Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Boote aus Kiel, Fehmarn und Rostock werden rigide gestoppt und nach Rügen eskortiert, wo die dortige Landesregierung ihre Infizierten in requirierten Kliniken und Sanatorien behandelt und kaserniert.«
    Köhn lächelte wieder müde. »Die bekommen es über das Baltikum und Russland, quasi durch die Hintertür. Das ist nur eine Frage von Tagen.«
    Hermel nickte. »Die Südländer wie Griechenland, Spanien, Portugal oder auch Italien sind noch weitgehend frei von den Pocken. In den Großstädten liegt die Zahl der Infizierten dort immer noch im unteren dreistelligen Bereich. Aber auch hier rechnen wir mit einem Sprung in den nächsten Tagen. Diese Länder kämpfen eher gegen illegale Flüchtlinge, die aus Deutschland in die sicheren Länder wie Nordafrika reisen wollen. Mehrere privat gecharterte Fischerboote mit deutschen Flüchtlingen wurden bereits von der italienischen sowie der arabischen Marine gestoppt. Die Türkei hat Rückkehrer aus betroffenen Ländern auf Inseln im Bosporus interniert. Erste Tumulte sind zu vermelden. Sollten die Türken dem nicht Einhalt gebieten, steht zu befürchten, dass das Virus auf den Osten überspringt. Schlechte medizinische Versorgung und miese Infrastruktur würden dort zu deutlich schlimmeren Epidemien führen. Zudem spielt das ungewöhnliche Wetter eine erhebliche Rolle. Laut Vorhersage wird sich an der Kälte wie auch an den Schneefällen vorerst nichts ändern. Das heißt, dass schon unter normalen Bedingungen ein Aufrechterhalten der Infrastruktur wie Transport, Versorgung und Kommunikation Schwierigkeiten bereitet. Aber daniemand räumt, repariert oder wartet, wird die Situation immer konfuser. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen in Deutschland mittlerweile verstanden haben, dass der Impfstoff nicht wirkt. Die Regierung ist hilflos, und ihr konfuses Vorgehen wird sich wohl auf absehbare Zeit nicht bessern.«
    Er machte eine Pause, trank einen Schluck aus einem Glas und drehte seinen Kopf wie ein Boxer, ehe er an Clara Ridder gewandt fortfuhr. »Zur Regierung: Acht Minister sind tot beziehungsweise hochgradig infiziert und komatös. Der Bundespräsident sowie der Bundestagspräsident und 12 von 16 Ministerpräsidenten sind ebenfalls gestorben. Lediglich zwei der 16 Richter aus dem ersten und zweiten Senat des Bundesverfassungsgerichtes in Karlsruhe konnten rechtzeitig ausgeflogen werden. Die Reste der Regierung befinden sich auf Helgoland. Die Insel ist weiträumig abgeriegelt. Nach den Ereignissen in Berlin befürchten die Sicherheitskräfte weitere massive Übergriffe gegen die Kanzlerin. Sie lebt mit ihrem Stab in einem Hotel. Die EU berät zur Stunde, ob ein militärisches Eingreifen notwendig ist.«
    Köhn schüttelte den Kopf. »Die lassen uns Deutsche eher verrecken, als uns ernsthaft zu unterstützen. Deren Wirtschaft wird doch, so glauben sie jedenfalls, davon profitieren.«
    Hermel ließ auch diese Aussage unkommentiert. »Zur Lage in den Bundesländern: Wasser- und Stromversorgung sind nur in Intervallen gewährleistet. Es fehlt an Personal, auch wenn aus dem Ausland Kräfte mit hohen Zahlungen und unter erheblichen Anstrengungen eingeflogen werden. Alle Atomkraftwerke sind vom Netz, da man Anschläge befürchtet. Somit ist auch in den anderen europäischen Ländern die Energieversorgung massiv unterbrochen, da sie mit unseren Anbietern stark vernetzt sind. Die Kommunikation, also Handy, TV , Radio, Internet etc., ist, sollten sich die Zustände weiter verschärfen, in spätestens 24 Stunden nicht mehr aufrechtzuerhalten. Kräfte der Bundeswehr, des Technischen Hilfswerkes sowie die Sicherheitskräfte der Bundesund Landespolizei haben die Aufgabe, die Landesgrenzen zu den Hochrisikogebieten wie Bayern, Baden-Württemberg, NRW undBerlin massiv abzuriegeln. Hinzu kommen gut 40000 Soldaten der in Deutschland stationierten US -Streitkräfte, die sich aber primär um die Sicherung ihrer Areale kümmern.«
    Ridder schüttelte stumm den Kopf. Es schmerzte. Die Hämatome am Hals schwollen an. »Wie ich höre, gilt seit heute Nacht der Schusswaffengebrauch bei Zuwiderhandlung.«
    Hermel nickte. Er nutzte die Unterbrechung, um einen raschen Blick in seine Unterlagen zu werfen. »Tatsächlich haben sich bereits in einzelnen Bereichen der Republik Bürgerwehren gebildet. Das ist nicht zu verhindern. Trotz Schließung aller Tankstellen versuchen noch immer Menschen aus den betroffenen Gebieten in sichere Zonen zu gelangen. 15 Großlager sind mittlerweile auf alten