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Die Liste

Die Liste

Titel: Die Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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paar Stunden mit seiner Freundin Lydia Vince verbracht, die keinen Kilometer von Rhoda Kassellaw entfernt gewohnt habe. Er wisse, wo Rhoda gewohnt habe, weil er sie mehrmals besucht habe. Sie habe eine feste Beziehung gewollt, aber er sei zu sehr mit Lydia beschäftigt gewesen. Ja, er sei zweimal mit Rhoda intim geworden. Sie hätten sich in den Klubs an der Staatsgrenze kennen gelernt und miteinander getrunken und getanzt. Sie sei heißblütig, für ihre lockere Moral bekannt gewesen und habe herumgeschlafen.
    Bei dieser Verunglimpfung des Opfers senkte Ginger den Kopf und hielt sich die Ohren zu, was den Geschworenen nicht entging.
    Er glaube den Blödsinn nicht, den Lydias Ehemann über ihre lesbischen Neigungen verbreitet habe. Sie möge Männer. Malcolm Vince lüge, damit er das Sorgerecht für das Kind bekomme.
    Padgitt war kein schlechter Zeuge, aber schließlich ging es um sein Leben. Die Antworten kamen schnell, er lächelte zu oft und zu unaufrichtig in Richtung Geschworenenbank, seine Geschichte war sauber und glatt und passte zu gut. Während ich ihm zuhörte, beobachtete ich die Geschworenen und bemerkte keine großen Sympathien. Fargarson, der verkrüppelte Junge, wirkte genauso skeptisch wie bei allen anderen Zeugen. Mr John Deere hatte immer noch die Arme vor der Brust 211

    verschränkt und blickte finster drein. Miss Callie hielt nichts von Padgitt, aber wahrscheinlich hätte sie ihn wegen Ehebruchs ebenso bereitwillig ins Gefängnis geschickt wie wegen Mordes.
    Wilbanks machte es kurz. Sein Mandant würde ausreichend Gelegenheit haben, sich in die Tinte zu reiten, da musste er der Anklage die Arbeit nicht noch erleichtern.
    Als er sich setzte, warf er den älteren Padgitts einen Blick zu, der von echtem Hass erfüllt schien. Dann wappnete er sich für die Dinge, die da kommen würden.
    Einen schuldigen Verbrecher dieser Art ins Kreuzverhör zu nehmen ist der Traum jedes Staatsanwalts. Gaddis schritt bedächtig zum Tisch mit den Beweismitteln und nahm Dannys blutiges Hemd. »Beweisstück Nummer acht«, sagte er zum Protokollführer, wobei er es so hielt, dass die Geschworenen es noch einmal sehen konnten.
    »Wo haben Sie dieses Hemd gekauft, Mr Padgitt?«
    Danny erstarrte. Er wusste nicht recht, ob er abstreiten sollte, dass es ihm gehörte, oder ob er versuchen sollte, sich zu erinnern, wo er das Ding gekauft hatte.
    »Sie haben es doch nicht gestohlen, oder?«, brüllte Gaddis ihn an.
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Dann beantworten Sie meine Frage, und denken Sie bitte daran, dass Sie unter Eid stehen. Wo haben Sie dieses Hemd gekauft?« Bei diesen Worten hielt Gaddis das Hemd mit den Fingerspitzen von sich, als wäre das Blut noch feucht und könnte seinen Anzug besudeln.
    »Drüben in Tupelo, glaube ich. Ich kann mich wirklich nicht erinnern. Es ist nur ein Hemd.«
    »Wie lange haben Sie es schon?«
    Wieder eine Pause. Welcher Mann kann sich schon 212

    erinnern, wann er ein bestimmtes Hemd gekauft hat?
    »Seit einem Jahr oder so vielleicht. Ich führe über meine Kleidung nicht Buch.«
    »Ich auch nicht«, sagte Gaddis. »Als Sie in jener Nacht mit Lydia im Bett lagen, hatten Sie das Hemd da ausgezogen?«
    Ein sehr vorsichtiges »Ja« war die Antwort.
    »Und wo war es, während Sie beide, äh, Verkehr hatten?«
    »Auf dem Boden, nehme ich an.«
    Nachdem feststand, dass das Hemd Danny Padgitt ge-hörte, machte Gaddis den Zeugen nach Strich und Faden fertig. Er holte den Bericht des Kriminallabors heraus, las ihn Danny vor und fragte, wie es komme, dass das Hemd mit seinem Blut befleckt sei. Das führte zu einer Diskussion über seine Fahrtüchtigkeit, seine Neigung zur Raserei, die Art des Fahrzeugs und die Tatsache, dass er rechtlich gesehen betrunken war, als er den Pick-up zu Schrott fuhr. Gaddis attackierte ihn, als wäre das Fahren in alkoholisiertem Zustand allein schon ein tödliches Verbrechen. Danny erwies sich erwartungsgemäß als dünnhäutig und fing an, bei Gaddis’ spitzen, sardonischen Fragen hochzugehen.
    Dann ging es mit den Flecken von Rhoda Kassellaws Blut weiter. Wenn Danny sich mit Lydia im Bett vergnügt und das Hemd auf dem Boden gelegen hatte, wie um alles in der Welt war dann Rhodas Blut aus ihrem fast einen Kilometer entfernten Schlafzimmer in das von Lydia gelangt?
    Eine Verschwörung, sagte Danny, und schaufelte sich mit dieser neuen Theorie eine Grube, aus der er niemals herauskommen würde. Zu viel Zeit allein in einer Gefängniszelle kann für einen schuldigen

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