Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Untersuchung von Almut und ging vor seinem Kollegen in die Hocke. »Hör zu, du hast nichts mehr zu verlieren. Du bist es deinem Ethos und deiner Familie schuldig. Rede, damit wir wenigstens noch ihr Leben retten können.«
Sandmann sah ihn mit flehenden Augen an.
»Jan, du musst mich verstehen. Weißt du, mir steht das Wasser bis zum Hals. Ich habe Privatabrechnungen …«
Jan nickte. »Ich weiß, die Araber bei uns im Klinikum zahlen auch gern mal bar, wenn man frühzeitig das richtige Geschlecht definiert.«
Sandmann nickte. »Das haben alle gemacht …«
Jan legte die Hand auf seine Schulter und reichte ihm eine Schmerztablette.
»Nimm sie, und rede bitte.«
Sandmann zögerte, nahm aber die Tablette und begann. »Im Sommer, so um August herum, hat mich dieser Typ, er heißt Hermel, kontaktiert. Ich solle bei einer außergewöhnlichen Schwangerschaft der betreuende Arzt sein. Es war eine irrsinnige Summe, die er mir bot. Zudem wusste er um die Unregelmäßigkeiten und drohte, sie zu veröffentlichen. Also erklärte ich mich bereit. Es sind keine normalen Zwillinge, sondern Giganten.«
Elijah zog an seinem Arm und murmelte nur ein »Sehr witzig«.
Sandmann schrie auf. »Nein, das ist wahr. Der Vater des Kindes gehört zu einer äußerst raren genetischen Gruppe. Die Zellendieser Menschen wachsen schneller und reparieren sich auf eine uns bislang unbekannte Art und Weise. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Almut ist eigentlich im siebten Monat. Aber die Zwillinge sind bereits mehr als ausgereift. Sie entsprechen schon jetzt, das habe ich erst heute Morgen im Ultraschall gesehen, dem Entwicklungsstand von zwei Monaten nach der Geburt. Wenn es stimmt, was Almut mir erzählte, stammt der Vater aus einer alten Ethnie im Osten. Sie seien so etwas wie die perfekten Krieger. Ihr Gendefekt, wenn man es so sehen will, vermindert das Schmerzempfinden um einen hohen Prozentsatz. Wunden schließen sich schneller als bei normalen Menschen. Wenn sie recht hat, wäre das eine mittlere medizinische Sensation. Und da wollte ich …«
Almut schrie. Jan drehte sich zu ihr.
»Die Wehen setzen ein. Los, Dirk, wo wolltest du entbinden?«
Elijah ließ den Arzt los.
»Wir haben einen speziellen Raum für sie …«
Etwas warf ihn nach hinten und ließ eine Unmenge von Blut und Hirnmasse aus seinem Hinterkopf spritzen. Sandmann war tot, bevor sein Körper den Boden berührte. Alle gingen in Deckung. Jan schob die Trage, auf der Almut lag, hinter das große Pult. Aber es fiel kein Schuss mehr.
»Wir müssen hinter dem Scheißkerl her«, rief Elijah zu Regina. »Faruk, bleib bei Jan. Wir treffen uns hier wieder.«
Jan hörte Almut stöhnen und mit kurzen Stößen atmen. Es war bald so weit.
»Los, Faruk, du musst mir helfen.«
Faruk hatte in seinem Leben schon vieles gesehen. Aber niemals war er Zeuge einer Geburt gewesen.
»Ich hole Schwestern«, rief er Jan zu und war schon fast bei der Tür.
»Faruk, verdammt! Da liegt ein toter Arzt mit einer Kugel im Kopf, hier eine Schwangere mit einer schwerverletzten Hand. Wir wissen nicht, wer von Sandmanns Team noch von den Machenschaften weiß. Wir holen die Zwillinge!«
Dieses Gafferband war großartig. Diese strapazierfähigen Klebestreifen waren für so viele Dinge einsetzbar. Hermel hatte nicht gezögert, seine aufgerissene Wange schnell mit dem Band zu schließen. Schnell hatte er zwei Streifen mit einem Messer von der Rolle abgetrennt und sich ins Gesicht geheftet. Er saß zwischen zwei stinkenden Mülltonnen, die von Konservendosen und verschimmelten Lebensmitteln überquollen. Noch immer fand sich in dieser Stadt keiner, der den Müll wegräumen wollte. Eine Ratte trippelte vorsichtig heran und schnupperte an seinem Bein. Langsam beruhigte sich sein Atem. Aber der Schmerz kam jetzt zurück. Die Ratte konnte nicht schnell genug reagieren, als Hermel sein Messer tief in den fetten Leib hineinstieß. Sie drehte sich quiekend um die eigene Achse und fauchte ihn ein letztes Mal an, ehe ihre kleinen Augen den Tod verrieten.
Er griff zu seinem Smartphone und tippte den Namen hinein, den Almut ihm noch unter Schmerzen genannt hatte. Stolz durchflutete seinen von Schmerzen und Anspannung erschöpften Körper. Aus dieser Position den Treffer zu setzen und Sandmann auszuschalten, war eine Meisterleistung. Sehr langsam gab sein Telefon ihm die Auskunft, die er brauchte. Nun musste er zum Fundort gelangen. Vorher aber musste sein Auftraggeber informiert werden. Noch einmal drückte
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