Die Liste
Aussage.«
»Abgelehnt!«, fauchte Loopus in Richtung Verteidigung.
Der Richter wollte einen fairen Prozess. Um die vielen Lügen der Verteidigung auszugleichen, ließ er der Anklage bei der Beschreibung des Verbrechens Raum.
»Sie haben ihr nicht mit einem Schal die Augen 216
verbunden?«
Padgitt schüttelte ununterbrochen den Kopf, während die Schilderung ihrem Höhepunkt zustrebte.
»Und ihr auch nicht mit Ihrem Messer das Höschen vom Leib geschnitten?«
»Nein.«
»Und Sie haben sie nicht in ihrem eigenen Bett vergewaltigt, während ihre beiden kleinen Kinder in der Nähe schliefen?«
»Habe ich nicht.«
»Und die Kinder wurden auch nicht durch den Lärm geweckt?«
»Nein.«
Gaddis trat so dicht an die Zeugenbank heran, wie es der Richter zuließ, und blickte die Geschworenen traurig an.
Dann wandte er sich an Danny. »Michael und Teresa wollten nach ihrer Mutter sehen, nicht wahr, Mr Padgitt?«
»Das weiß ich nicht.«
»Und sahen, wie Sie auf ihr lagen, stimmt’s?«
»Ich war nicht dort.«
»Rhoda hörte ihre Stimmen, richtig? Hat sie Sie angeschrien, Sie gebeten, aufzuhören?«
»Ich war nicht dort.«
»Und Rhoda tat das, was jede Mutter getan hätte – sie schrie den Kindern zu, wegzulaufen, nicht wahr, Mr Padgitt?«
»Ich war nicht dort.«
»Sie waren dort!«, dröhnte Gaddis, dass die Wände zu erbeben schienen. »Ihr Hemd war dort, Ihre Fußabdrücke waren dort, Sie haben Ihr Sperma hinterlassen! Halten Sie diese Geschworenen für dumm, Mr Padgitt?«
217
Der Zeuge schüttelte unverwandt den Kopf, während Gaddis langsam zu seinem Stuhl zurückging und ihn unter dem Tisch hervorzog. Bevor er sich setzte, sagte er: »Sie sind ein Vergewaltiger. Sie sind ein Mörder. Und Sie sind ein Lügner, nicht wahr, Mr Padgitt?«
Wilbanks war aufgesprungen und schrie: »Einspruch, Euer Ehren! Das reicht!«
»Akzeptiert. Noch Fragen, Mr Gaddis?«
»Nein, Euer Ehren, die Anklage ist mit diesem Zeugen fertig.«
»Möchten Sie Ihre Befragung fortsetzen, Mr Wilbanks?«
»Nein, Euer Ehren.«
»Der Zeuge ist entlassen.« Langsam stand Danny auf.
Lange schon war ihm das Grinsen vergangen, keine Spur von Großspurigkeit war mehr zu entdecken. Sein Gesicht war rot vor Wut und nass vom Schweiß.
Während er sich anschickte, an den Tisch der Verteidigung zurückzukehren, wandte er sich plötzlich an die Geschworenen und sagte etwas, das alle im Saal wie ein Schlag vor den Kopf traf. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer hasserfüllten Grimasse, und er stach mit dem rechten Zeigefinger in die Luft. »Wenn ihr mich verurteilt«, sagte er, »mache ich euch fertig, und zwar jeden Einzelnen von euch!«
»Gerichtsdiener!«, rief Richter Loopus, während er nach seinem Hammer griff. »Das reicht, Mr Padgitt.«
»Jeden Einzelnen von euch!«, wiederholte Danny lauter.
Gaddis sprang auf, wusste aber nicht, was er sagen sollte.
Warum auch? Der Angeklagte brachte sich selbst um Kopf und Kragen. Wilbanks erhob sich ebenfalls, war aber ebenso ratlos. Zwei Deputys stürzten sich auf Padgitt und stießen ihn zum Tisch der Verteidigung. Bei seinem 218
Abgang funkelte er die Geschworenen an, als hätte er am liebsten eine Granate auf sie geworfen.
Nachdem sich die Dinge wieder beruhigt hatten, stellte ich fest, dass mein Herz vor Aufregung raste. Selbst Baggy war zu verblüfft, um etwas zu sagen.
»Mittagspause«, verkündete der Richter, und wir verließen fluchtartig den Saal. Ich hatte keinen Hunger mehr. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren, um eine Dusche zu nehmen.
219
18
ie Verhandlung ging um fünfzehn Uhr weiter. Alle Geschworenen waren anwe
D
send, die Padgitts hatten
während der Mittagspause keinen um die Ecke gebracht.
Miss Callie lächelte mir zu, aber es wirkte nicht überzeugend.
Richter Loopus erklärte den Geschworenen, dass nun die Schlussplädoyers folgen würden. Danach lese er ihnen seine offiziellen Anweisungen vor. In wenigen Stunden liege die Entscheidung über den Fall bei ihnen. Sie hörten aufmerksam zu, aber ich bin mir sicher, sie hatten sich noch nicht davon erholt, dass man so offen versucht hatte, sie einzuschüchtern. Die gesamte Stadt stand unter Schock. Die Geschworenen vertraten die Bürger der Stadt, und wer sie bedrohte, bedrohte uns alle.
Gaddis fing an. Binnen weniger Minuten kam er erneut auf das blutige Hemd zu sprechen, wobei er sehr darauf achtete, es nicht zu übertreiben. Die Geschworenen verstanden ohnehin. Sie kannten das Beweisstück
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