Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Equipment war er hier auf verlorenem Posten. Flucht war die einzige Option, wenn er überleben wollte. Allerdings durften Almut und Sandmann nicht am Leben bleiben.
Jemand lief geduckt nicht weit von ihm eine Treppenreihe hinauf. Sie wollten ihn in ein Kreuzfeuer nehmen. Wenn er sich jetzt nicht absetzen würde, wäre er verloren. Vier, vielleicht fünf Meter, schätzte er, waren es bis zu einem großen Fassadenfenster. Das war sein Ausgang. Niemand schoss. Keiner wollte seine Position verraten. Es schienen Profis wie er zu sein. Schweiß rann ihm ins Auge. Er wischte ihn fahrig zur Seite. Vor ihm lag eine volle Mineralwasserflasche. Er ergriff ihren Hals, schüttelte sie und schob sie mit großer Kraft zur nächsten Treppe. Sie rollte und schepperte dabei über die Marmorstufen, ehe sie zerbrach. Ruckartig erhob er sich und gab drei schnelle Schüsse in Richtung Sandmann ab, drehte sich blitzschnell und sah, wie eine Frau sich nur wenige Meter von ihm entfernt erhob. Er drehte sich und schoss noch in der Bewegung. Sie duckte sich weg, und diesen Moment nutzte Hermel, um die Tasche zu greifen. Er riss die Waffe herum, schoss in das Fenster vor ihm und warf sich mit all seiner ihm zur Verfügung stehenden Kraft gegen das Glas. Das Holz des Kreuzrahmens stieß in seine Wange, drang in den Mundraum und riss die komplette rechte Seite aus seinem Gesicht. Er stürzte hinab. Eine Sonnenblende, kurz darunter an einem Stockwerk befestigt, minderte den Aufprall. Mit letzter Kraft rollte er sich darüber und fiel in einen großen Schneehaufen, den der Hausmeister darunter aufgeschaufelt hatte. Neben ihm lag die Sporttasche, wie er befriedigt feststellte. Das Blut, das aus seinem aufgerissenen Gesicht lief, verfärbte sofort den Schnee. Hermel sah mit verzerrtem Ausdruck nach oben. Niemand war zu sehen. Stöhnend schleppte er sich zum Ausgang.
»Lass ihn. Wir haben hier Wichtigeres zu tun«, rief Jan Regina zu, die zum zerborstenen Fenster lief, ihre Glock im Anschlag.
Elijah hatte Dr. Sandmann den Arm nach hinten gedreht.
»Was ist das für eine Scheiße? Was soll das?«
Elijah war, was Festnahmen anging, ein wenig aus der Übung. Und so hörte er ein grässliches Knacken und als Nächstes einen spitzen Schrei des Arztes.
Jan verdrehte die Augen. »Du hast ihm den Arm ausgekugelt.«
Ein wenig schuldbewusst ließ Elijah den Arzt auf den Boden fallen, wo der sich schreiend wand. Jan hatte sich zu Almut begeben, die aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war. Sie wimmerte. Ihr gigantischer Bauch wölbte sich vor ihr hoch und runter. Sie atmete schwer. Jan hatte schon Zwillingsgeburten erlebt. Aber noch nie war ihm so eine große Wölbung untergekommen. Zudem war sie an der rechten Hand verletzt. Er sah sich die Wunde genauer an. Das schon graue Fleisch ihrer Hand nahm er zuerst wahr. Dieses Schwein hatte ihr wirklich die Haut vom Fleisch getrennt. Glücklicherweise war der Hörsaal noch mit den notwendigen Werkzeugen und Medikamenten ausgestattet.
»Ich kümmere mich um Almut. Und du, Sandmann, solltest reden. Die drei Herrschaften sind wirklich Experten in der Beschaffung von Informationen.«
Wie zur Bestätigung schloss Faruk beide Haupttüren des Hörsaals ab.
»Ich habe damit nichts zu tun. Ich sollte nur die Geburt veranlassen. Dafür hat mir dieser Typ, der da oben wie Superman aus dem Fenster sprang, Geld gegeben.«
Elijah griff Sandmanns Arm und zog ihn ruckartig zu sich. Der Arzt schrie erbärmlich. »Glaub mir, Jan, wirklich. Ich habe Spielschulden, und das Geld kam gerade recht.«
Elijah sah amüsiert zu Regina, die die Stufen hinabgeschritten kam. »Du bist nicht allein …«, sang er.
Regina zeigte ihm mürrisch den Mittelfinger, setzte sich in die erste Vorlesungsreihe und sah Elijah zu, der sich über Sandmann beugte. »Wir machen das so: Herr Sandmann …«
»Doktor Sandmann«, warf Regina ein.
»Natürlich, verzeihen Sie, ich hab’s nicht so mit Titeln. Mir reicht klug und dumm als Schublade. Sie sind klug, wenn Sieuns schnell wahre Antworten geben. Sie sind dumm, wenn Sie langsam und …«
Regina hob die Hand. »Das ist ihm klar. Fang an, wir haben nicht viel Zeit.«
Elijah sah zu Sandmann herab.
»Sehen Sie, man darf die Frauen niemals warten lassen. Sonst werden sie mürrisch. Also, erste Frage, zum Warmwerden. Wer war der Typ?«
Sandmann sah mit aufgerissenen Augen zu Elijah, der nach einem Skalpell griff, das vor ihm auf einem Seziertisch lag. Er schüttelte nur den Kopf.
Jan unterbrach die
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