Die Liste der vergessenen Wünsche: Roman (German Edition)
Und ich weiß, dass es etwas ist, für das sie sich begeistert hätte. Jess hat sich bis zum Schluss ehrenamtlich auf diesem Gebiet engagiert.« Lincoln räusperte sich und senkte den Blick, als wolle er nicht, dass Clara den Anflug von Melancholie darin sah. »Ich könnte gut jemanden gebrauchen, der mit mir trainiert und mir hilft, motiviert zu bleiben.«
Clara zog überrascht die Augenbrauen hoch, überzeugt, dass es sich hier bloß um ein Missverständnis handeln konnte. »Sprichst du etwa von mir ?«
»Nein, ich rede von unserer Kellnerin. Kannst du sie fragen, ob sie interessiert wäre?«
Sie legte den Kopf schief und schaute ihn an. »Sehr witzig.«
» Natürlich meine ich dich. Schau, ich hab mir gedacht, wenn du bei dem Lauf mitmachst, dann könntest du gleich zwei Punkte auf einmal von deiner Liste streichen.« Lincoln warf noch einen Blick darauf und las laut vor: »Bei einem Viertelmarathon mitlaufen wie Papa früher (herausfinden, was ein Viertelmarathon ist!) und wohltätige Zwecke unterstützen wie Libby. «
»Da ist was dran«, räumte Clara zögernd ein.
»Übrigens, ein Viertelmarathon sind zehneinhalb Kilometer.« Er zwinkerte ihr zu.
»Und es ist sicher ein großartiger Anlass. Daran besteht kein Zweifel. Aber Linc, ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass ich die Ausdauer habe, auch nur einmal rund um den Block zu laufen.« Auf diese Tatsache war Clara nicht gerade stolz, aber leider war es die Wahrheit. »Ich meine, realistisch betrachtet denke ich nicht, dass ich in der körperlichen Verfassung bin, einen Viertelmarathon durchzuziehen.«
»Ich auch nicht.« Lincoln zeigte auf sich. »Schau dir diese Rettungsringe an! Meg nennt sie immer Ben & Jerry . Deshalb hab ich mir gedacht, dass wir uns vielleicht, wenn du Lust hättest, gegenseitig beim Trainieren helfen könnten. Uns gegenseitig mitziehen und so. Und du könntest auch Mon Chéri immer mitnehmen«, versuchte er sie zu überzeugen. »Hunde haben nämlich auch Lauftalent.«
»Zehneinhalb Kilometer?« Sie ließ ihren Glückskeks von einer Hand in die andere hin und her wandern, während sie darüber nachdachte. »Das ist ganz schön viel.«
»Stimmt.« Lincoln nippte an seinem heißen Tee. »Wie auch immer, kein Stress. Ich wollte dich nur gefragt haben.«
Jessica musste Lincoln sehr viel bedeutet haben. Sie konnte die symbolische Bedeutung dieses Benefizlaufs für ihn bloß erahnen. Sie hatte keinen Zweifel daran, dass Lincoln sie unterstützen würde, wenn es andersherum wäre und sie Sebastian zu Ehren bei so einem Lauf mitmachen würde. Er war der Typ Mann, der losgehen würde, um T-Shirts im Partnerlook zu kaufen und vielleicht sogar gleiche Stirnbänder mit dummen Sprüchen darauf. Es dämmerte ihr, dass er mehr brauchte als einen Trainingspartner. Vielleicht war, was Lincoln wirklich brauchte, ein Freund. Einen, der verstand, was er durchmachte, einen, der den unbeschreiblichen, verheerenden emotionalen Verlust aus erster Hand kannte; den Verlust, der zu einem festen Bestandteil seines alltäglichen Lebens geworden war – der nicht ausgesprochen wurde und der sich nicht grell in den Vordergrund drängte, aber immer anwesend war.
Als Clara Lincoln genau betrachtete, sah sie die tiefe Trauer in seinen Augen, spürte sie im Kern. Und zum ersten Mal seit fast einem Jahr war sie in der Lage, Schmerz zu fühlen, der nicht ihr eigener war. All das traf sie so plötzlich, dass sie hätte losheulen mögen. Aber stattdessen legte sie ihre Hand auf Lincolns, lächelte ihn an und sagte leise: »Ich bin dabei.«
Er schien erstaunt zu sein. »W…wirklich?«
»Ja«, versicherte sie ihm mit festerer Stimme. »Aber eins muss ich vorher klarstellen.«
»Und das wäre?«
»Ich mache das nicht, weil es auf meiner Liste steht.«
»Nicht?« Nun klang Lincoln wirklich überrascht.
»Nö.«
»Oookay.« Er wirkte misstrauisch. »Darf ich dann fragen, warum du es machst?«
Clara grinste und ließ ihn kurz auf ihre Antwort warten. »Ich mache es für Jessica Foster.«
Zuerst starrte Lincoln sie bloß an, ohne ein Wort zu sagen. Doch dann schluckte er schwer, nickte und flüsterte lächelnd: »Danke.«
»Aber du«, Clara zeigte auf ihn, »bist für den Trainingsplan zuständig.«
»Dann sind wir uns also einig.«
Und an einem Zweiertisch am Fenster von Syn-Kow sitzend, während das komplette Personal die chinesische Variante von »Happy Birthday« für einen betreten dreinblickenden Gast am Nebentisch sang, in dessen Grüner-Tee-Eisbecher
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