Die Liste
werden.
In jedem County wurden außerdem ein Sheriff, ein Steuereinnehmer, ein Steuerveranlagungsbeamter, ein Geschäftsleiter für den Chancery Court und ein Coroner gewählt. Die ländlichen Countys entsandten gemeinsam je einen Vertreter in den Senat und in das Abgeordnetenhaus des Staates. Außerdem konnte man 1971 noch zum Leiter der Straßenbaubehörde, der Überwachungskommission für die Bereitstellung von Versorgungsdiensten, der Landwirt-schaftsbehörde, zum Staatsschatzmeister, Staatswirt-schaftsprüfer, Leiter der Straßenbaubehörde, Generalstaatsanwalt, Vizegouverneur und Gouverneur gewählt werden.
Ich hielt das für ein lächerliches und schwerfälliges System, bis die Bewerber um diese Ämter anfingen, in der Times zu inserieren. Ein besonders unfähiger Constable aus dem Vierten Bezirk (auch bekannt als »Streife Vier«) hatte bis Ende Januar elf Gegenkandidaten. Die meisten dieser armen Kerle erschienen mit einer »Ankündigung«
in unseren Büros, die ihre Ehefrauen handschriftlich auf Notizpapier gekritzelt hatten. Geduldig ging ich den Text durch, nahm Korrekturen vor, beseitigte Unklarheiten und brachte das Ganze in eine verständliche Sprache. Dann kassierte ich und druckte ihre kleinen Anzeigen, die fast 300
alle mit »Nach Monaten des Gebets …« oder »Ich wurde immer wieder um eine Kandidatur gebeten …« anfingen.
Ende Februar fieberte das County bereits den Wahlen vom August entgegen. Sheriff Coley hatte zwei Gegenkandidaten, und zwei weitere Bewerber überlegten sich noch, ob sie gegen ihn antreten sollten. Der letzte Termin für die Bewerbung um dieses Amt war im Juni, und Coleys Kandidatur stand noch aus. Das heizte Spekulationen darüber an, ob er überhaupt in den Ring treten würde.
Es war ein Leichtes, Spekulationen anzuheizen, wenn es um Kommunalwahlen ging.
Miss Callie hing der altmodischen Überzeugung an, dass es Geldverschwendung war, im Restaurant zu essen, und folglich eine Sünde. Ihre Liste potenzieller Sünden war länger als die der meisten Menschen, vor allem als meine.
Es dauerte fast sechs Monate, bis ich sie überredet hatte, mit mir an einem Donnerstag im »Claude’s« Mittag zu essen. Ich argumentierte, dass wir, da ich bezahlte, ja nicht ihr Geld verschwendeten. Also mache sie sich nicht schuldig, und wenn mir noch ein Verstoß mehr zur Last gelegt werde, komme es darauf auch nicht mehr an. Ein Essen im Restaurant gehörte mit Sicherheit zu den harmlosesten Vergehen auf meiner Liste.
Mir war es egal, wenn ich mitten in Clanton mit einer Schwarzen gesehen wurde. Was die Leute sagten, interessierte mich nicht. Es kümmerte mich auch nicht, dass ich der einzige Weiße bei »Claude’s« war. Große Sorge bereitete mir jedoch ein Problem, das mich fast dazu gebracht hätte, die Unternehmung gar nicht erst vorzuschlagen: Wie sollte ich Miss Callie in meinen Triumph Spitfire und wieder hinaus bekommen? Der 301
Wagen war nicht für vollschlanke Damen ihrer Güte gebaut. Sie und Esau besaßen einen alten Buick, in dem einst alle acht Kinder mitgefahren waren. Selbst wenn sie noch einmal zwanzig Kilo zunähme, würde sie leicht auf den Vordersitz passen.
Sie wurde nicht schlanker. Ihr Bluthochdruck und die hohen Cholesterinwerte beunruhigten ihre Kinder sehr. Im Augenblick war sie mit ihren sechzig Jahren noch gesund, aber das konnte sich schnell ändern.
Als wir auf die Straße kamen, blickte sie von oben auf mein Auto herab. Wir hatten März, und es war windig und sah nach Regen aus, deswegen hatte ich das Verdeck geschlossen. Im geschlossenen Zustand wirkte der Zweisitzer noch kleiner.
»Ich bin nicht sicher, ob das klappt«, sagte sie. Doch es hatte sechs Monate gedauert, bis ich sie überredet hatte –
für mich gab es kein Zurück. Ich öffnete die Beifahrertür, der sie sich mit großer Vorsicht näherte.
»Was schlagen Sie vor?«, fragte sie.
»Versuchen Sie es rückwärts.«
Schließlich hatten wir es geschafft. Als ich den Motor anließ, berührten unsere Schultern sich fast. »Ihr Weißen fahrt wirklich komische Autos«, sagte sie, und es klang so verängstigt, als säße sie zum ersten Mal in einem winzigen Flugzeug. Ich ließ die Kupplung los, die Reifen drehten durch, und wir brausten lachend davon, dass der Schotter aufspritzte.
Ich parkte vor dem Büro der Times und half ihr aus dem Auto. Dagegen war das Einsteigen allerdings ein Kinderspiel gewesen. Drinnen stellte ich ihr Margaret Wright und Davey Bigmouth Bass vor und führte
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