Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
rollte knirschend über den Schnee. Die Tür öffnet sich. Sie konnten nichts sehen. Nur hören. Jemand lud eine Waffe durch. Regina erkannte, dass es eine Maschinenpistole war. Die Person ging langsam vom Wagen weg auf das Haus zu. Die Sickergrube lag genau zwischen Auto und Haus. Die Schritte kamen näher. Alle drei hielten die Luft an. Jetzt stand die Person auf der Eisenplatte, verharrte, schabte mit einem Fuß darüber. Trotz der Kälte lief Regina der Schweiß von der Stirn. Sie würde nicht durch das Metall schießen. Aber würde die Person zuerst schießen, wären sie geliefert. Sekunden verstrichen. Dann bewegte sich die Personweiter zum Haus. Glas klirrte. Dann hörten sie, wie er das Haus der Jelinek betrat. Zum ersten Mal atmeten sie wieder durch. Regina sah zu Faruk.
»Bleiben wir?«
Faruk schüttelte den Kopf. »Raus.«
»Und ich?«, flüsterte die Lehrerin.
»Sie bleiben hier. Wir gehen zum Wagen, locken ihn weg vom Haus. Dann gehen Sie hinein und rufen die Polizei.«
Jelinek wollte widersprechen. Aber da hatte Regina die Platte schon zur Seite gezogen, sich hinaufgeschwungen, Faruk die Hand gereicht und ihn hochgezogen. Vorsichtig schob Faruk die Platte zurück. Gebückt und ständig das Haus im Visier, rannten sie zum Wagen. Sie hatten Glück. Er hatte die Schlüssel stecken lassen. Kaum saßen sie im Wagen, bemerkten sie vom oberen Teil des Schulhauses eine Bewegung. Schüsse fielen vom Dach, durchschlugen ein hinteres Seitenfenster. Im Fußraum vor dem Beifahrersitz lagen in einem Leinenbeutel mehrere Faustfeuerwaffen und dicke Bündel mit Geldscheinen.
»Netter Proviant«, rief Regina, drehte den Zündschlüssel um und gab Gas. Mit einem Druck schaltete sie das Bremsblockiersystem aus, und der Wagen schleuderte wie ein Eiskunstläufer über den Schulhof. Faruk sah nach hinten. Das Feuer war eingestellt worden. Mit hoher Geschwindigkeit rasten sie in der allmählich einsetzenden Dunkelheit die Serpentinen hinab. Keiner verfolgte sie. Sie erreichten die Kreuzung auf die Bundesstraße, die links nach Passau führte. Von rechts tauchte der Unimog auf, links schoss ein schwarzer Van auf sie zu. Regina drückte auf das Gaspedal und fegte geradeaus über die Bundesstraße hinab ins Dorf.
»Wo fährst du hin?«, rief Faruk besorgt.
Sie fuhren jetzt parallel zum Fluss.
»Keine Ahnung, wir sollten …«
Plötzlich begann sich der Wagen zu drehen und rutschte Richtung Fluss.
»Gib Gas, und zieh nach links«, rief Faruk.
Aber einen weiteren Augenblick später prallten die fast zweiTonnen Gewicht des Autos auf das Eis. Es knackte, gab nach, riss, aber Regina gab sofort wieder Gas, und die Reifen bekamen einen Grip.
»Bete, dass es hält.«
Kinder stoben vor ihnen aus dem Weg und warfen mit Eisstücken und Hockeyschlägern nach ihnen. Andere lachten und staunten.
»Die Donau aufwärts, nur nicht in die Rinne, da ist das Eis dünner«, rief Faruk.
Er sah nach hinten und fluchte innerlich. Ein Mann auf einem Motorrad verfolgte sie. Faruk drückte das Schiebedach nach hinten und hangelte sich hinauf. Der Fahrtwind drückte seinen Kopf fast auf das Dach. Er entsicherte die Makarow, die er im Fußraum gefunden hatte, und wartete. Er sah hinunter und erkannte Reginas Rucksack. Auch Dr. Setners Koffer lag dort. Wem auch immer dieser Wagen gehörte, er musste in ihren Zimmern geschnüffelt haben. Der Motorradfahrer war jetzt auf gleicher Höhe. Sein Helm und sein Visier waren schwarz, das Gesicht nicht zu erkennen. Er griff in seine Jacke, lenkte wackelig mit nur einer Hand und hielt jetzt eine kleine Maschinenpistole. Regina zog ruckartig das schwere Gefährt nach links und traf den Vorderreifen der Cross-Maschine. Tatsächlich geriet der Fahrer ins Trudeln und kippte mit der Maschine zur Seite. Regina gab Gas, und der Audi wirbelte noch einmal Schnee von der Eisfläche auf. Faruk rutschte wieder hinunter auf den Beifahrersitz. Er sah noch, wie der Fahrer sich aufrappelte, in die Knie ging und schießen wollte. Aber sie hatten sich schon zu weit entfernt und schienen den Verfolger abgehängt zu haben.
Hinter dem Ort Obernzell sah Regina eine gute Gelegenheit, über einen einsam am Ufer liegenden Schiffsanleger wieder auf die Straße zu gelangen. Vielleicht lag es an einer Strömung oder Abwässern aus dem Dorf, dass hier das Eis nicht so fest war. Der vordere linke Reifen presste sich bis zum Blech in geborstenes Eis. Regina schrie auf. Abrupt wurden sie nach vorn geschleudert, und nach einem
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