Die Liste
der Unmöglichkeit, und bald gab ich den Versuch, im großen Haus zu wohnen, auf und schlich über die Kieseinfahrt zurück in meine Wohnung, wo es erheblich ruhiger war.
Nur ein einziges Mal in den fünf Jahren konnte ich die Klumps nicht pünktlich bezahlen. Ich weigerte mich, einen Kredit für die Renovierung aufzunehmen, obwohl Stan Atcavage jederzeit dazu bereit gewesen wäre. Jeden Freitag setzte ich mich nach der Arbeit mit Lester Klump 343
senior zusammen – gewöhnlich an einem roh zusammen-gezimmerten Tisch aus Sperrholz in einem der Korridore –
, und bei einem kalten Bier zählten wir die Arbeitsstunden und die Materialkosten für die Woche zusammen. Dann schlug ich zehn Prozent auf die Endsumme drauf und stellte einen Scheck aus. Klumps Unterlagen heftete ich sorgfältig ab, und in den ersten zwei Jahren führte ich Buch über die laufenden Kosten der Renovierungsarbeiten. Dann hörte ich allerdings damit auf, der bisher aufgelaufenen Summe die wöchentlich anfallenden Kosten hinzuzurechnen. Ich wollte nicht mehr wissen, was mich der Umbau kostete.
Ich war pleite, aber das war mir egal. Das Geldloch war fürs Erste abgedichtet. Ich war an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten, hatte sie gerade noch so umgangen, und jetzt konnte ich wieder damit anfangen, Geld auf die Seite zu legen.
Zeit, Mühe und Investitionen hatten sich gelohnt, denn ich hatte etwas Großartiges zum Vorzeigen. Das Haus war um 1900 herum von Dr. Miles Hocutt gebaut worden. Es sah ausgesprochen viktorianisch aus und hatte zwei Spitzdächer auf der Vorderseite, ein Türmchen, das über vier Stockwerke nach oben strebte, und eine breite, überdachte Veranda, die sich auf beiden Seiten um das Haus zog. Die Hocutts hatten das Haus im Laufe der Jahre blau und gelb gestrichen, und Mr Klump senior hatte unter drei neueren Farbschichten sogar eine Stelle gefunden, die leuchtend rot gewesen war. Ich war auf Nummer sicher gegangen und bei Weiß und Beige mit hellbraunen Ornamenten geblieben. Das Dach war aus Kupfer. Von außen war es ein recht schlicht aussehendes Haus, aber ich hatte ja schließlich jahrelang Zeit, um es herauszuputzen.
Im Innern waren sämtliche Kiefernböden in den drei Stockwerken aufgearbeitet worden. Wände waren 344
eingerissen worden, damit Räume und Korridore mehr Licht bekamen. Den Klumps war schließlich nichts anderes übrig geblieben, als die alte Küche vollständig herauszunehmen und eine neue einzubauen. Unter den fortwährenden Erschütterungen der Presslufthämmer war dann irgendwann der Kamin im Wohnzimmer eingestürzt.
Aus der Bibliothek machte ich ein Arbeitszimmer, außerdem wurden zwei Wände entfernt. Wenn man jetzt im Eingangsbereich stand, konnte man durch das Arbeitszimmer hindurch bis in die Küche sehen. Ich ließ überall Fenster einbauen, um mehr Licht in das Haus zu holen, das ursprünglich wie eine Höhle gebaut worden war.
Mr Klump gab zu, noch nie Champagner getrunken zu haben, aber er kippte ihn begeistert hinunter, nachdem wir unsere kleine Zeremonie auf der Seitenveranda beendet hatten. Ich übergab ihm seinen hoffentlich letzten Scheck, dann schüttelten wir uns die Hände und ließen uns von Wiley Meek fotografieren. Zum Schluss öffnete ich die Champagnerflasche.
In vielen Räumen stand noch kein einziges Möbelstück.
Es würde Jahre dauern, das Haus entsprechend einzurichten, und ich würde dazu die Hilfe von jemandem brauchen, der weitaus mehr Sachkenntnis und Geschmack hatte als ich. Das Haus war zwar halb leer, aber es sah trotzdem spektakulär aus. Zeit für eine Party!
Ich lieh mir zweitausend Dollar von Mr Atcavage und bestellte in Memphis Wein und Champagner. Das Essen wurde von einem Partyservice in Tupelo geliefert. (Der einzige Lieferservice in Clanton war auf Spareribs und Catfish spezialisiert, aber ich wollte etwas Besseres haben.)
Auf der offiziellen Gästeliste standen dreihundert Namen, darunter alle Einwohner Clantons, die ich kannte, und einige, die ich nicht kannte. Die inoffizielle Liste 345
setzte sich aus den Leuten zusammen, zu denen ich irgendwann einmal gesagt hatte: »Wenn das Haus fertig ist, schmeiße ich eine Party.« Ich lud BeeBee und ihre drei Freundinnen aus Memphis ein, außerdem meinen Vater, aber er war so beunruhigt wegen der Inflation und des Rentenmarktes, dass er nicht kommen wollte. Außerdem lud ich Miss Callie und Esau, Reverend Thurston Small, Claude, drei Angestellte des Gerichts, zwei Lehrerinnen, einen Hilfstrainer
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