transportiert, die auf einem Höhenpass in den Alpen in eine Gletscherspalte fiel. Dort wurde sie vor wenigen Jahren dank der Klimaerwärmung gefunden. Niemandem sagte der Inhalt des Briefes etwas. Es war in der Geheimschrift der Manichäer verfasst. Ich hörte davon, bat um Einsicht und bekam sie. Ich war sehr nah dran, eine Künstler- und Forschergruppe um da Vinci, Bosch und Dürer zu identifizieren. Aber ich scheiterte.«
    »Warum?«, fragte Poch, während er einen Olivenkern ausspuckte.
    »Ich konnte den Brief entschlüsseln und fügte diese Erkenntnisse mit anderen Informationen aus Urkunden und Niederschriften zusammen. Dummerweise wurde zwei Tage vor meiner Präsentation in mein Büro in der Kunstakademie eingebrochen, und alle Aufzeichnungen inklusive dieses eigentlich nur für die Kunstwelt interessanten Briefes verschwanden.«
    »Was? Hattest du nicht irgendwo eine Sicherungskopie hinterlegt?«
    Macanzone sah ihn indigniert an. »Ich weigere mich, mit diesem elektronischen Mist zu arbeiten. Ich bin ein Mann der Schrift.«
    »Und warum ist davon nie etwas an die Öffentlichkeit gedrungen?«
    »Zwei Tage später erhielt unser Museum eine hohe einstellige Millionenspende von einem anonymen Spender. Absender ›Dürer‹. Und ich bin sicher, dass nicht nur das Museum eine Spende bekam. Man riet mir von höchster Stelle aus, die Sache ruhenzulassen. Wir

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