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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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schweren Verletzung, die er erlitten hatte. Er konnte sich erst dem wonnevollen Empfang hingeben, nachdem Vague Henri ihm unter großen Mühen eine kleine Dosis Opium verschafft hatte, die den stechenden Schmerz zu einem dumpfen Pochen dämpfte.
    Spät in der Nacht, Arbell hatte unterdessen jeden Millimeter seines Körpers hingebungsvoll verehrt, versuchte Cale ihr zu erklären, was vor dem Kampf mit ihm geschehen war. Vielleicht war es das Opium, vielleicht nur die Anspannung und der Schrecken des Tages oder die unmittelbare Nähe des Todes, auf jeden Fall rang er mit den Worten. Er wollte sich ihr verständlich machen, und gleichzeitig fürchtete er sich davor. Schließlich bat sie ihn, damit aufzuhören, weil sie ihn in seiner Verwirrung schonen wollte und vielleicht auch sich selbst. Sie wollte nicht an den Pakt erinnert werden, den ihr fremdartiger Geliebter mit dem Töten eingegangen war.
    »Besser ein Wort zu wenig als zu viel.«
    Bevor die Morgenwache vor Arbells Gemach erschien, wurde Cale nicht ohne viele Küsse und Liebesbeteuerungen vor die Tür gesetzt. Dort traf er auf Vague Henri, der allein Wache hatte.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Henri.
    »Ich weiß nicht. Seltsam.«
    »Willst du einen Tee?« Cale nickte. »Dann stell Wasser auf. Ich komme gleich nach, sobald ich die Wache übergeben habe.«
    Zehn Minuten später kam Vague Henri zu Cale in die Wachstube, wo gerade der Tee fertig war. Beide saßen zusammen, tranken Tee und rauchten. Cale hatte Vague Henri und Kleist für den Tabakgenuss gewonnen, und vor allem Kleist sah man selten ohne eine Selbstgedrehte im Mundwinkel.
    »Was ist denn schiefgelaufen?«, fragte Vague Henri nach fünf Minuten Schweigen.
    »Ich hatte Schiss gekriegt. Schlimm.«
    »Ich dachte schon, er würde dich abstechen.«
    »Das hätte er auch tun können, wenn er nicht so misstrauisch gewesen wäre. Er dachte, es sei eine Finte, dass ich mich überhaupt nicht bewegte.«
    Wieder saßen sie eine Weile schweigend da.
    »Was war also anders als sonst?«
    »Ich weiß es nicht. Es kam in Sekundenschnelle – als hätte mich jemand mit eiskaltem Wasser übergossen.«
    »Dann war es also Glück?«
    »Ja.«
    »Und was nun?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Vielleicht solltest du das.«
    »Was meinst du damit?«
    »Wir sind hier fertig.«
    »Warum?«, fragte Cale. Er rutschte unruhig hin und her und tat so, als brauche er seine ganze Aufmerksamkeit für
    eine weitere Selbstgedrehte.
    »Du hast Solomon Solomon umgebracht, seine Leiche vor den versammelten Materazzi in den Staub geworfen und du hast sie herausgefordert.«
    »Herausgefordert? Wozu denn?«
    »Ihr Äußerstes zu wagen, war es nicht das?« Cale antwortete nicht. »Ich vermute, ihr Äußerstes kann ziemlich schlimm aussehen. Und beim nächsten Mal würde es gewiss kein Zweikampf sein. Irgendjemand wird einen Backstein über deinem Kopf fallen lassen.«
    »Gut. Ich habe verstanden.«
    Aber Vague Henri war noch nicht fertig.
    »Und was geschieht, wenn man herausfindet, was zwischen dir und Arbell Materazzi ist? Außer Vipond und ihrem Vater wird dich keiner hier beschützen. Was glaubst du, wird ihr Vater tun, wenn er dahinterkommt – glaubst du etwa, er wird eine Heirat arrangieren? >Willst du, Arbell Materazzi, mit all deiner Anmut und feinen Lebensart, diesen Schweinehirten und Sohn des Chaos Thomas Cale zu deinem dir angetrauten Ehemann nehmen?‹«
    Cale erhob sich müde. »Ich brauche Schlaf. Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken.«

ZWEIUNDDREISSIGSTES KAPITEL
    M it Henris sarkastischen Worten noch im Ohr fiel Cale bei Sonnenaufgang in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Fünfzehn Stunden später wachte er wieder auf, aber diesmal waren es die Kirchenglocken, die ihm in den Ohren klangen. Doch es waren nicht die melodischen Glockenklänge, die die mehrheitlich lauen Gläubigen der Hauptstadt Memphis an einem Feiertag zum Gottesdienst riefen, sondern wildes Alarmläuten. Er sprang aus dem Bett, lief ohne Beinkleider zur Tür und eilte den Gang entlang bis zu Arbells Gemächern. Dort standen schon zehn Materazzi-Soldaten, und weitere fünf kamen aus der anderen Richtung herbei.
    Cale pochte an die Tür.
    »Wer ist da?«
    »Cale, mach auf.«
    Die Tür wurde von innen aufgeschlossen und zuerst zeigte Riba ihr erschrockenes Gesicht. Dann schob Arbell sie beiseite und kam heraus.
    »Was ist denn los?«
    »Ich weiß es nicht.«« Cale gab den Materazzi-Soldaten einen Wink und schob Arbell wieder in ihr

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