Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
Augen geführt, dass seine private Obsession eine öffentliche Ehrung behindern, wenn nicht gar ad absurdum führen könnte.
    Meschede hatte auf der A12 bereits Zoetermeer hinter sich gelassen. Der Wagen des Biochemikers war erst zwei Tage zuvor durch die Inspektion des hauseigenen Fuhrparks gegangen. Dennoch zog der Wagen von der linken Spur ganz nach rechts, zwang so einen holländischen LKW zu einer Vollbremsung und durchbrach, ohne zu bremsen, die Leitplanken und ein Geländer. Wie der Zufall es wollte, geschah dies auf Höhe eines kleinen Flusses. Durch die Wucht des Aufpralls versank die schwere Limousine in weniger als einer Sekunde im Wasser. Niemand sah, wie sich die Zentralverriegelung des Wagens wie von Geisterhand schloss. Kein Mensch war da, als Meschede zusehen musste, wie das Seitenfenster ohne sein Zutun ein Drittel herunterfuhr. Seine Panik angesichts des kalten hereinströmenden Wassers währte nur kurz. Die holländische Polizei konnte eine Stunde später nur noch die Leiche des Forschers bergen. Da warHermel schon auf dem Weg nach Wien, und Ridder und Köhn warteten auf den Beginn der Videokonferenz.
    Clara Ridder sah Köhn zweifelnd an. »Ein Maler soll vor mehr als 500 Jahren ein Antiserum gegen Pocken aus Venedig geschmuggelt haben? Und ausgerechnet deine Schulfreundin weiß, wo das Werk ist? Das klingt alles etwas sehr … zweifelhaft. Seit wann verlässt ausgerechnet du dich auf diese halbgare Mystery-Sauce? Das ist doch eher was für deinen todgeweihten Vater.«
    Köhn schüttelte den Kopf. »Du wirst gleich hören, wie real diese ›Sauce‹ ist und dass sie uns bei unserem neuen Geschäft auf den Magen schlagen könnte.«
    »Glaubst du, dass irgendeine Zulassungsbehörde auf dieser Welt Rückstände aus einem Ölgemälde für die Herstellung eines Antiserums gegen eine der gefährlichsten Krankheiten genehmigen würde? Warum also diese Aufregung? Man wird Atropos brauchen, man wird darum betteln.«
    Köhn schwieg. Zu viel stand auf dem Spiel. Almut hatte ihn von der Wirkungsweise dieses alten Antiserums überzeugt. Sie war im Besitz einiger Mengen, die sie auf ihren Ausgrabungen zusammengetragen hatte. In diesen Chaostagen reichte ein vager Hinweis, dass so ein altes Gegenmittel existiert, und schon brach sein Kartenhaus zusammen. Nicht, dass man sofort das Antiserum aus den Höhlen des Iraks einsetzen würde. Aber, da war sich Köhn junior sicher, man würde mit der Auslieferung seines Präparates warten. Und das konnte er sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht leisten. Denn auch seine Verpflichtungen waren ungewöhnlich hoch. Und wenn sein Vater recht hatte, dann hatte es im Krieg bereits funktioniert. Wie oft hatte sein Vater ihm erzählt, dass die Russen vor Stalingrad die deutschen Soldaten mit Tularämie, der Hasenpest, infiziert hatten. Tausende Tote waren die Folge. Dann fanden sie das Gegenmittel irgendwo in den Ebenen des Ostens. Den Sowjets wurde das hinterbracht. Sofort verzichteten sie auf den weiteren Einsatz solcher Kriegsmittel. Verständlich, denn die Russen hatten damals,so hatte es sein Vater jedenfalls berichtet, nur das Virus, nicht aber ein Antiserum.
    Aber nun hatte er beides in der Hand. Mittel und Gegenmittel. Es war ein großartiges Spiel, dessen Regeln er allein festgelegt hatte. Wie in einem Theater sah er die Akteure, die er führte. Sein Vater, mit seinen Kontakten nach Russland, der nie den Mut gehabt hatte, daraus seinen Nutzen zu ziehen und aufs Ganze zu gehen. Nun würde er sterben, ohne die Chance wahrzunehmen, Geschichte zu schreiben.
    Almut, die ein Antiserum besaß. Ihre Not war groß gewesen im Spätsommer. Sie wollte die Kinder zur Welt bringen, wusste aber, dass sie kaum Chancen hatten. Er aber, Köhn, gab ihr alles. Die medizinischen Mittel, die Betreuung und nicht zuletzt die Zuversicht. Dann war da noch ihr Bruder, der fest daran glaubte, dass das Antiserum in einem alten Ölschinken versteckt war. Und natürlich Birghid.
    Die gute alte Birghid. Köhn schmunzelte, während er versonnen einer fetten Möwe zusah, die sich da draußen im dichten Grau des Meeres in einer Plastiktüte verfangen hatte. Almut, Birghid, die vier aus dem Orient – sie alle waren seine Puppen. Er ließ sie tanzen. Und wenn Clara auf Helgoland Erfolg hatte, würde er Hermel einsetzen, um »alle Puppen wieder in die Kiste zu räumen«. Jetzt musste er nur noch an das Bild kommen.
    Die Möwe flog mit dem Kopf in der Tüte auf, drehte sich in der Luft und schwang wild ihre

Weitere Kostenlose Bücher