Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
fürchterlichen Geräusch, das wie das Brechen von Knochen klang, kam das Auto zum Stehen.
»Raus«, rief Faruk.
Er griff nach hinten, schnappte sich den Rucksack, den Koffer und Beutel mit dem Geld und war schon herausgesprungen, als die komplette linke Seite einbrach. Sofort schlug auf Reginas Seite eiskaltes Wasser in den Innenraum. Faruk warf die Sachen auf das Eis und wollte zurück in den Wagen, als das tonnenschwere Fahrzeug noch ein weiteres Stück in die Tiefe sackte. Lediglich die Beifahrertür, geöffnet und verhakt auf der Eisfläche, hielt den Wagen über dem Wasser. Nur konnte Faruk so nicht mehr hinein. Regina zog sich verzweifelt auf die rechte Seite, aber je mehr sie sich bewegte, umso stärker sank der Audi in die Tiefe. Blech knirschte über das Eis. Es blieben nur noch Sekunden. Faruk handelte instinktiv. Er rannte um den Wagen, griff an den Kofferraum, der aber verschlossen war. Mit einer Pistole aus der Tasche schoss er das Schloss auf. Tatsächlich lag ein Abschleppseil dort. Er zog es raus, schoss zwei Mal in die Heckscheibe und schlug sie mit bloßen Händen weiter ein. Regina hing jetzt bis zur Brust im Wasser. Sie hatte Faruks Absicht verstanden und war in Deckung gegangen. Nun drehte sie sich nach hinten und sah ihn mit versteinertem Gesicht an. Hastig setzte Faruk mit nassklammen Händen, die immer steifer wurden, einen Knoten und warf das Seil in den Innenraum.
»Wickel es um deinen Arm«, rief er.
Wieder rutschte der Wagen ein Stück nach vorn und geriet immer mehr in eine vertikale Position. Auch Faruk war auf dem immer brüchiger werdenden Eis nicht sicher. Unter ihm bildeten sich laufend Risse, dumpf hörte Faruk das Eis unter sich knirschen. Regina griff nach dem Seil. Wenn sie sich im Auto verhaken würde, hätten sie keine Chance, niemals könnte Faruk das sinkende Auto halten. Faruk zog mit aller Macht, versuchte, sich im glatten Eis abzustützen, rutschte nach vorn, riss sich die Hände am Seil auf, während Regina sich zwischen den Vordersitzen hindurchzwängte. Sie war bereits auf den Rücksitzen, ihre Hände umklammerten den Rand der zerborstenen Scheiben. Dann aber sank der Wagen vor Faruks Augen mit einem schmatzenden Geräusch in die Tiefe. Das Seil, das er geistesgegenwärtigergriffen hatte, sauste durch seine Hände, verbrannte die Haut und wurde fast gänzlich mit in die Tiefe gerissen.
Panisch erhob sich Faruk und umklammerte trotz der Schmerzen das Ende des Seils. Er sah in das Loch, das der Wagen in das Eis gedrückt hatte. Aber er konnte nur das Schwarz des darunter fließenden Wassers erkennen. In schierer Verzweiflung wollte er hinterherspringen, aber ein letzter klarer Gedanke hielt ihn davon ab. Das Ende des Seils lag jetzt schlaff auf dem Wasser. Es konnte nicht tief hier sein, denn das Ufer war nur ungefähr 40 Meter entfernt, und die Fahrrinne befand sich viel weiter in der Mitte des Flusses. Faruk stand verloren am Rand des Eises und hielt das Seil, als genau dieses plötzlich ruckte. Er sah hinab. Es war nichts zu sehen, noch einmal ruckte es. Und dann tauchte sie auf, prustete, spuckte, holte tief Luft und atmete warme Wolken aus. Regina hatte es geschafft. Er zog sie mit einem Ruck aus dem Wasser und legte sie auf das Eis. Dann riss er sich die Daunenjacke vom Leib, setzte sich neben Regina und rubbelte sie warm. Zitternd erhob sie sich, warf die Taschen über ihren nassen Rücken, und einige Sekunden später liefen sie die wenigen Meter über das Eis zum Ufer.
Keine Menschenseele war zu sehen. Diese Aktion auf dem Fluss schien von niemandem bemerkt worden zu sein. Regina klammerte sich an seinen Rücken. Faruk spürte, wie sie unkontrolliert zitterte. Er musste sie dringend trocknen und wärmen. Sie musste etwas Trockenes anziehen. Das konnte sie nicht lange aushalten. Auf der Straße sah Faruk nicht weit entfernt einen Rastplatz, der sich hinter Bäumen zur Straße hin verbarg. Ein weißer Porsche-SUV stand wenige Meter vor ihnen hinter einem Smart mit laufendem Motor. Der Smart war leer. Vorsichtig schritt Faruk weiter zum zweiten Wagen. Die Scheiben waren beschlagen. Und der Wagen ruckelte. Faruk legte Regina vorsichtig auf den Boden und näherte sich mit einer Waffe dem Auto.
Sie hatten die Sitze ganz nach hinten geklappt, und er lag, die Skihose bis zu den Knöcheln heruntergezogen, auf dem Fahrersitz, während die dunkelhaarige Frau auf ihm ritt. Faruk klopfte höflich an das Seitenfenster.
»Es tut mir leid, dass ich Sie störe, aber wir
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