Die linke Hand Gottes
etwas von Cales Hand, erst wenig, dann immer mehr. Der kleine Finger seiner linken Hand war abgetrennt worden und lag nun klein und lächerlich im Sand der Arena.
Cale tat einen Schritt zurück, erst jetzt spürte er einen heftigen stechenden Schmerz. Solomon Solomon stand reglos da und weidete sich am Anblick des Blutes und des Schmerzes in Cales Gesicht. Seine Aufgabe war noch nicht erledigt, aber das Werk des Tötens mit Verve begonnen. Als nun auch die Zuschauer das Blut im Sand sahen, ging ein immer lauter werdendes Raunen durch das Amphitheater. Vom Pöbel, der sich auf die Seite des Unterlegenen schlug, kamen die ersten Buhrufe, während die Materazzi jubelten und der Munus-Zirkel höhnte. Dann legte sich der Lärm der Menge wieder. Solomon Solomon, der nun den Vorteil auf seiner Seite sah, wartete darauf, dass Blutverlust, Schmerz und Furcht seinen Gegner entscheidend schwächten.
»Bleib stehen«, sagte Solomon Solomon, »dann ist schneller mit dir Schluss. Aber versprechen kann ich nichts.«
Cale sah ihn verdutzt an. Dann bewegte er das Schwert in der Hand, als wollte er sein Gewicht prüfen, und führte lässig die Klinge in Richtung auf den Kopf des Gegners. Jahrelange Erfahrung sagte Solomon Solomon, dass man einen so schwachen Angriff zum Gegenstoß nützen müsse. Von seinen mächtigen Schenkeln getragen, setzte er wie ein Sprinter zum Schlag auf Cale an. Doch schon beim zweiten Schritt sackte er, als hätte ihn ein Bolzen aus Henris Armbrust getroffen, mit Brust und Gesicht in den Sand.
Die Menge holte wie ein einziger Mann Luft – so groß war das allgemeine Erstaunen.
Cales Abwärtshieb beim ersten Angriff hatte sein Ziel keineswegs verfehlt. Während Solomon Solomons erster Schwertstreich Cales kleinen Finger abschlug, hatte Cale mit seinem Hieb die Achillesferse seines Gegners durchtrennt. Deshalb und weil der Schmerz in seiner Hand ihn lähmte, war er so verblüfft gewesen, dass Solomon Solomon scheinbar unversehrt geblieben war. Deshalb hatte er auch nur so lässig mit seinem Schwert gefuchtelt, er wollte ihn nur veranlassen, sich zu bewegen.
Obwohl von Furcht gepackt, stützte sich Solomon Solomon sofort auf das Knie seines unversehrten Beines und hielt Cale mit dem Schwert auf Distanz.
»Du kleine miese Ratte!«, kam es kaum lauter als ein Flüstern aus seinem Mund. Dann schrie er vor Wut und Enttäuschung wild auf.
Cale hielt sich außer Schlagweite und wartete. Erneut schrie sich Solomon Solomon seine Wut aus dem Leib. Cale sah ihm zu und wartete, dass sein Gegner die Niederlage erkennen würde.
»Gut«, sagte Solomon Solomon verbittert und zornig. »Du hast gewonnen. Ich ergebe mich.«
Cale schaute den Waffenmeister an.
»Mir wurde gesagt, dass der Kampf erst zu Ende ist, wenn einer von uns beiden tot ist.«
»Gnade ist immer möglich«, sagte der Waffenmeister.
»Jetzt auf einmal? Ich erinnere mich nämlich nicht, dass vorher jemals davon die Rede gewesen wäre.«
»Ein besiegter Gegner kann um Gnade bitten. Sie muss aber nicht gewährt werden, und niemand darf dem Sieger einen Vorwurf machen, wenn er ablehnt. Aber ich wiederhole, dass Gnade immer möglich ist.« Der Waffenmeister sah den knienden Solomon Solomon an. »Wenn Ihr Gnade wünscht, müsst Ihr darum bitten.«
Solomon Solomon wiegte den Kopf, als ränge er mit einer schweren Entscheidung, und tatsächlich kämpfte er schwer mit sich. Bei Cale folgte auf die anfängliche Verblüffung eine große und immer noch wachsende Empörung.
»Ich bitte dich um...«
»Sei still«, rief Cale, den Blick von seinem geschlagenen Gegner auf den Waffenmeister richtend.
»Ihr seid doch alle Heuchler! Erst schleppt ihr mich in die Arena und dann meint ihr, ihr könntet die Regeln ändern, weil das Ergebnis nicht zu eurem Vorteil ausgefallen ist. Darauf läuft euer Aristokratendünkel hinaus – dass ihr am Ende alles so hinbiegt, wie es euch passt. Alles an euch ist Lüge.«
»Er muss Euch zehntausend Dollar zahlen«, sagte der Waffenmeister, »um sein Leben auszulösen.«
Cale schlug erneut zu. Mit einem Schrei fiel Solomon Solomon zu Boden, Blut floss aus einer tiefen Wunde am Oberarm.
»Sag mir«, reizte ihn Cale, »bist du jetzt mehr wert oder weniger? Du hast mich geschlagen ohne Grund und ohne jede Rücksicht, nun sieh dich an. Wie kindisch das ist. Wie viele hast du, ohne mit der Wimper zu zucken, hingemetzelt, waren es Dutzende? Und jetzt, da du an der Reihe bist, willst du verschont werden?« Cale stieß verächtlich
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