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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Kind eines Naziverbrechers, wie so viele in dem Dorf. Aber eben nicht so erbgeschädigt wie die anderen. Denn darauf hatte Fischer Wert gelegt. Er wollte keine Frau aus dem Dorf haben. Wer ihre Mutter war, verschwieg er. Stattdessen steckte er sie wie ihren Bruder zu dieser dumpfen Pflegefamilie nach Rohrbrunn. Erst in Syrien fand sie wieder zu ihm, vergaß ihre Rachegefühle, verstand seine Idee von Größe, Macht und Chaos. Sie sei sein Vermächtnis, sie müsse die Prophezeiung erfüllen. Sein erster Sohn war dumm, sein zweiter verwirrt, und so blieb nur sie.
    Und so stimmte sie zu, dass sie mit dem Gog aus Magog schlief, seinen Samen in sich aufnahm und die Frucht des Leibes beschützen und pflegen würde. Eine neue Rasse, das war seine Idee. Er hatte diese Ethnie in Asien entdeckt, und nur zwei Familien konnte er nach Syrien bringen, ohne dass die dortigen Machthaber etwas davon mitbekamen.
    Sie trug die Zwillinge in sich. Schon jetzt waren sie außergewöhnlich groß, hatten in ihrem Leib längst das normale Geburtsgewicht überschritten. Aber dank der Hilfe des Arztes, den Arwed ihr hatte zukommen lassen, und seiner Präparate war die Schwangerschaft zwar schmerzhaft und quälend, aber ohne weitere Komplikationen verlaufen.
    Der Jeep der Soldaten rollte näher. Es war so weit. Sie konnte das Knirschen der großen Reifen auf dem tiefen Schnee hören. Der Wagen blieb stehen, eine Tür wurde geöffnet.
    Ausgerechnet jetzt musste sie erkennen, dass Arwed Köhn, ihr Schulfreund, ihr erster Liebhaber, der Sohn des besten Freundes ihres Vaters, sie verraten hatte. Er hatte Ezechiel töten lassen, da war sie sich sicher. Er hatte Birghid, ihre Adoptivschwester, umbringen lassen, nur um an die Vakzine heranzukommen. Ihr Vater hatte ihr das Geheimnis um die Höhlen quasi als Wiedergutmachung offenbart. Almut, ausgebildete Archäologin, war in den Irak gereist und hatte das Vermächtnis der Seevölker gefunden. Zumindest glaubte sie das. In acht Gefäßen befanden sich gestampfte Substanzen, die, wie sie später in einem privaten Biochemielabor in der Türkei verifizierte, allesamt noch wirksam waren. Die Geißeln der Menschheit und ihre Gegenmittel. Aber dann wurde ihr Vater getötet, seine Asche im Meer vor Tel Aviv verstreut. So war sein Grab in Rohrbrunn leer, als sie dort schwor, sein Vermächtnis des Chaos weiterzuführen.
    Jemand sprang aus dem Jeep, aus dem Inneren hörte sie das Fiepen eines Funksprechgerätes und das Quaken entfernter Stimmen. Schritte waren zu hören. Der Soldat hustete unter seiner Schutzmaske. Sie konnte durch das Glas des Schaufensters sehen, wie sich der Lichtstrahl der Taschenlampe in ihre Richtung bewegte.
    Die Zwillinge mussten zur Welt kommen, aber Arwed Köhn durfte niemals in den Besitz ihres Wissens geraten. Eher vertraute sie sich dem Arzt und seiner Freundin an. Ihr Vater hatte sie damals als Lockvogel in den Ascheturm werfen lassen. Sie hatte nichts gesagt, weil sie ihm vertraute. Und tatsächlich: Sie überlebte, konnte die Frucht austragen, die er gesät hatte. Der Vater dieser Frucht starb vor ihren Augen, durch ihre Hand. Sie hatte auf ihn geschossen, um den Verdacht von sich abzulenken. Was hatte sie für einen Weg hinter sich. Und so kurz vor dem Ziel würde sie nicht aufgeben. Dieser Arzt, Jan Kistermann, der sie damals rettete, er würde ihr den Bauch aufschneiden und die Zwillinge holen. Sie würde wohl sterben, das hatte ihr KöhnsMediziner schon prophezeit. Es war ihr egal. Die Kinder mussten leben.
    Noch drei Schritte. Sie griff in ihre Tasche. Der Jeep war dem Soldaten gefolgt. Wie der Vater ihrer noch ungeborenen Kinder es ihr gezeigt hatte, schraubte sie das Metallrohr mit festen, aber sehr gleichmäßigen Bewegungen auf den Lauf. Der Soldat stand vor ihr. Er konnte das Gewehr nicht mehr von seiner Schulter in Anschlag legen. Sie schoss einmal in die Stirn und einmal in die Brust. Dann trat sie zwei Schritte über den schon toten Körper und verließ den Eingang Richtung Jeep, blieb aber im Schatten des Hauses stehen, sah den Fahrer hektisch hinausspringen und schoss auch dem jungen Mann zwei Mal in Kopf und Brust. Sie versicherte sich, dass nirgendwo Videokameras aufgestellt waren, und drückte sich an den Häuserwänden vorbei bis zur nächsten Gasse, die Waffe immer noch in der Hand haltend. Dann erst, schon mehrere Hundert Meter vom Tatort entfernt, steckte sie die Waffe wieder in ihre Tasche zwischen all ihre Medikamente.
    Sie hatte somit nur einen Moment nicht

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