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Die Löwen

Die Löwen

Titel: Die Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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zusammengehalten. Sie streckte die Hände empor und versuchte, einen Stein aus der obersten Schicht zu lösen. Er saß zu fest. Sie versuchte es mit dem nächsten, dann mit dem übernächsten. Der vierte Stein schließlich schien ein wenig lockerer zu sitzen. Sie zog und zerrte daran. Er gab ein wenig nach. »Komm schon, nun komm doch schon!« rief sie. Sie zerrte noch heftiger. Der raue Stein schnitt ihr in die Hände. Noch einmal setzte sie ihre ganze Kraft ein, und der Stein löste sich. Als der Stein auf den Boden fiel, sprang sie rasch zurück. Er hatte etwa die Größe einer Konservendose: gerade richtig. Sie hob ihn mit beiden Händen auf und lief hastig ins Haus zurück.
    Im vorderen Raum nahm sie das Funkgerät vom Boden und legte es auf den gekachelten Ladentisch. Dann hob sie den Stein mit beiden Händen über den Kopf und ließ ihn mit aller Macht auf das Gerät herabsausen.
    In dem Plastikgehäuse zeigte sich ein Rissriss .
    Sie musste härter zuschlagen.
    Wieder hob sie den Stein hoch, wieder ließ sie ihn krachend heruntersausen. Diesmal barst das Plastikgehäuse und legte das Innere frei, darunter zwei Batterien mit russischer Beschriftung. Sie nahm die Batterien heraus, warf sie auf den Boden und begann dann, den Rest mit dem Stein zu zertrümmern.
    Plötzlich wurde sie von hinten gepackt, und Jean-Pierre rief: »Was tust du da?«
    Sie wehrte sich gegen seinen Griff, konnte sich für einen Augenblick befreien und schlug erneut mit dem Stein auf das Funkgerät ein.
    Er packte sie bei den Schultern und schleuderte sie zur Seite. Sie stolperte und stürzte zu Boden, wobei sie sich das Handgelenk verrenkte.
    Er starrte auf das Funkgerät. »Es ist kaputt!« sagte er. »Nicht mehr zu reparieren!« Er griff nach ihr, zerrte sie am Hemd hoch. »Du weißt nicht, was du getan hast!« schrie er.
    In seinen Augen lagen Verzweiflung und rasende Wut.
    » Lass lass mich los.« schrie sie ihn an. Er hatte kein Recht, sie so zu behandeln, schließlich war er es ja, der sie angelogen hatte. »Wie kannst du es wagen, so mit mir umzugehen«
    »Wie ich es wagen kann?« Er ließ ihr Hemd los, holte mit dem Arm aus und hieb zu. Der Schlag traf sie genau in den Unterleib. Für den Bruchteil einer Sekunde war sie paralysiert durch den Schock; dann kam der Schmerz, von tief innen, wo sie sich noch wund fühlte von der Schwangerschaft und sie heulte auf und beugte sich vor, die Hände gegen den Leib gepresst gepresst .
    Da sie unwillkürlich die Augen geschlossen hatte, sah sie den zweiten Hieb nicht kommen.
    Jean-Pierres Faust traf sie mitten auf den Mund. Jane schrie gellend. Sie konnte kaum glauben, dass er ihr das wirklich antat. Sie öffnete die Augen und sah Jean-Pierre an, voll Angst, er könne sie noch einmal schlagen.
    »Wie ich es wagen kann?« brüllte er. »Wie ich es wagen kann?«
    Sie fiel auf die Knie und begann zu schluchzen vor Schock und Schmerz und Leid. Der Mund tat ihr so weh, dass sie kaum sprechen konnte. »Bitte schlag mich nicht«, brachte sie hervor. »Bitte schlag mich nicht wieder.« Schützend hielt sie eine Hand vor ihr Gesicht.
    Er kniete nieder, stieß ihre Hand beiseite und brachte sein Gesicht ganz dicht vor ihr Gesicht. »Seit wann weißt du es?« zischte er.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sie schwollen bereits an. Sie tupfte mit dem Ärmel dagegen und sah dann Blut auf dem Stoff. Sie sagte: »Seit ich dich in der Steinhütte sah … auf dem Weg nach Cobak.«
    »Aber du hast doch nichts gesehen!« »Er sprach mit russischem Akzent und sagte, er hätte Blasen. Das machte mich stutzig, und dann ging mir ein Licht auf.«
    Eine kleine Pause trat ein. Jean-Pierre dachte angestrengt nach. »Warum jetzt?« fragte er schließlich. »Weshalb hast du das Gerät nicht schon eher kaputtgemacht?«
    »Ich habe mich nicht getraut.«
    »Und warum jetzt?«
    »Ellis ist hier.«
    Jane nahm das Bisschen Mut zusammen, das ihr noch geblieben war. »Wenn du mit… mit dem Spionieren nicht aufhörst, dann … werde ich es Ellis sagen, und er wird schon dafür sorgen.«
    Er packte sie bei der Kehle. »Und wenn ich dich erwürge, du Luder?«
    »Wenn mir irgendetwas zustößt, dann … wird Ellis der Sache auf den Grund gehen. Er liebt mich noch immer.«
    Sie sah ihn an. In seinen Augen brannte Hasshass . »Jetzt werde ich ihn niemals kriegen!«
    sagte er. Wen meinte er damit? dachte Jane. Ellis? Nein. Masud? Seine Hände umspannten noch immer ihren Hals. Jane fühlte, wie sich sein Griff verstärkte.

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