Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
verschiedenen Kliniken hatte sterben lassen müssen. Die Leichen waren mittlerweile in verschiedene Verbrennungsanlagen in Deutschland geschafft worden.
»Das sind gute Nachrichten, Dr. Meschede. Was ist mit den Langzeittests? Sie hatten Komplikationen angedeutet.«
Meschede nickte betreten. »Ja, wir haben eine kleine Gruppe, die über Juckreiz im Intimbereich und Kopfschmerzen klagt. Beides haben wir medikamentös zufriedenstellend behandelt.«
Köhn sah ihn an. »Hoffentlich mit unseren Programmen?«
Meschede nickte eifrig. Er würde nicht über den Verdacht seines Mitarbeiters reden, der ihn noch am Morgen auf leichte Anomalien bei den Aufzeichnungen der Testpersonen aufmerksam gemacht hatte. 80 Prozent seines Vermögens hatte Meschede in Aktien dieses kleinen Biounternehmens des ihm gegenübersitzenden Mannes investiert. Das Präparat musste Erfolg haben, nur so konnte er seine immensen Schulden begleichen. Und die Männer, die ihm das Geld gegeben hatten, würden keine Verzögerungen akzeptieren. Sie würden töten.
Köhn schien zufrieden und drehte sich nach rechts. »Frau Ridder. Wie steht die deutsche Regierung zu unserem Angebot?«
Ridder lächelte nur kurz, ehe sie begann. »Nun, es hat sich sicher ausgezahlt, dass der Köhn-Konzern der Bundesregierung spontan Lebensmittel aus den eigenen Beständen seiner Lebensmittelketten zur Verfügung gestellt hat. Auch die logistische Unterstützung mit Fahrzeugen und anderen Gerätschaften wird im provisorischen Kanzleramt auf Helgoland positiv aufgenommen. Die dortige Situation ist mit panisch nur schlecht umschrieben. Jeder Tag, der ins Land geht, ohne dass die üblichen Antiseren anschlagen, lässt sie verzweifelter nach jedem Strohhalm greifen. Und den reichen wir ihnen ja nun. Ich reise morgen nach Bremen. Von dort wird mich ein Hubschrauber derMarine nach Helgoland bringen. Ich denke, dass einer nachhaltigen und exklusiven Vertragsbindung mit der Bundesrepublik und vermutlich auch mit den Nachbarstaaten nichts im Wege stehen wird. Die zuständigen Stellen haben so weit alles vorbereitet. Wenn alles gut läuft, kann noch zwischen den Jahren mit der Auslieferung begonnen werden.«
Köhn sah zu Hermel, der sich sofort erhob. Er drückte auf eine Fernbedienung, die auf dem Tisch lag, und hinter ihnen flackerte ein fast drei Meter großer Bildschirm auf. Hermel räusperte sich kurz, als die ersten Bilder aus Deutschland erschienen. Verwaiste Straßen, Militärtransporter, die Leichensäcke auf der Straße stapelten. Es waren keine offiziellen Bilder. Hermel hatte sie aus seinen »Bundeswehrkreisen« bekommen.
Er begann mit einem kurzen Lagebericht: »Tag sieben seit Ausbruch der Pocken. Kein Seuchenzentrum hat den Gencode bislang dechiffriert.« Er sah zu Dr. Meschede. »Ihre Kollegen am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg konnten zwar erste Aminosäureverbindungen und Proteinblocker feststellen und haben somit den Beweis, dass an den Viren selbst experimentiert wurde, aber von der Entwicklung eines Serums sind sie noch weit entfernt. Die Todesrate steigt täglich mit zunehmend schlechter werdender Versorgung. Obwohl die meisten Menschen in ihren Häusern bleiben, infizieren sie sich. Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt. Schätzungsweise ein Prozent der Bevölkerung scheint auch ohne Impfung immun gegen die Pocken zu sein, ähnlich wie beim HI -Virus. Auch hier tappt man im Dunkeln, denn für die Forschung bringen diese Immunisierten nichts. Ihre Abwehrmechanismen sind nicht übertragbar.«
Ridder lachte: »The happy few.«
Hermel fuhr fort. »Zurück zur Todesrate: Bislang verstarben circa 14000 Menschen, die Zahlen sind nicht ganz exakt, da nicht alle Bundesländer ihre Daten zur Verfügung stellen können oder wollen. Weitere 55000 Deutsche liegen infiziert in Krankenhäusern. Wir rechnen mit über 100000 Toten in den nächsten sieben Tagen. Und solange kein Impfstoff zur Verfügung steht, blutet das Land im wahrsten Sinne immer weiter aus.«
Köhn lächelte. Eine Redensart seines Vaters schoss ihm durch den Kopf: »Ein Guter hält’s aus, um einen Schlechten ist es nicht schad’.«
Hermel fuhr fort. »Mittlerweile schwappt es in die Nachbarländer über. Polen meldet 320 Fälle, Österreich und die Schweiz haben jeweils mit knapp 500 Fällen zu kämpfen, und in Frankreich hat man gestern die 1000er-Grenze überschritten. Die Skandinavier haben mit einer sehr konsequenten Isolationspolitik ihre Fälle im zweistelligen Bereich halten können.
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