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Die linke Hand Gottes

Die linke Hand Gottes

Titel: Die linke Hand Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Hoffman
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Ihr nur einen schlauen Spruch landen.«
    »Durchaus nicht. Vipond spielt in der großen Politik mit, und du und deine Freunde, ihr seid nur ein kleiner Posten. Wenn nun das Leben von Hunderten oder die Sicherheit der Metropole Memphis mit einer Million Einwohnern davon abhinge, das Versprechen, das man drei kleinen Zöglingen gegeben hat, nicht zu halten? Was würdest du denn an seiner Stelle tun? Du hast doch selbst gesagt, dass du so beinhart sein kannst.«
    »Kleist ist nicht mein Freund.«
    »Was glaubst du denn, was Vipond von dir will?«
    »Er möchte, dass ich Euch vertraue und Euch die ganze Wahrheit über die Erlösermönche und deren Pläne erzähle. Er glaubt nämlich, dass sie eine Bedrohung darstellen.«
    »Und liegt er damit richtig?«
    Cale sah ihn an. »Der Erlöserorden ist eine Geißel für die ganze Welt...« Er wollte fortfahren, verbat es sich aber.
    »Du wolltest doch noch etwas sagen.«
    »Ja.«
    »Was?«
    »Ich habe es mir anders überlegt. Das müsst Ihr selbst herausfinden.«
    »Wie du willst. Zu der Frage, ob man Vipond trauen dürfe... Man kann, bis zu einem gewissen Punkt. Er wird sein Möglichestes tun, deinen Freund und den anderen, der nicht dein Freund ist, zu schützen, solange dadurch nicht Wichtigeres gefährdet wird. Solange sie in seinem großen Spiel keine Bedeutung haben, sind sie sicher wie in Abrahams Schoß.«
    Dann ritten sie schweigend weiter und beide merkten nicht, dass Kitty der Hase sie durch die Augen und Ohren seiner Spione verfolgte.
    Gegen vier Uhr nachmittags stieg IdrisPukke ab und gab Cale ein Zeichen, das Gleiche zu tun. Dann bog er vom Pfad ab und drang in dichtes Buschwerk ein, das wie Urwald aussah. Sogar ohne die Pferde wäre hier ein Durchkommen schwierig gewesen. Nach gut zwei Stunden lichtete sich der Wald ein wenig und ein kaum benutzter Pfad war zu erkennen.
    »Ihr scheint den Weg zu kennen«, sagte Cale zu IdrisPukke.
    »Mir ist schon klar, dass man vor Doktor Allwissend nichts verheimlichen kann.«
    »Stimmt es also?«
    »Ja, als ich noch ein Junge war, kam ich oft hier nach Treetops, zusammen mit meinem Bruder.«
    »Und wer ist Euer Bruder?«
    »Kanzler Leopold Vipond.«

ACHTZEHNTES KAPITEL
    C ale hätte die folgenden zwei Monate in Treetops Lodge für die glücklichsten in seinem Leben halten können, wenn er zum Vergleich andere Glückserfahrungen gehabt hätte. Doch da zwei Monate im siebten Kreis der Hölle eine Erholung gewesen wären gegenüber seinem Leben in der Ordensburg, konnte er keinen Vergleich ziehen. Er war also einfach glücklich. Er schlief zwölf Stunden und oft noch länger, trank Bier und rauchte abends gemeinsam mit IdrisPukke. Dieser hatte ihm wiederholt versichert, dass das Tabakrauchen, hatte man einmal den anfänglichen Ekel überwunden, ein großes Vergnügen und einer der wenigen wirklich verlässlichen Trostspender in diesem Leben sei.
    Sie saßen gewöhnlich draußen auf der Veranda der alten Jagdhütte und hörten dem Gesumm der Insekten zu und bewunderten die Flugkünste der Schwalben und Fledermäuse im Abendlicht. Oft saßen sie stundenlang da und schwiegen und nur hin und wieder gab IdrisPukke eine kauzige Ansicht über die Freuden und Illusionen der Menschen zum Besten.
    »Alleinsein ist etwas Wunderbares, Cale, und zwar in zweierlei Hinsicht. Erstens ist ein Mann dann ganz bei sich selbst, und zweitens ist er damit vor dem Umgang mit anderen verschont.« Cale pflichtete ihm aus tiefstem Herzen bei, wie es nur jemand kann, der bisher jede Stunde seines Lebens, ob wachend oder schlafend, unter den Augen Hunderter anderer verbracht hatte.
    »Gesellig zu sein«, fuhr IdrisPukke fort, »ist gefährlich – manchmal sogar tödlich -, denn das bedeutet Gemeinschaft mit Menschen, von denen die meisten dumm, gemein und unwissend sind und deine Gesellschaft nur suchen, weil sie sich selbst nicht ausstehen können. Die meisten Leute langweilen sich und begrüßen dich nicht als echten Freund, sondern als eine willkommene Ablenkung wie einen Tanzbären oder einen dümmlichen Schauspieler mit einem Vorrat an launigen Geschichten.« IdrisPukke hatte eine ausgesprochene Abneigung gegen Schauspieler und zog oft über ihre Charaktermängel vom Leder. Das war allerdings tauben Ohren gepredigt, denn Cale hatte noch nie ein Theaterstück gesehen: Dass jemand vorgab, ein anderer zu sein und dafür Geld verlangte, war für ihn unbegreiflich.
    »Gewiss, du bist noch jung und musst erst noch die stärkste Gefühlsregung kennen lernen,

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