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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ihn ertragen. Und es war schön, nach über einem Jahr wieder einmal englisch zu sprechen und zu hören.
    »Ellis«, sagte sie unbeholfen. »Was in aller Welt tust du hier?«
    »Das gleiche wie du«, erwiderte er.
    Was meinte er damit? Spionage? Nein, Ellis wusste nichts von Jean-Pierres Geheimnis.
    Ellis sah, dass Jane nicht recht verstand, und ergänzte: »Ich meine, ich bin hier, um den Rebellen zu helfen.«
    Würde er die Wahrheit über Jean-Pierre herausfinden? Jane hatte plötzlich Angst um ihren Mann. Vielleicht würde Ellis ihn umbringen.
    »Wessen Baby ist das?« fragte Ellis.
    »Es ist mein Baby. Und Jean-Pierres. Sie heißt Chantal.« Plötzlich wirkte Ellis sehr traurig, und Jane begriff, dass er gehofft hatte, sie sei unglücklich verheiratet. O Gott, ich glaube, er liebt mich noch immer, dachte sie. Sie versuchte das Thema zu wechseln.
    »Aber wie willst du den Rebellen helfen?«
    Er griff nach seinem Gepäck. Es handelte sich um eine Art Kleidersack, wie er früher bei Soldaten gebräuchlich gewesen war, groß, wurstförmig, aus kakifarbenem Grobleinen.
    »Ich werde ihnen beibringen, wie man Straßen und Brücken sprengt«, sagte er. »Wie du siehst, stehe ich in diesem Krieg auf derselben Seite wie du.«
    Aber nicht auf derselben Seite wie Jean-Pierre, dachte sie. Was nun? Die Afghanen hegten nicht den geringsten Verdacht gegen Jean-Pierre, doch Ellis kannte sich in Tarn-und Täuschungsmanövern nur allzu gut aus. Früher oder später würde er alles herausfinden. »Wie lange wirst du denn hierbleiben?« fragte sie. Wenn er nur kurze Zeit blieb, würde er vielleicht nichts merken. »So den Sommer über«, erwiderte er vage.
    Vielleicht würde er kaum Gelegenheit haben, mit Jean-Pierre zusammenzutreffen. »Wo wirst du wohnen?« fragte sie ihn.
    »In diesem Dorf.«
    »Oh.«
    Er hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme und lächelte betrübt. »Ich hätte wohl damit rechnen müssen, dass du dich über das Wiedersehen nicht gerade freust …«
    In Janes Kopf jagten sich die Gedanken. Wenn sie Jean-Pierre dazu bringen konnte, mit dem Spionieren aufzuhören, so wäre er nicht mehr in Gefahr. Plötzlich fühlte sie sich einer Konfrontation mit ihm gewachsen. Wie kommt das? fragte sie sich. Weil ich ihn nicht mehr fürchte. Und warum fürchte ich ihn nicht mehr? Weil Ellis hier ist.
    Es war mir gar nicht klar, dass ich solche Angst vor meinem Mann hatte.
    »Im Gegenteil«, sagte sie zu Ellis und dachte: Wie cool ich bin! »Ich freue mich, dass du hier bist.«
    Ein Schweigen trat ein. Ellis wusste offensichtlich nicht, wie er Janes Reaktion deuten sollte. Nach einigen Sekunden sagte er: »Ah, ich habe in diesem Gewirr eine Menge Sprengstoff und so Zeug stehen. Es ist besser, wenn ich ein Auge drauf habe.«
    Jane nickte. »Okay.«
    Ellis drehte sich um und verschwand in der Menge. Jane, noch immer ein wenig benommen, verließ langsam den Hof. Ellis war hier, im Fünf-Löwen-Tal , und augenscheinlich liebte er sie noch immer.
    Als sie das Krämerhaus erreichte, trat Jean-Pierre heraus. Auf seinem Weg zur Moschee schien er hier kurz Zwischenstation gemacht zu haben, wahrscheinlich, um seine Arzttasche abzustellen. Jane wusste nicht recht, was sie zu ihm sagen sollte. »Der Konvoi hat jemanden mitgebracht, den du kennst«, begann sie.
    »Einen Europäer?«
    »Ja.«
    »Wer ist es?« ,
    »Geh hin und lass dich überraschen.«
    Er eilte davon. Jane trat ein. Was würde Jean-Pierre unternehmen, wenn er wusste , dass Ellis hier war? Zweifellos würde er es den Russen melden wollen. Und die Russen würden Ellis töten wollen.
    Der Gedanke machte sie zornig. »Das Morden muss aufhören!« sagte sie laut. »Ich lasse es nicht zu!« Ihre Stimme brachte Chantal zum Weinen. Jane wiegte sie, bis sie sich wieder beruhigte.
    Aber wie fange ich das an? dachte Jane.
    Ich muss verhindern, dass er mit den Russen in Verbindung tritt.
    Wie?
    Hier im Dorf kann er sich mit seinem Kontaktmann nicht treffen. Also brauche ich nur dafür zu sorgen, dass Jean-Pierre hierbleibt.
    Ich werde zu ihm sagen: Du muss t mir versprechen, das Dorf nicht zu verlassen. Weigerst du dich, sage ich Ellis, dass du ein Spion bist, und er wird dafür sorgen, dass du das Dorf nicht verlässt .
    Aber was ist, wenn Jean-Pierre mir das Versprechen zwar gibt, es jedoch bricht?
    Nun, dann würde ich jedenfalls wissen, dass er das Dorf verlassen hat und sich mit seinem Kontaktmann trifft -und ich könnte Ellis warnen.
    Hat er irgendeine andere Möglichkeit, mit den

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