Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
Küche auf die Qualität des Essens schließen zu können. Ein Mann am Herd drehte ihm den Rücken zu. Er trug einen Overall.
    »Kein Stil, diese venezianischen Köche«, dachte Poch.
    Das WC war wohl einst ein Kühlraum gewesen, denn die Tür bestand aus schwerem Gussstahl und besaß ein Bullauge. Er drückte sie auf und blickte mit entsetztem Gesichtsausdruck auf die völlig verdreckte Toilette, die nur aus einem Porzellanloch bestand. Jemand hatte wohl Probleme mit dem Essen respektive seiner Verdauung gehabt, und so waren vertrocknete Spritzer am gesamten Wandbereich zu erkennen. Poch schloss angewidert die Augen, als er Wasser ließ. Ein hartes, knopfgroßes Stück Seife drehte er in seinen Händen, bis es einen Hauch Schaum ergab. Poch sah auf die Uhr. Sie hatten sich verplaudert. Und Jürgen hätte schon längst da sein müssen. Der Junge war um diese Uhrzeit sicher hoffnungslos verloren und hatte sich verlaufen. Er drückte sich aus der engen Toilette und bemerkte, dass gerade etwas anzubrennen schien. Dem Gestank nach musste es Öl sein. Er sah in die Küche, aber der Mann im Overall war nicht zu sehen.
    »Also, eure Köche sind auch eher Handwerker und vergesslich dazu. Der Koch lässt gerade das Öl anbrennen, also wirklich, mein Lieber …«
    Macanzones Kopf lehnte an der holzverschalten Wand hinter der Eckbank. Von seinem rechten Ohr bis zu seinem Schlüsselbein klaffte eine rote Wunde, aus der das Blut pulsierte. Poch begriff sofort. Er trat zur Seite, und etwas schlug ohne großen Knall in die Holzverschalung der Wand. Splitter wirbelten auf. Er sah nach links in einen Spiegel. Der Mann im Overall saß am Ende des Ganges, der zum Ausgang führte, und zielte seelenruhig,wie an einem Schießstand, auf ihn. Aber noch etwas konnte er für einen kurzen Moment erkennen. Jürgen stand im Eingangsbereich des Restaurants. Poch schwankte und fiel nach hinten gegen die Klotür. Reflexartig griff er nach der Klinke und drückte seinen massigen Körper hinein. Er verriegelte sie hektisch und presste sich an die braungesprenkelte Wand. Jemand rüttelte an der Tür. Es ploppte, und er sah, wie sich das Eisen verbog. Dann klirrte es. Der Overalltyp hatte in das Bullauge geschossen. Die Kugel schlug in dem engen Raum gegen eine Fliese, wirbelte als Querschläger herum und blieb, ohne Poch zu treffen, im Boden stecken. Er besaß nichts, womit er sich hätte wehren können. Eine behandschuhte Hand griff durch das zertrümmerte Fenster, den Riegel suchend. Sollte er darauf schlagen? Er war in völliger Panik erstarrt, als er einen Schrei hörte. Dann ein Klatschen und ein dumpfer Schlag. Jemand fiel scheppernd zu Boden. Dann nur noch gellendes Schreien. Die Tür wurde aufgerissen, und Jürgen stand vor ihm. Poch trat hinaus und sah den Overalltypen auf dem Boden liegen. Jürgen hielt seine zusammengerollte Vogue in der Hand, zitterte und kreischte: »Ich habe ihn getötet, um Gottes willen.«
    Poch verstand nicht. »Komm, mein Engel, hol tief Luft, und erzähl mir, wie du das gemacht hast.«
    Jürgen legte beide Hände auf die Augen und tat, wie ihm Poch geheißen. »Das haben wir … also, nachdem wir immer so doof von der Landjugend angedisst wurden, also … das haben wir in einem Selbstverteidigungskurs in so einem Kickboxerstudio von einem Serben in Gießen gelernt. Wenn du nichts in der Hand hast außer einer …«, er hob die Septemberausgabe der Zeitschrift hoch, »… so eine Zeitschrift, roll sie zusammen und schlag so stark, wie du kannst, auf den Kehlkopf. Das habe ich gemacht. O Gott, ist er tot?«
    Poch trat einen Schritt vorwärts und sah im engen Vorraum zur Küche den Mann im Overall auf dem Boden liegen. Alles stank erbärmlich. Poch wirkte erleichtert.
    »Der wird uns nicht mehr verfolgen. Durchsuche ihn, mein Engel, aber mit den dort liegenden Handschuhen.«
    »Auf gar keinen Fall. Was, wenn er aufwacht?«
    »Dann sind wir weg. Ich fürchte, dass sich unser Venedigaufenthalt ein wenig verkürzt.«
    Poch wackelte zum Tisch, wo Macanzone immer noch mit aufgeschnittener Kehle saß. Zärtlich drückte er ihm die aufgerissenen Augen zu und legte ihn vorsichtig auf die Bank. So wirkte es, als ob der Kurator schliefe.
    »Wo immer du jetzt bist, finde deinen Frieden. Und ich verspreche dir, dass ich diese Hunde jage, finde und töte.«
    Er sah sich nicht mehr um. »Wir müssen in die Wohnung von Macanzone, da liegen Unterlagen, und dann zurück nach Deutschland. Elijah hat mir einiges zu

Weitere Kostenlose Bücher