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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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gemeint war – aufschlagen sollte. Es dauerte eine Woche, bis ich Harry Rex so weit hatte, dass er einen entsprechenden Vertrag aufsetzte.
    Zuerst hatte er sich geweigert und mir alle möglichen Schimpfwörter an den Kopf geworfen.
    Die Klumps wollten zunächst das Haus entrümpeln und einige Wände einreißen und sich dann das Dach und die Veranda vornehmen. Wenn das getan war, würden wir uns wieder zusammensetzen und die nächste Phase planen.
    Die Bauarbeiten begannen im April 1972.
    Jeden Tag erschien mindestens einer der Klumps mit ein paar Arbeitern. Den ersten Monat verbrachten sie damit, all die Ungeziefer und wilden Tiere zu vertreiben, die es sich schon seit Jahrzehnten im Anwesen der Hocutts gemütlich machten.

    Einige Stunden nach der Abschlussfeier der Highschool wurde ein Wagen mit Schülern aus der letzten Klasse von einem Staatspolizisten angehalten. Jeder der Insassen hielt eine Bierdose in der Hand, und der Beamte – ein Neuling, frisch von der Polizeischule, den man darauf gedrillt hatte, auf so etwas zu achten – roch etwas sehr Merkwürdiges.
    Nun hatten die Drogen auch in Ford County Einzug gehalten.
    Im Wagen wurde Marihuana gefunden. Alle sechs Schüler wurden wegen Drogenbesitzes und sämtlicher anderer Delikte angeklagt, die die Polizei ihnen anhängen konnte. Die Stadt war schockiert – wie war es möglich, dass Drogen in unsere unschuldige kleine Gemeinschaft 337

    geschmuggelt worden waren? Wie konnten wir diese Entwicklung aufhalten? Ich erwähnte den Vorfall in der Zeitung, machte aber keine große Sache daraus. Was für einen Sinn hatte es, auf sechs anständigen Jugendlichen herumzutrampeln, die bloß einen Fehler gemacht hatten?
    Sheriff Meredith wurde zitiert, der gesagt hatte, dass die Polizei alles tun werde, um die Stadt »von dieser Geißel zu befreien«. »Wir sind hier nicht in Kalifornien«, so der Sheriff weiter.
    Von einem Tag auf den anderen hielten sämtliche Einwohner von Clanton Ausschau nach Drogenhändlern, obwohl niemand so genau wusste, wie diese aussahen.
    Da die Polizei in Alarmbereitschaft war und am liebsten gleich noch eine Drogenrazzia durchgeführt hätte, sollte unsere für nächsten Donnerstag geplante Pokerrunde an einem anderen Ort stattfinden. Bubba Crockett und Darreil Radke wohnten in einer baufälligen alten Holzhütte, zusammen mit Ollie Hinds, der ebenfalls in Vietnam gewesen war und nicht pokerte. Das »Fuchsloch«, wie sie ihre Hütte nannten, lag versteckt in einer dicht bewaldeten Schlucht am Ende einer unbefestigten Straße, die man selbst am helllichten Tag nicht finden konnte.
    Ollie Hinds litt an allen möglichen Nachkriegstraumata, zu denen sich vermutlich noch einige andere aus der Zeit vor Vietnam gesellten. Er stammte aus Minnesota und hatte mit Bubba zusammen gedient und Schreckliches durchgemacht. Er war angeschossen worden und hatte Verbrennungen erlitten, dann war er für kurze Zeit in Gefangenschaft gewesen, hatte aber fliehen können.
    Nachdem ein Seelenklempner der Army gesagt hatte, er brauche professionelle Hilfe, hatte man Ollie nach Hause geschickt. Offenbar hatte er diese Hilfe jedoch nie bekommen. Als ich ihn kennen lernte, trug er gerade kein Hemd. Sein Oberkörper war mit Narben und Tätowierun-338

    gen übersät. Er sah mich mit glasigen Augen an, was, wie ich bald erfahren sollte, bei ihm völlig normal war.
    Ich war froh, dass Ollie kein Poker spielte. Nach einigen Spielen mit schlechtem Blatt wäre ihm durchaus zuzutrauen, dass er ein Sturmgewehr holte und den Spielstand damit ausglich.
    Über die Festnahme der sechs Jugendlichen und die Reaktion der Stadt darauf wurden zahllose Witze gemacht.
    Die Leute benahmen sich, als wären die sechs Teenager die ersten Drogenkonsumenten im County. Aber da man sie erwischt hatte, waren alle der Meinung, dass die Behörden die Krise im Griff hatten. Mit Wachsamkeit und strengen Worten würde man die Plage illegaler Drogen sicher bald in einen anderen Teil des Landes verdrängen können.
    Nixon hatte den Hafen von Haiphong vermint und gerade die massive Bombardierung von Hanoi angeordnet.
    Ich erwähnte es, um eine Reaktion zu provozieren, aber an jenem Abend war der Krieg kaum von Interesse.
    Darrell hatte gehört, dass ein junger Schwarzer aus Clanton eingezogen worden war und sich nach Kanada abgesetzt hatte. Ich sagte nichts dazu.
    »Das war schlau von ihm«, meinte Bubba.
    Das Gespräch drehte sich bald wieder um Drogen.
    Bubba musterte seinen Joint anerkennend und

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