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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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aufgepasst, sonst hätte sie ihn bemerkt. Der Mann stand zwischen zwei zugeschneiten Autos und war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Seine Nase wirkte weißer als der Rest des rotgefrorenen Gesichts, irgendwie künstlich, dachte Almut. Das wäre schon erschreckend genug. Aber er zielte auch mit einer kurzläufigen Schrotflinte direkt auf ihren ballonartigen Bauch.
    »36 Gramm und mindestens 70 Kugeln werden Ihren Bauch treffen. Nicht alle treffen die kleinen Racker, aber ich verspreche Ihnen, dass ich, wenn sie hier liegen, kurzen Prozess mit ihnen mache.«
    Hermel hasste Kinder. Es wäre ihm leichtgefallen, in den Bauch der schwangeren Almut zu schießen. Zudem hatte sie, ohne dass sie es wusste, seinen langjährigen Liebhaber in München getötet. Er sollte mit ihr die Übergabe der Kisten organisieren. Sein letztes Lebenszeichen hatte sein Liebhaber nicht weit von hier an einem Friedhof von sich gegeben. Es war ein Anruf, ein Kuss. Und dann war er weg. Seine Leiche war nicht aufzufinden. Aber er wusste, dass sie ihn auf dem Gewissen habenmusste. Zu gern hätte er sie schon hier auf der Straße ausgequetscht. Und das meinte er wörtlich. Aber sein Auftrag lautete, dass er sie in das Krankenhaus in die Frauenlobstraße, nicht weit von hier, bringen sollte. Ihr Mobilfunksignal hatte sie verraten. Es war seine Idee, ihr ein Satellitentelefon mit Funkfrequenz auf hoher Ebene zur Verfügung zu stellen.
    Rohrbrunn und die Festnahme des Arabers und der Österreicherin war mit seinen südafrikanischen Söldnern schiefgelaufen. Köhn war außer sich vor Wut gewesen. Aber dann hatte Hermel Almut orten können. Nur so hatte er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen und seinen Auftraggeber besänftigen können. Er war von Rohrbrunn nach München geeilt. Und jetzt hatte er sie nach all den Tagen endlich vor dem Visier.
    Sie sah ihn ausdruckslos an. Mit ihrer linken Hand ließ sie etwas in den Schnee fallen. Er sah es aus den Augenwinkeln. Er kannte den Trick, war darauf gefasst, dass sie mit der rechten Hand zur Waffe greifen würde. Er trat mit einem Schritt auf den Bürgersteig und stieß den Lauf direkt auf ihr Kinn. Der Schuss aus Almuts Waffe löste sich zwar, schlug aber in einen Schneehaufen ein, während Almut Moser nach hinten und in die Bewusstlosigkeit fiel. Ihr letzter klarer Gedanke galt ihrem Ziel: Jan Kistermann. Dann war alles schwarz.

Helgoland, Deutschland, 23. 12., 11.55 Uhr
    Sie wollte ihn umarmen, aber ihre preußisch-protestantische Herkunft hielt sie davon ab.
    Professor Vogels Assistent, Dr. Englert, hatte in seiner knappen, naturwissenschaftlichen Art den Stand der Dinge wiedergegeben. »Infizierte derzeit nach den Zahlen, die uns die Gesundheitsämter der Länder heute Morgen mailten: 115000 Menschen im gesamten Bundesgebiet. Bereits verstorbene Infizierte: wenig mehr als 19000 Menschen. Erwartete Tote in den nächsten 48 Stunden: 12000. Zahl der Neuinfizierungen ist in einem unterendreistelligen Bereich angekommen. Der Impfstoff aus den USA , den uns die amerikanischen Streitkräfte zur Verfügung gestellt haben, wirkt. Krankenhäuser sowie Sammellager bekommen die Situation zunehmend unter Kontrolle. Die Bürger verhalten sich außerordentlich ruhig und gefasst, seitdem sie spüren, dass wir mit den Impfungen Erfolg haben. Die Sicherheitskräfte aus den Nachbarstaaten tun ihr Übriges. Israel und die Arabische Union haben Ärztepersonal und Impfstoffe geliefert, die uns über den schlimmsten Zeitpunkt sehr gut hinweggeholfen haben. Die Araber haben die Berliner Kollegen erheblich unterstützt. Die Türkei hat nach Ihrer Bitte tatsächlich zwei Luftlandebrigaden nach Schönefeld geschickt, die sehr professionell die Impf- und Versorgungsstationen geführt haben.«
    Dr. Englert sah belustigt zum Generalinspekteur. Ihm war die klammheimliche Freude darüber anzusehen, dass der General fremde Truppen in »seinem« Hoheitsgebiet dulden musste, weil sich zu wenige deutsche Soldaten zum Dienst gemeldet hatten.
    »Nach unseren jetzigen Projektionen kann der Ausnahmezustand in spätestens 48 Stunden wieder aufgehoben werden.«
    Die Kanzlerin spürte eine tiefe Erschöpfung. Sie hätte sich am liebsten an Ort und Stelle auf den Boden gelegt und wäre sicher sofort eingeschlafen. Aber sie hatte keine Zeit dafür. Sie musste dringend mit Missfeld sprechen. Noch heute Vormittag würde sie ihn von seinem Amt entbinden. Die Katastrophe in der Rhön hatte er zu verantworten. Nicht, dass es ihr unlieb war, dass diese

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